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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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mehr Fragen Garlit nach der Prophezeiung und dem Auserwählten stellte, umso mehr wünschte Hockster, er würde sich eine eigene Aufgabe suchen. Garlit erweckte gern den Eindruck eines charmanten Menschenfreundes, der an allem interessiert schien, aber hinter seiner freundlichen Fassade von Anteilnahme und immerwährender guter Laune verbarg sich etwas, das Hockster nicht zu fassen vermochte. Und das mahnte ihn zur Vorsicht und ärgerte ihn gleichermaßen.
    Garlit war von Eman Delles angeheuert worden, und es schien, als wenn er diese Unabhängigkeit von Hockster zur Gänze ausschöpfen wollte, oder, überlegte Hockster nach einer andauernden Befragung durch Garlit, solange, bis ich ihn in einen Grottenolm verwandelt habe. Garlit hatte einen Auftrag, den er ausführte, und Hockster hatte keine Ahnung, worum es dabei tatsächlich ging. Obwohl Garlit sich redlich bemühte, erkannte Hockster schnell, dass er ihm niemals ein Freund, sondern immer nur ein bezahlter Beschützer sein würde. Garlit war nicht ehrlich. Er verschwieg ihm irgendetwas wichtiges. Das Diebespärchen war die menschliche Variante der drei Weisen aus der Traumfeste, die ebenfalls nichts anderes taten als Hockster beizustehen, damit er weiter seinem vorgezeichneten Weg folgen konnte. Das Leben, das Hockster jetzt führte, war noch erbärmlicher als das, vor dem er nach dem Tod seines Urgroßvaters davongelaufen war.
     
    Die Zeit verging, ohne dass etwas Entscheidendes geschah. Also suchte und fand Hockster die Bücher- und Schriftensammlung der Bibliothek Trenadils, wischte Staub weg, der im Laufe der Jahre alle Bücher und Papiere mit einer grauen Patina überzogen hatte und machte es sich anschließend in einem Sessel gemütlich.
    Er fühlte sich ganz wohl in dem riesigen stillen Raum, vollgestopft mit Wissen jeder Art, aber er hatte nicht vergessen, was die Zukunft nach Aussage der Prophezeiung für ihn bereithielt und so änderte er langsam und nahezu unbewusst die Wahl seiner Lektüre hin zu jenen Schriftstücken, die militärhistorischen Charakter besaßen. Am Ende der zweiten Woche hatte er sich ein fundiertes Grundwissen über militärische Strategien, die verschiedenen Heeresgattungen, ihre Vor- und Nachteile sowie Angriffs- und Verteidigungstaktiken erarbeitet. Nichts davon wollte er wirklich wissen, es interessierte ihn nicht, doch er las und lernte ohne Unterbrechung, weil er glaubte, es zu müssen.
    Er inspizierte auch die Festungswälle Trenadils und erkannte die einzigartigen Verteidigungsmöglichkeiten der Trutzburg. Der Erbauer hatte die geographischen Gegebenheiten gut genutzt. Die Schlucht, an dessen Ende Trenadil aufragte, ähnelte einem von hohen Bergen gesäumten, nach Westen hin sich öffnenden Hufeisen. Die erste Verteidigungsmauer lag etwa sechshundert Meter vor den Toren der Burg. In einem Halbrund zog sie sich von einer Bergflanke zur anderen und wurde nur von schlanken Wehrtürmen unterbrochen. Einhundert Meter dahinter erhob sich die zweite Mauer, nicht weniger imposant als die vorherige, aber etwas kürzer, da die Flanken des Gebirges hier schon enger beieinander standen. Dann folgten die restlichen drei Wälle, jede kürzer als die vorhergehende. Verteidiger, die sich aufgrund zu hoher Verluste zurückziehen mussten, konnten die dahinter liegenden Wälle immer wieder vollständig besetzen und so die Reihen schließen.
    Zwischen den Mauerabschnitten wuchs nichts weiter als saftiges Gras und Hockster fragte sich, wie viele Gräben ausgehoben werden mussten, um anstürmende Angreifer lange genug aufzuhalten, damit die Verteidiger bei einem Rückzug weitgehend unbeschadet die nächste Wehrmauer erreichen konnten. Er fand gleich mehrere Antworten und verwarf sie alle nacheinander, als ihm plötzlich der Atem stockte. Er fühlte, wie ihm ohne Warnung die Kontrolle über seinen Körper entzogen wurde. Seine Beine gaben nach, er stürzte und schlug hart auf. Ein fremder Geist versuchte, ihm seinen Willen aufzuzwingen. Er wehrte sich mit ganzer Kraft dagegen, vermochte den Eindringling aber nicht zu vertreiben. Als ihm vor Anstrengung schwarz vor Augen wurde, glaubte er eine Stimme zu hören, doch er verstand die Sprache nicht. Hockster sammelte seine letzten, verbliebenen Kräfte, suchte und fand die ihn umgebende Magie und richtete sie gegen die Stimme. Im nächsten Augenblick war er wieder frei. Tief sog er die warme Herbstluft in seine Lungen und wartete darauf, dass sich sein heftig pochendes Herz beruhigte.
    Er hörte

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