Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
Vom Netzwerk:
sonst könnte ich ihm eine gute Nacht wünschen. Ob er wohl einsam ist? Er blieb vor Karl stehen und sah ihn an. Seine dunkle goldene Farbe reflektierte das helle Mondlicht kaum. Die metallene Miene war so nichtssagend wie immer. Es wollte Hockster einfach nicht gelingen, den Wächter so anzunehmen, wie er war. Karl würde ihm immer ein Fremder bleiben, ganz egal, wie nützlich er war. Er machte einen weiteren Schritt auf Karl zu. „Wenn ich die Macht hätte“, sagte er, „würde ich dir eine Stimme schenken.“ Karl zeigte mit keiner Regung seiner Glieder, dass er auch nur ein einziges Wort verstanden hatte. Hockster seufzte, ließ Karl stehen und setzte seinen Weg fort.
    Er betrat das Herrenhaus, blieb einen Moment stehen und schaute sich andächtig um. Wie jedes Mal versetzte ihn die weitläufige Halle des Palastes mit ihrer einzigartigen Schönheit in Staunen. Die beiden marmornen Treppen, die gegenüber des Eingangs im Halbrund nach oben schwangen und in den nördlichen und südlichen Flügel führten, hatten es ihm ebenso angetan wie die schlanken Steinsäulen, die die hohe Decke stützten.
    Er schritt die Treppe hinauf und betrat sein Zimmer. Er war wirklich müde. Schwer ließ er sich in den Sessel fallen. Etwas fiel aus seiner Hosentasche. Hockster griff danach und hielt den Turmalin in der Hand. Wieder spürte er die unergründliche Abscheu, die er dem Stein entgegenbrachte
    Wer war die fremde Wesenheit, die noch vor wenigen Stunden versucht hatte, ihn anzugreifen. Smirz? Aber der war doch tot! Hockster schüttelte sich. Angegriffen zu werden war schon schlimm genug, aber nicht zu sehen, woher der Angriff kam und mit wem man es dabei zu tun hatte versetzte ihn in Panik.
    Der Turmalin glänzte und funkelte im schwachen Mondlicht, das durch das große Zimmerfenster fiel. Aber der Stein selbst war kein Trost mehr. Was passiert, wenn ich den Stein einmal verliere, fragte Hockster sich. Bin ich dann nicht länger der Auserwählte? Machte erst der Stein ihn zu dem, was die drei Weisen in ihm gesehen hatten? Dem Turmalin haftete der gleiche Makel an wie der Rüstung, dem Schwert und schließlich der Prophezeiung selbst. Hockster legte den Edelstein auf das kleine Tischchen neben dem Sessel und fühlte sich gleich wohler.
    Wie viel Macht verlieh ihm der Stein und wie viel Magie steckte in ihm selbst, seinem Träger? Auf Trenadils Wehrgang hatte er sich ohne Stein verteidigt. Wie es schien, wurde die Kraft eines Zaubers auch durch die Motivation beeinflusst. Er hatte sein Leben verteidigt, mehr Ansporn konnte es gar nicht geben und es war ihm gelungen, den Angreifer zu vertreiben. Hockster fühlte sich müde und ausgelaugt. Er zog sich aus, schob den Turmalin in die Hosentasche und ging zu Bett. Auch in dieser Nacht träumte er von Madigan.
     
    „Du hast es ihm nicht gesagt“, klagte Tira, gleich nachdem sie das Zimmer betreten hatte, das sie sich mit Garlit teilte. Der Dieb lag schon unter der warmen Decke des großen Bettes und folgte mit offensichtlichem Vergnügen jeder ihrer Bewegungen. Sie zog ihre Stiefel aus und wartete auf seine Antwort.
    „Nein!“ sagte Garlit. „Habe ich nicht!“
    „Er hat ein Recht, es zu erfahren“, beharrte Tira. Sie zog Weste und Hemd aus.
    „Ja! Ich weiß! Du bist schön.“
    „Dann tu es endlich!“ Tira schlüpfte aus Hose und Unterwäsche und stand schließlich nackt vor ihm.
    „Alles zu seiner Zeit“, erwiderte Garlit. „Komm, du wirst dich erkälten. Siehst du nicht, dass er sich täglich verändert?“
    „Du spinnst! Rück zur Seite. Soviel Platz brauchst du gar nicht.“
    „Nein, ich meine das ganz ernst. Er wird täglich wortkarger, zieht sich schnell in sich zurück. Er fürchtet sich. Reicht das? Noch ein bisschen weiter und ich liege auf dem Boden.“
    „Dir ginge es genauso, wenn du an seiner Stelle wärst. Morgen ziehe ich in ein anderes Zimmer!“
    Garlit zuckte erschrocken zusammen. „Ich würde aber meine Freunde nicht meiden. Bitte bleib!“
    Tira lachte kurz. „Sind wir das? Seine Freunde? Ich meine, er kennt uns ja kaum. Es stört mich nicht, dass er Angst hat – im Gegenteil, ich hätte Sorgen, wenn er keine Angst hätte. Garlit, ich glaube, Hockster braucht eine Aufmunterung – da käme eine Nachricht von Madigan gerade recht. Du weißt, dass er sie sehr vermisst. Morgen ziehe ich um! Mein Entschluss steht fest.“
    „Ich vermisse sie auch“, erwiderte Garlit ablehnend. „Dich werde ich auch vermissen, wenn du gehst.“
    „Es geht aber

Weitere Kostenlose Bücher