Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
nicht mehr nur um dich oder mich. Du hast ihr versprochen, dich um ihn zu kümmern und ihn zu beschützen, solange, bis andere zu ihm stoßen, die sie schickt. Ist das deine Art, ein Versprechen einzuhalten? Wenn du es ihm nicht sagst, werde ich es tun.“
„Ach, mach doch, was du willst“, erwiderte Garlit grob und drehte sich um.
„Du liebst sie sehr, nicht wahr?“ Tira setzte sich auf. „Mich aber kein bisschen.“
„Das ist nicht wahr. Ich liebe dich ebenfalls, nur ...“ Garlit verstummt nachdenklich.
„ ... anders?“, fragte Tira. „Ist das das Wort, das du suchst?“
„Ja! Genau! Und länger schon. Daran liegt es sicher, dass ich mich überhaupt in eine andere Frau verlieben konnte.“
„Du bist ein Idiot.“ Tira stand auf, klaubte ihre Kleidung vom Boden und lief aus dem Zimmer.
Garlit sah ihr schweigend hinterher.
8. Mit den Augen eines Diebes
Madigan hatte ihn darum gebeten, und er hatte sich auf den Weg gemacht. Nur noch wenige Tagesreisen von seinem Ziel entfernt fing die Stute an zu lahmen, gerade als Krull in eine felsige Schlucht hineinritt. Fluchend stieg er ab und untersuchte den Huf, der dem Pferd anscheinend Schmerzen bereitete. Der Huf war in Ordnung, noch, doch das Eisen war irgendwann am Tag zuvor abgefallen. „Tja, Mädchen“, sagte Krull, „wolln mal sehn, ob wir eine Schmiede finden, wo wir dich anständig beschlagen können. Solange werde ich wohl laufen müssen.“
Zwei Tage später marschierte Krull von Westen kommend in ein kleines Dorf ein. Er suchte und fand die Schmiede am Ortsausgang. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Schmied bekam er die Erlaubnis, Esse und Amboss zu benutzen und seine Stute selbst zu beschlagen. Krull rollte die Ärmel seines Hemdes auf und machte sich an die Arbeit.
Schon nach wenigen Minuten, in denen der Schmied jede Bewegung Krulls genau beobachtet hatte, sagte er: „Dir ist die Arbeit nicht fremd, hast du diesen Beruf einmal erlernt?“
Krull lächelte bitter. „Ja und Nein! Ich ging etwa ein Jahr in die Lehre, danach zog es mich in die Welt hinaus. Ich ging zur Armee.“
„Ein grober Beruf ist das“, brummte der Schmied, „brutal und grausam ist’s, Menschen totzuschlagen.“
„Fass dich an die eigene Nase“, erwiderte Krull. „Zwischen uns ist kein Unterschied. Du schmiedest die Schwerter, die unsereiner benutzt.“
Nach einer halben Stunde war Krull fertig. Er saß auf und machte sich wieder auf den Weg. Als er das Dorf verlassen hatte, tätschelte er den Hals der Stute. „Noch drei Tage, dann erreichen wir Trenadil“, und nach einer Pause fügte er hinzu: „dann endlich sehe ich Madigan wieder.“
An dem Tag, an dem er Madigan DeVille zum ersten mal begegnet war, stand sein Herz augenblicklich in Flammen. „Verfügt über mich!“, hatte er zu ihr gesagt und sie hatte ihn beim Wort genommen.
Jetzt war er unterwegs in die berühmte Feste, wo ein kleiner Mann auf den Winter und die Nat Chatkas wartete. Ihn sollte er finden, ihm jede Unterstützung geben und sein Leben beschützen. Krull fühlte sich wohl. Dieser Auftrag, der ein Liebesdienst an einer schönen Frau war, entsprach ganz seinen Fähigkeiten, die er während seines langen Lebens als Soldat zur Meisterschaft verfeinert hatte.
Varna stieg aus dem inzwischen schon herbstlich kalten Wasser des Bergsees und ging zu dem Busch, auf dem sie ihre Kleidung ausgebreitet hatte. Wassertropfen glitzerten auf ihrer dunklen Haut, sammelten sich zwischen ihren Brüsten und rannen an ihrem Bauch hinab. Ihre Kleider waren nicht mehr da. Sie verharrte und schaute sich suchend um. Zwei grobe Kerle traten schließlich lachend hinter hohem Gebüsch hervor. Varna verzog verächtlich den Mund. Sie wartete.
„Suchst du das hier, Liebchen?“, fragte einer der Männer und hielt ihre Unterwäsche hoch.
„Oder das?“, fragte der andere und zeigte ihr Tunika und Hose.
„Ja! Gebt es mir und dann verschwindet. Für einen Tag habt ihr genug nacktes Fleisch gesehen. In der Regel nehme ich Geld dafür.“
„Oho, da haben wir eine, die es für Geld macht, Bruder. Wollen wir bezahlen?“
„Nein! Das wollen wir nicht. Heute tut sie es umsonst und noch mehr als das. Du wirst kein Geld kriegen.“
„Dann ist es eben euer Leben“, sagte Varna. „Entscheidet euch. Was ist der Einsatz?“
„Die Kleine droht!“
„Dabei hat sie gar keine Waffe, so nackt wie sie ist.“
„Ich möchte schon sehen, wie ihre Brüste hüpfen, wenn sie vor uns
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