Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
davonläuft.“
„Dummkopf, das geht doch nicht. Wir würden nur ihren Rücken sehen, wenn sie rennt.“
„Und wenn wir sie im Kreis herumjagen?“
„Das wäre schon eher was. Komm! Lass uns das mal versuchen.“
Varna hatte lange genug gewartet. Als die beiden Männer sich in Bewegung setzten, sprang sie vor. Der größere der beiden Angreifer sank röchelnd zu Boden. Ein dünnes Rinnsal hellen Blutes lief über seinen Hals.
„Ich bin niemals unbewaffnet.“ Varna lächelte den zweiten Mann freudlos an. „Zu viele schlechte Erfahrungen.“
Sie rammte dem ungläubig staunenden Kerl den kleinen Dolch direkt ins Herz, zog die Klinge aus dem sterbenden Körper, wischte sie an der Kleidung des Sterbenden sauber und verstaute das Messer wieder in der Scheide an ihrem Unterarm.
Sie schlüpfte in ihre Kleidung und erinnerte sich an Madigans Worte. „Sei vorsichtig, der Weg nach Trenadil ist weit und für eine Frau allein sicher auch gefährlich. Du musst unversehrt in der Feste ankommen, um Hockster Beltrim beizustehen.“
„Ich komme zurecht“, erwiderte Varna, dann wurde ihre Stimme weich. „Ich tue es für dich, Madigan, das weißt du. Für niemanden sonst. Ich liebe dich.“
„Ja!“, hatte Madigan geantwortet. „Ich weiß.“
Als die Nacht anbrach, gab Trewel die Suche auf und musste sich endlich eingestehen, dass er sich verirrt hatte. Als er wenig später an einem wärmenden Feuer saß, faltete er die Karte auseinander und versuchte sich zu erinnern, wo er vom rechten Weg abgekommen war. Er schwor sich, dass er dem Kerl, der ihm dieses wertlose Stück Papier für teures Geld angedreht hatte, beide Arme brechen würde, sollte er ihn jemals wieder zu Gesicht bekommen. Dies war sein erstes Abenteuer und es schien von Anfang an schiefzugehen. Wie stolz war er gewesen, nachdem Madigan ihn mit dieser wichtigen Aufgabe betraut hatte. Er wunderte sich im Nachhinein schon darüber, dass er sich hatte überreden lassen, nach Trenadil zu reisen, aber er hätte Madigan jeden Wunsch erfüllt, egal, was sie von ihm verlangt hätte, nachdem er sich erst in sie verliebt hatte. Sie war so schön! Wie lange war es her, seit er sie verlassen hatte? Nahezu drei Wochen. Er fühlte sich einsam.
Trewel knüllte die Karte zusammen und warf sie ins Feuer. Sie verbrannte schnell. Trenadil lag irgendwo im Nordosten. Trewel war sicher, dass er es schon noch zur rechten Zeit schaffen würde, an sein Ziel zu gelangen, um als Meisterkoch, der er war, die hungrigen Mäuler der Burgbewohner zu stopfen. Zufrieden rollte er sich in seine Decke und schloss die Augen. Wie in jeder Nacht, seit er Madigan zum ersten Mal getroffen hatte, sah er ihr Bild vor sich. Zufrieden schlief er ein.
Hockster wurde heftig an der Schulter geschüttelt. „Wach auf, Lieber!“ Es war Tira. Er erkannte sie an ihrem Geruch, noch bevor er die Augen öffnete.
„Was ist?“
„Zieh dich an! Wir haben Besuch.“
„Wer ist es?“, fragte Hockster schlaftrunken.
„Ein Jäger aus den Bergen. Er hat Licht gesehen und wollte wissen, wer hier die Nacht verbringt. Komm, er hat Neuigkeiten für uns.“
Es war noch immer Nacht. Tira und Hockster gingen durch dunkle Flure und stiegen vom Mondlicht schlecht beleuchtete Treppen hinab. Im Thronsaal wurden sie schon von Garlit erwartet. Er schenkte dem Fremden gerade Wein in einen Becher.
„Es ist genug, mein Freund“, sagte der Fremde, „ich habe noch einen weiten Weg vor mir. Berauscht werde ich ihn schwer finden.“
Der Jäger nannte sich Helbrandt. „Ich bin ein einfacher Mann“, erklärte er, „und ich spreche eine einfache Sprache. Also dann, ja? Sicher wollt ihr etwas über den Krieg wissen, hmm? Es steht schlecht um unsere Heimat, Freunde. Ich darf euch doch Freunde nennen – und Freundin“, fügte er an Tira gewandt augenzwinkernd hinzu. Garlit knurrte.
„Entschuldige“, sagte Helbrandt zu Garlit. „ich wusste nicht, dass sie zu dir gehört.“
„Das tue ich auch nicht“, erwiderte Tira. Und mit einem verletzten Blick auf Garlit fügte sie hinzu: „Nicht mehr.“
Garlit sah sie an. „Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“
„Du weißt es wirklich nicht?“ Tira schüttelte resigniert den Kopf. „Erinnere dich an unser letztes Gespräch, Garlit. Von heute an gehe ich meinen eigenen Weg.“
„So ist es richtig, Mädchen“ meinte Helbrandt gut gelaunt. „Lass dir nichts gefallen.“ Er hob grinsend den Weinbecher und leerte ihn in einem Zug. „Aah, gut
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