Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
versuchen, ein wenig davon als Grundlage für meine Suppe zu nehmen. Ja, das müsste gehen.“
„Warte“, sagte Hockster. „Was ist das für ein Tunnel?“
„Ich weiß es auch nicht! Schließlich habe ich ihn erst heute Nachmittag entdeckt. Aber es ist nicht nur einer, sondern mehrere Gänge gehen davon ab.“
„Im Tunnellabyrinth unter Trenadil bin ich auf Smirz gestoßen.“
Garlit und Tira sahen ihn fragend an.
„Ein Chetekkenmagier.“
„Hier?“, fragte Garlit alarmiert.
Hockster schüttelte den Kopf. „Wir sind nicht in Gefahr. Das war in der Traumfeste.“
„Also doch“, sagte Tira. „Wie sollen wir dich beschützen, wenn du uns nicht die Wahrheit sagst.“
„Wie soll ich euch vertrauen, wenn ihr dasselbe tut?“ Er sah sie auffordernd an. „Ich frage mich, ob es das gleiche Labyrinth ist.“
„Was ist aus ihm geworden?“, wollte Tira wissen.
„Ich habe ihn getötet. Smirz war ein Chetekkenmagier, der mich töten wollte. Ich hatte keine andere Wahl, als ihm zuvorzukommen.“
Garlit nahm die größte Kartoffel, die er finden konnte und schälte sie bedächtig. Hockster sah ihm nachdenklich dabei zu. „Tira, würdest du noch einmal dort hineingehen, um das Labyrinth zu erkunden? Man weiß ja nie, ob es nicht noch einmal nützlich sein wird. Garlit wird dich begleiten. Bleibt zusammen. Begebt euch nicht unnötig in Gefahr. Kehrt um, sobald die Lage nicht mehr überschaubar ist. Verstehst du etwas von der Kartographie?“
„Ja! Mein Vater war Kapitän eines Frachtschiffes. Ich kann eine Karte der Gänge und Höhlen zeichnen.“
„Sehr schön. Während ihr beide unterm Berg herumlauft, will ich versuchen, die Versorgung einer vollbesetzten Feste zu organisieren. Noch ein Gebiet, auf dem ich weder über Erfahrung noch Wissen verfüge. Außerdem gehen unsere eigenen Vorräte langsam zu Ende.“
„Glaubst du denn immer noch, dass auch nur ein einziger Heetländer den Weg hierher finden wird?“, fragte Tira. „Wir sind schon über einen Monat hier und sind immer noch allein.“
Hockster beobachtete interessiert Garlits unbeholfene Versuche, die geschälte Kartoffel in Würfel zu schneiden. „Ich weiß es nicht“, beantwortete er Tiras Frage. „Wir werden abwarten. Dies ist nicht der schlechteste Ort zum Überwintern. Sollten wir im Frühling noch immer allein sein, ist der Krieg ohnehin vorbei. Allerdings meint Double-T, dass uns nicht mal mehr zwei Monate bleiben, bis die Chetekken vor den Toren der Feste stehen.“
„Und wenn es doch über Neujahr geht?“, fragte Tira. „Die Winter hier oben sind lang und kalt. Wir benötigen tatsächlich Lebensmittel und warme Kleidung. Woher willst du das alles bekommen?“
Hockster hob vielsagend die Hände. „Ich dachte, ein Besuch bei einigen der umliegenden Bauernhöfe sollte helfen. Außerdem hat Double-T eine Ortschaft etwa einen Tagesritt südlich von hier gefunden. Auch dort werden wir sicher einiges von dem bekommen, was wir benötigen.“
„Wartet mal“, sagte Garlit. „Uns zu versorgen ist sicher leicht, wir sind nur drei. Aber wenn tatsächlich Flüchtlinge hierherkommen, brauchen wir sehr viel mehr. Ich weiß nicht, wie du all diese Mäuler stopfen willst, geschweige denn, wo die Lebensmittel schließlich dauerhaft gelagert werden können.“
„Das ist kein Problem“, erwiderte Tira an Hocksters Stelle. „Unterhalb der Küche gibt es große Lagerräume. Das Gebäude neben den Ställen wurde früher als Kornlager genutzt. Und wer weiß, womöglich finden wir unter dem Berg die eine oder andere Höhle, die sich als Vorratskammer eignet.“
Hockster seufzte. „Es wir schon alles gutgehen. Hast du die Wasserstände in den Brunnen gemessen, Garlit?“
„Ja! Ich bin sogar an einem Seil hinabgeklettert. Der Brunnen, aus dem wir bislang unser Wasser schöpften, wird von einem unterirdischen Wasserlauf gespeist. Die anderen beiden sind ebenfalls in Ordnung. Wir werden nicht verdursten.“
„Gut. Das wäre dann alles, vorerst. Hat irgendwer noch einen Vorschlag? Habe ich etwas vergessen?“
„Ja“, erwiderte Garlit entnervt. „Besorg uns endlich einen Koch. Gemüse putzen ist unter meiner Würde.“
„Ich kümmere mich darum. Jetzt bin ich müde. Schlaft gut.“
„Warte“, rief Tira. „Willst du denn gar nichts essen?“
„Nein, heute nicht mehr. Gute Nacht.“
Hockster ging müde über den weitläufigen Hof. Karl stand unverändert still in dessen Mitte. Schade, dass er nicht spricht, dachte Hockster,
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