Goldgrube
tun, und glauben Sie mir, er sah nicht wie einer aus. Und Lügnern komme ich auch auf die Schliche.«
»Keine Kritik«, sagte er. »Ich bin von Natur aus skeptisch, wenn es um Guy geht. Er konnte schon immer eine tolle Schau abziehen.« Er trank seinen Martini aus und behielt das Glas in der Hand. Die letzten Spuren des Gin bildeten eine deutliche Wellenlinie am Glasrand. Er griff nach dem Krug und schenkte sich den nächsten Drink ein.
»Mit wem haben Sie sonst noch gesprochen?« wollte Donovan wissen und schob sich wieder in den Vordergrund. Er führte eindeutig die Regie bei dieser Veranstaltung und wollte dafür sorgen, daß Bennet dies bewußt blieb. Bennet für sein Teil schien sich mehr für seinen Martini zu interessieren als für das Gespräch. Ich konnte sehen, wie sich die Anspannung in seinem Gesicht glättete. Seine Fragen hatten seine Selbstdisziplin demonstrieren sollen.
Ich zuckte die Achseln. »Ich habe im Ort kurz haltgemacht und Guy beiläufig gegenüber der Besitzerin des Gemischtwarenladens erwähnt. Es sind kaum mehr als fünf- oder sechshundert Einwohner, und ich nehme an, daß jeder über jeden Bescheid weiß. Sie hat nicht mit der Wimper gezuckt und keinerlei Kommentar über ihn abgegeben. Der Pfarrer und seine Frau schienen ihn aufrichtig gern zu haben und sprachen voller Stolz davon, wie gut er sich gemacht hat. Sie hätten natürlich lügen, mir Theater Vorspielen können, aber das bezweifle ich. Die meisten Leute sind nicht so gut im Improvisieren.«
Jack nahm sich einen Cracker und ließ den Klecks Käsecreme von dessen Oberfläche in seinem Mund verschwinden, als leckte er die Füllung aus einem Schokoladenkeks. »Also, was ist nun Sache? Ist er ein Wiedergeborener? Hat er sich taufen lassen? Glauben Sie, daß er unseren Herrn Jesus in sein Herz eingelassen hat?« Sein Sarkasmus war widerlich.
Ich wandte mich ihm zu und starrte ihn an. »Haben Sie damit ein Problem?«
»Warum soll ich ein Problem haben? Es ist sein Leben«, erwiderte Jack.
Donovan rutschte auf seinem Sitz herum. »Hat sonst noch jemand eine Frage?«
Jack warf sich den Cracker in den Mund und wischte sich die Finger an einer Serviette ab, während er kaute. »Ich finde es toll. Ich meine, vielleicht will er dann das Geld gar nicht. Wenn er ein so guter Christ ist, stellt er vielleicht das Spirituelle über das Materielle.«
Bennet schnaubte vor Wut. »Daß er ein Christ ist, hat überhaupt nichts damit zu tun. Er ist abgebrannt. Du hast doch gehört, was sie gesagt hat. Er hat keinen Penny. Er ist absolut pleite.«
»Ich weiß nicht, ob er pleite ist. Das habe ich nicht gesagt«, warf ich ein.
Nun starrte Bennet mich an. »Glauben Sie im Ernst, daß er einen Riesenbatzen Kohle ablehnen wird?«
Donovan schaltete sich ein. »Gute Frage«, sagte er. »Was ist denn Ihre Meinung zu diesem Thema?«
»Nach dem Geld hat er überhaupt nicht gefragt. Ich glaube, im ersten Moment war die Vorstellung, daß Sie jemanden engagiert haben, um ihn zu finden, interessanter für ihn. Er wirkte zuerst gerührt und dann verlegen, als ihm klarwurde, daß er da etwas mißverstanden hatte.«
»Was mißverstanden?« fragte Christie.
»Er hat gedacht, ich sei aus Interesse oder Besorgnis von seiten der Familie für die Suche nach ihm engagiert worden. Allerdings wurde ihm ziemlich schnell klar, daß der Zweck meines Besuchs der war, ihn vom Tod seines Vaters zu unterrichten und ihm mitzuteilen, daß er im Sinne von Baders Testament ein möglicher Begünstigter ist.«
»Wenn er denkt, von uns aus ist alles Bussi-Bussi, verzichtet er vielleicht auf das Geld und wählt statt dessen die Liebe«, sagte Jack.
Donovan ignorierte ihn. »Hat er irgendwie erwähnt, daß er mit einem Anwalt sprechen will?«
»Eigentlich nicht. Ich habe ihm gesagt, er solle sich mit Tasha in Verbindung setzen, aber sie verwaltet den Nachlaß und kann ihn in dieser Angelegenheit nicht beraten. Wenn er sie anruft, wird sie ihn an einen anderen Anwalt verweisen, es sei denn, er hat bereits einen.«
Donovan sagte: »Anders formuliert teilen Sie uns also mit, daß wir keine Ahnung haben, wie er sich verhalten wird.«
Bennet meldete sich zu Wort: »O doch. Das ist ja wohl sonnenklar. Er will das Geld. Er ist doch nicht blöd.«
»Woher willst du wissen, was Guy will?« erwiderte Christie mit plötzlich aufflammendem Zorn.
Bennet fuhr unbeirrt fort. »Kinsey hätte ihn einen Anspruchsverzicht unterschreiben lassen sollen. Ihn einfach ausmanövrieren. Eine
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