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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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überallhin.«
    »Sie haben sich ziemlich verändert.«
    »Sonst wäre ich schon tot.« Er sah kurz auf die Uhr. »Hören Sie, ich möchte Sie nicht drängen, aber ich sollte mich wohl langsam auf den Weg hinüber in die Kirche machen.«
    »Dann will ich Sie nicht aufhalten. Danke, daß Sie sich die Zeit genommen haben. Kann ich Sie mitnehmen?«
    »Klar. Wir können unterwegs reden.«
    Als wir im Auto saßen, dirigierte er mich zurück zur Landstraße. Wir bogen nach rechts auf die 166 ein, wieder in Richtung Osten. Eine Weile fuhren wir in freundschaftlichem Schweigen dahin. Dann warf er mir einen Blick zu. »Worin besteht eigentlich Ihr Auftrag? Mich finden und Bericht erstatten?«
    »So in etwa«, antwortete ich. »Jetzt, wo wir eine gültige Adresse haben, wird Ihnen Tasha Howard, die Anwältin, eine Benachrichtigung über die Testamentseröffnung zuschicken.«
    »Oh, genau. Das habe ich ganz vergessen. Ich bin ja ein Begünstigter, haben Sie gesagt.« Sein Tonfall war heiter und nahezu spöttisch geworden.
    »Das interessiert Sie nicht?«
    »Nicht besonders. Ich dachte, ich brauchte etwas von diesen Leuten, aber es hat sich herausgestellt, daß dem doch nicht so ist.« Er wies auf eine herannahende Kreuzung, und ich bog nach rechts auf eine kleine Nebenstraße ab. Der Straßenbelag hatte sich von Asphalt zu losem Kies verwandelt, und ich konnte beim Weiterfahren die weißen Staubwolken in meiner Heckscheibe aufwirbeln sehen. Die Kirche lag am Rand einer Weide etwa eine halbe Meile weit entfernt. Auf einem Schild stand: JUBILEE EVANGELICAL CHURCH.
    »Sie können hier rechts ranfahren«, sagte er. »Möchten Sie mit reinkommen und die Kirche sehen? Wenn Sie nach Stunden bezahlt werden, können Sie sich doch ruhig alles anschauen. Ich bin sicher, Donnie kann es sich leisten.«
    Ich zögerte ein wenig. »Na gut.«
    Er legte den Kopf schief. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich werde nicht versuchen, Sie zu bekehren.«
    Ich parkte, und wir stiegen aus. Er gab zwar keine feierliche Erklärung ab, aber ich merkte ihm an, daß er stolz auf diesen Ort war. Er zog einen Schlüsselbund heraus und schloß auf.
    Die Kirche war klein und aus Holz gebaut. Ihr unscheinbares Äußeres vermittelte den Eindruck von Redlichkeit. Die Buntglasfenster waren schlicht. Jedes war in sechs blaßgoldene Scheiben unterteilt, an deren unterem Rand jeweils eine Inschrift eingraviert war. Vorne, links von einer erhöhten, mit Teppichen ausgelegten Plattform, stand eine schmucklose hölzerne Kanzel. Zur Rechten erhob sich eine Orgel, vor der drei Stuhlreihen für den Chor aufgestellt waren. Der Blumenschmuck vom vergangenen Sonntag beschränkte sich auf einen Zweig weißer Gladiolen. »Vor zehn Jahren ist das hier alles von einem Feuer zerstört worden. Die Gemeinde hat alles von Grund auf wieder aufgebaut.«
    Ich sagte: »Wie haben Sie zu sich gefunden? Das muß schwer gewesen sein.«
    Er setzte sich auf eine der vorderen Kirchenbänke, und ich bemerkte, daß er sich umblickte und diesen Ort vielleicht so sah wie ich. »Ich schreibe es unserem Herrn zu, obwohl Pete immer sagt, daß ich die Arbeit selbst gemacht hätte«, antwortete er. »Ich bin ohne viel Betreuung aufgewachsen, ohne irgendwelche Werte. Ich mache niemandem einen Vorwurf. Es war eben so. Meine Eltern waren anständige Leute. Sie haben nicht getrunken oder mich geschlagen oder irgend so was, aber sie haben nie von Gott und ihren religiösen Überzeugungen gesprochen, vorausgesetzt, sie hatten welche, was vermutlich nicht der Fall war. Meine Brüder und ich... sogar als wir noch ganz klein waren... sind nie zur Sonntagsschule oder in die Kirche gegangen.
    Meine Eltern hatten etwas gegen >organisierte Religion<. Ich weiß nicht, was dieser Begriff für sie bedeutete oder was ihre Auffassung war, aber sie waren stolz darauf, daß keiner von uns je damit in Berührung kam. Als wäre es eine Art Krankheit. Ich weiß noch, daß sie ein Buch von diesem Typen namens Philip Wylie hatten. Generation of Vipers. Er setzte die Lehre der Kirche mit intellektueller Korruption gleich, mit der Verkrüppelung junger Geister.«
    »Manche Leute sind dieser Ansicht«, sagte ich.
    »Ja, ich weiß. Ich kapiere es zwar nicht, aber ich stoße draußen in der Welt immer wieder darauf. Die Leute meinen anscheinend, daß man nicht sehr helle sein kann, wenn man zur Kirche geht. Ich meine, nur weil ich ein Wiedergeborener hin, heißt das nicht, daß ich IQ-Punkte eingebüßt habe.«
    »Bestimmt

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