Goldgrube
Freundchen, und ich haue hier ab.< Und was passiert als nächstes? Auf einmal stirbt Bader. Ich finde, ich kann nicht einfach verschwinden, wenn alles in solchem Aufruhr ist. Außerdem hege ich vermutlich immer noch die vage Hoffnung, daß sich die Probleme irgendwie in Wohlgefallen auflösen.«
»Daß ich Guy gefunden habe, ist sicher keine Hilfe«, sagte ich.
»Das weiß ich nicht. Zumindest werden sich jetzt vielleicht die drei gegen ihn verbünden. Das könnte letztlich das einzige Thema sein, bei dem sie sich einig sind.«
Ich betrachtete die erleuchteten Wohnzimmerfenster. »Das nennen Sie >Einigkeit«
»Oh, sie kommen schon noch auf einen Nenner. Es geht doch nichts über einen gemeinsamen Feind, um die Kampfhähne zur Eintracht zu bewegen. In Wirklichkeit ist Guy derjenige, der mir leid tut. Sie werden ihn um den letzten Penny bringen, wenn sie nur halbwegs Gelegenheit dazu bekommen, und Ihren Angaben zufolge ist er noch der Beste von dem Haufen.«
»Donovan scheint doch in Ordnung zu sein«, sagte ich.
»Ha! Das dachte ich auch. Er weiß sich gut zu präsentieren, aber das ist schon alles. Er hat gelernt, wie man in der Geschäftswelt auftritt, und deshalb hat er ein bißchen mehr Schliff. Ich wette, es hat keiner gesagt, aber ich weiß, daß sie von Ihrer Leistung beeindruckt waren.«
»Tja, das freut mich, aber im Moment brauchen die drei keine Privatdetektivin —«
»Sie brauchen einen Ringrichter«, lachte sie. »Tasha hat Ihnen keinen Gefallen getan, als sie Sie in diese Geschichte verwickelt hat. Es tut mir leid, daß Sie die drei von ihrer schlechtesten Seite erlebt haben. Aber jetzt können Sie wenigstens beurteilen, womit ich fertig werden muß.«
»Keine Sorge. Mein Auftrag ist abgeschlossen«, sagte ich.
Wir sagten einander gute Nacht, und ich setzte mich hinters Lenkrad und ließ mir ein paar Minuten Zeit, bis der Wagen warm war. Durch die nachwirkende Spannung war mir eisig kalt, und auf dem Nachhauseweg ließ ich die Heizung des VW auf höchster Stufe laufen. Dies bedeutete eine schmale Zunge Warmluft, die an meinen Schuhsohlen leckte. Der Rest meines Körpers fror erbärmlich, da ein Rollkragenpullover aus Baumwolle und ein wollener Blazer nur wenig isolierende Wirkung besitzen. Als ich in meine Straße einbog, überlegte ich kurz, ob ich bei Rosie’s zu Abend essen sollte. Während der Cocktailstunde bei den Maleks war ich nicht dazu gekommen, auch nur eine einzige Olive zu verspeisen. Ich hatte mir üppig belegte Canapés vorgestellt, die ich mir anstelle eines Abendessens einverleiben könnte, doch das ganze Theater hatte selbst die Käsecreme alles andere als appetitanregend aussehen lassen. Im Hinterkopf war mir klar, daß ich dem Gedanken auswich, nach Hause in eine leere Wohnung zu gehen. Besser gleich als später. Es würde nur noch schlimmer werden.
Ich parkte den Wagen dicht an der Ecke und ging zu Fuß zu Henrys Einfahrt. Vom Strand her begann dichter Nebel aufzuziehen, aber mir wurde leichter ums Herz, als ich sah, daß ich im Wohnzimmer eine Lampe hatte brennen lassen. Wenigstens würde ich beim Betreten der Wohnung nicht das Gefühl bekommen, ich bräche ein. Mit dem Hausschlüssel in der Hand ging ich durch das quietschende Tor, sperrte die Tür auf und warf meine Handtasche auf den Küchentresen. Ich hörte, wie die untere Toilette gespült wurde, und ein Schwall von Angst stieg in mir auf. Dann ging die Badezimmertür auf, Robert Dietz kam heraus und sah genauso verblüfft drein wie ich. »Ich habe dich gar nicht kommen hören«, sagte er. »Ich habe vergessen, dir deinen Schlüssel zurückzugeben.«
»Was machst du denn hier? Ich dachte, du seist abgereist.«
»Ich bin nur bis Santa Maria gekommen, dann mußte ich umkehren. Ich war halb die Straße hinunter, und schon hast du mir gefehlt wie verrückt. Ich will nicht, daß wir in schlechter Stimmung auseinandergehen.«
In meiner Brust regte sich ein Schmerz, etwas Zerbrechliches und Spitzes, das mich tief Luft holen ließ. »Ich sehe keine Möglichkeit, unsere grundlegenden Differenzen zu klären.«
»Wir können doch auch ohne Klärung Freunde sein. Können wir doch, oder?«
»Woher soll ich das wissen?« Ich versuchte, mich abzuschotten, aber ich schaffte es nicht ganz. Ich empfand den unerklärlichen Drang, aus irgendeinem Grund zu weinen. Meist lösen Abschiede das aus, zärtliche Trennungen in Filmen, begleitet von Musik und dazu angetan, einem das Herz aus der Brust zu reißen. Das Schweigen zwischen
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