Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Schritte und sah sich um. Tira kam auf ihn zugelaufen. „Ich habe dich schreien gehört. Was ist passiert? Geht es dir gut?“
„Ja“, bestätigte Hockster und erklärte ihr, was gerade geschehen war.
„Das klingt nicht gut! Irgendwer will dich aus dem Weg haben.“
„Ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagte Hockster, der noch immer heftig atmete.
Tira lachte. „Gewiss nicht. So was überlebt man in der Regel auch nicht, um hinterher drüber reden zu können. Du hast Glück gehabt. Es war wohl ein Angriff mit dem Ziel, dich zu töten. Hast du dich in letzter Zeit mal mit einem Zauberer angelegt? War da nicht irgendwas, kurz bevor wir Diwenstein verlassen haben?“
Inzwischen war auch Garlit angekommen. Tira sagte ihm, was vorgefallen war.
„Ein magischer Angriff? Und ich war nicht dabei! Mit welchem deiner Steine hast du dich verteidigt? Mit dem schönen bunten? Wie heißt der nochmal?“
„Turmalin“, sagte Hockster.
„Ja. Den solltest du besser immer um den Hals tragen. Bestimmt versucht der Angreifer es erneut, wenn du es am wenigsten erwartest.“
Da war es wieder! Ein Ratschlag, der ihm nicht um seiner selbst Willen gegeben wurde, sondern dem Auserwählten, der um jeden Preis beschützt werden musste bis die letzte Schlacht geschlagen war. Hockster fragte sich, was dann geschehen würde. Wütend stand er auf. Er hatte den Stein doch gar nicht benutzt.
Garlit hakte einen Beutel von seinem Gürtel, leerte ihn und reichte ihn Hockster. „Hier! Für den Turmalin. Ich besorge dir noch ein Lederband dafür, dann kannst du ihn dir um den Hals hängen.“
Hockster nahm den Beutel und betrachtete ihn. Dann schüttelte er den Kopf. „Nein!“, erklärte er entschlossen und gab ihn zurück. „Es muss auch ohne gehen. Ich werde nicht mein Leben lang diesen Stein um den Hals tragen, aus Furcht, irgendwer könnte mich angreifen.“
„Du bist unvernünftig!“, tadelte Garlit mit gewinnendem Lächeln.
Hockster lächelte zurück. „Ja, natürlich! Ist dir aufgefallen, dass alle Welt zu glauben scheint, der Turmalin mache unbesiegbar? Mein ganzes Leben habe ich damit zugebracht, schneller und schlauer zu sein als andere. Jetzt soll ich all das aufgeben, mich aufgeben, weil ich diesen Stein in meiner Tasche trage? Seit ich ihn besitze, hat sich vieles verändert und ich fürchte, langsam verändert der Stein auch mich. Er wird mir mehr und mehr zu einer Last. Für das, was vor mir liegt, brauche ich aber einen klaren Kopf und nicht die Furcht, ohne den Stein nicht überleben zu können.“
„Es ist die einzige Waffe, die du hast“, belehrte Tira ihn.
Hockster dachte einen kurzen Moment nach. „Als ich Diwenstein gründete, war ich überzeugt, das Richtige zu tun und es scherte mich keinen Deut, dass ich damit gleichzeitig die Forderungen der drei Weisen erfüllte. Jetzt ist es anders – alles ist anders geworden. Auf der einen Seite fällt es mir leicht, den Forderungen der Weisen nachzukommen, aber auf der anderen Seite will ich nicht glauben, dass ich hier ausharren soll, bis die Chetekken gegen Trenadil anrennen, um allen Menschen innerhalb der Festung den Tod zu bringen während ich ganz oben auf ihrer Liste stehe. Ich möchte nicht sterben und will auch sonst niemanden sterben sehen.“
„Der Tod gehört zum Leben dazu!“, sagte Tira.
„Nein! Nicht wenn Mord und Totschlag vorangehen!“
„Du fürchtest dich wohl?“, rief Garlit.
„Oh, ja“, erwiderte Hockster. „Meine Furcht ist riesengroß! In meiner Jugend hat man mir immer gesagt, was ich tun soll und ich habe mich danach gerichtet. Dann, als Arterius starb und ich auf mich allein gestellt war, kam die Unsicherheit, mit der ich mich seit diesem Tag plage. Ich verließ meine Heimat obwohl ich kein Ziel hatte. Jetzt habe ich ein Ziel, aber vielleicht bald keine Heimat mehr. Plötzlich bin ich der Eine, der Heetland auferstehen oder untergehen lässt? Nein, nehmt einen anderen! Ich habe immer schon genug damit zu tun gehabt, Entscheidungen für mein eigenes Leben zu fällen, jede weitere belastet mich und macht das Leben schwer. Was, wenn ich falsch entscheide?“
Tira zuckte die Schultern. „Da wärst du nicht der Erste. Sieh dir Garlit an. Seit dem Tag, an dem ich ihn zum ersten Mal getroffen habe, hat er kein halbes Dutzend richtige Entscheidungen getroffen. Komm Garlit, lassen wir Hockster ein paar Augenblicke allein.“ Sie hakte sich bei Garlit unter und führte ihn die Stufen des Wehrganges hinab. Hockster musste
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