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Goldgrube

Goldgrube

Titel: Goldgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gegenüber von mir Platz, während sich Jack in Blickrichtung auf den Kamin setzte, Bennet zu seiner Linken.
    Es war aufschlußreich, die drei Brüder zusammen in einem Zimmer zu sehen. Trotz der Ähnlichkeit in ihren Farben waren ihre Gesichter sehr unterschiedlich, wobei das von Bennet aufgrund seines Vollbarts besonders abstach. Donovan und Jack waren etwas zierlicher gebaut, aber keiner von beiden war so anziehend wie ihr abtrünniger Bruder Guy. Jack beugte sich vor und begann gelangweilt die Beileidskarten durchzusehen.
    Ich rechnete damit, daß mich Donovan gleich nach meinem Bericht fragen würde, als Myrna mit verschiedenen Speisen auf einem Tablett ins Zimmer kam. Das Tablett selbst besaß die Größe eines Gullydeckels; es war sehr schlicht, vermutlich Sterlingsilber, und um den Rand herum stark angelaufen. Neben etwas, das aussah wie Käsecreme auf Crackern, bestanden die Hors d’œuvres aus einer Schüssel Erdnüsse und einer Schüssel nicht entkernter grüner Oliven in Salzlake. Niemand sagte ein Wort, bis Myrna wieder hinausgegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    Jack beugte sich vor. »Was ist denn das für ein Scheiß?«
    Bennet lachte genau in dem Moment, in dem er einen Mundvoll Martini hinunterschluckte. Er stieß ein schnaubendes Geräusch aus und würgte dabei, und ich sah Gin aus seiner Nase tropfen. Er hustete in sein Taschentuch, während Jack kurz in seine Richtung lächelte. Ich wette, als Kinder haben sie mitten beim Essen gegenüber dem anderen den Mund aufgesperrt und zerkaute Speisen zur Schau gestellt.
    Christie warf ihnen einen mißbilligenden Blick zu. »Enid hat heute abend frei. Könntet ihr euch bitte die Kritik sparen? Myrna ist Krankenschwester. Sie ist eingestellt worden, um Dad zu pflegen, nicht um euch beide zu bedienen. Wir können von Glück sagen, daß sie dageblieben ist, und das wißt ihr ganz genau. Hier macht ja doch niemand einen Finger krumm außer mir.«
    »Danke, daß du das klargestellt hast, Christie. Was bist du doch für ein verdammtes Prachtstück«, sagte Jack.
    »Hör auf damit«, sagte Donovan. »Könnten wir das bitte lassen, bis wir gehört haben, was sie zu sagen hat?« Er schnappte sich eine Handvoll Erdnüsse und verspeiste eine nach der anderen, während sich seine Aufmerksamkeit wieder mir zuwandte. »Möchten Sie uns jetzt aufklären?«
    Ich nahm mir ein paar Minuten Zeit, um die Methoden zu erläutern, mit deren Hilfe ich es geschafft hatte, Guy Malek ausfindig zu machen. Ohne Darcy Pascoe oder die California-Fidelity-Versicherungsgesellschaft zu erwähnen, berichtete ich von den Schritten, die mir zu der Information über Guys Personalausweis geholfen hatten. Ich gebe zu, daß ich es ausschmückte und es problematischer klingen ließ, als es tatsächlich gewesen war. »Soweit ich es beurteilen kann, hat Ihr Bruder seine Vergangenheit hinter sich gelassen. Er arbeitet als eine Art Hausmeister für die Jubilee Evangelical Church. Meines Wissens verdingt er sich außerdem als Mädchen für alles bei verschiedenen Leuten in Marcella. Er sagt, er sei der einzige im Ort, der häusliche Reparaturen erledigt, und so verdient er seinen Maßstäben nach genug. Sein Lebensstil ist einfach, aber er kommt zurecht.«
    Donovan fragte: »Ist er verheiratet?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt, ob er verheiratet ist, aber es sah nicht danach aus. Er hat keine Ehefrau erwähnt. Die Unterkunft stellt ihm die Kirche als Gegenleistung für seine Dienste zur Verfügung. Das Haus ist ziemlich baufällig, aber er scheint ganz zufrieden zu sein. Das sind natürlich nur oberflächliche Urteile, aber ich habe nicht genauer nachgeforscht.«
    Bennet nagte eine Olive ab und legte den Kern auf eine Papierserviette. »Warum Marcella? Das ist doch ein Dreckskaff.«
    »Der Pfarrer von dieser Kirche hat ihn an dem Tag, als er von zu Hause weggegangen ist, auf der 101 aufgelesen. Seither hat er sein Leben im großen und ganzen in Marcella verbracht. Die Kirche, der er beigetreten ist, scheint ziemlich streng zu sein. Weder Tanz noch Kartenspielen oder dergleichen. Er hat gesagt, er tränke ab und zu ein Bier, aber er nimmt keine Drogen mehr. Und das seit mittlerweile fast fünfzehn Jahren.«
    »Wenn man ihm das abnehmen kann«, sagte Bennet. »Ich weiß nicht, wieviel Sie bei Ihrem kurzen Aufenthalt mitgekriegt haben. Wie lange waren Sie dort — eine Stunde?«
    »In etwa«, antwortete ich. »Aber ich bin ja keine Anfängerin. Ich hatte früher schon mit Süchtigen zu

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