Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Ohren offen hält und gut beobachten kann. So wie ich.“
„Da hat er Recht“, bestätigte Garlit. „Die Gerüchte kursieren schon seit längerem, aber es gibt keine Beweise und König Serkal schenkt Gerüchten in der Regel wenig Beachtung.“
„Wie viele Informationen gibt es außerdem, die ihr mir bislang vorenthalten habt?“, fragte Hockster.
„Keine!“, sagte Garlit. „Du kannst mir vertrauen.“
„Nein, das werde ich nicht. Eher glaube ich an ein Leben nach dem Tod.“
„Gibt es das denn?“, fragte Helbrandt verblüfft. Alle Anwesenden drehten sich zu dem verwirrten Jäger und bedachten ihn mit bedauerndem Blick.
„Natürlich nicht“, antwortete Tira. „Du hast nur dieses eine Leben.“
„Aber was kommt danach?“
„Woher soll ich das wissen?“, Tira zuckte die Schultern. „Noch lebe ich!“
„Vielleicht erfährst du es schneller, als dir lieb ist“, sagte Garlit.
Helbrandt hielt Garlit auffordernd seinen leeren Becher entgegen.
Hockster sah Garlit an, dann Tira, „Wir sind so weit gekommen, aber langsam gehen mir die Ideen aus. Ich muss zum König, weiß aber nicht, wie ich das anstellen soll, solange Eutarus entscheidet, wer zum König vorgelassen wird.“
Garlit grinste: „Du bist der Auserwählte“, sagte er. „Geh hin und sag es ihm.“
„Was denn?“, lachend fuhr Helbrandt herum. „Du bist der Auserwählte? Ein Zwerg? Das ist ein Witz.“
Hocksters Gesicht erstarrte. Er fühlte plötzlich heiße Wut in sich aufsteigen. Helbrandt lachte noch immer, schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel. Hockster sprang auf, machte drei Schritte, ballte die rechte Hand zu einer Faust und schlug so fest er konnte ins grinsende Gesicht des Jägers. Er erwischte ihn auf den Punkt. Helbrandt sackte besinnungslos zusammen. Garlit grinste schadenfroh, Tira wollte nicht glauben, was sie gerade gesehen hatte. Hockster aber jaulte auf, hielt sich die Hand und sprang herum, als hätte er sich verbrannt. „Au, tut das weh! Das habe ich nicht gewusst. Bei euch Großen sieht das immer so einfach aus. Ich habe mir die Hand gebrochen. Ich bin sicher. Au, tut das weh!“
„Garlit, hol eine Schale mit kaltem Wasser“, sagte Tira lachend. „Das wird die Schwellung lindern. Ich werde prüfen, ob er sich was gebrochen hat.“
Garlit betrachtete Hockster mit neu gewonnenem Respekt. „Das war ein guter Schlag, Hockster. Alle Achtung! Der schläft bis morgen, das ist mal klar.“
Nach einer kurzen Untersuchung stellte Tira fest, dass Hocksters Hand keine Schäden davon getragen hatte. Helbrandt war ebenfalls unverletzt, sah man von der Schwellung an seinem Kinn und dem wahrscheinlich verletzten Stolz ab. Tira beschloss, ihn schlafen zu lassen. Er war ein unangenehmer Zeitgenosse und hatte sie wie ein Ding behandelt. Hockster war ihr nur zuvorgekommen. Früher oder später hätte sie diesem Weinschlauch bestimmt eins auf die Nase geben müssen.
Als der Schmerz nachließ, sagte Hockster: „Ich fasse mal zusammen: Im Augenblick sieht es also so aus, dass die Chetekkenarmee, die größer ist, als ich je erwartet hatte, in Richtung Idenhal marschiert. Nokdan Eutarus, der erste Berater, und sicherlich der Mann mit dem größten Einfluss beim König, ist womöglich ein Verräter. Und es spricht alles dafür, dass ich der Auserwählte bin!“
„So sieht es aus“, bestätigte Tira.
„Ich weiß nicht“, sagte Garlit. „Ich kenne niemanden mit klarem Verstand, der zu den Schlangen überlaufen würde. Sollte Eutarus diesen Krieg überleben, wird es nur noch sehr wenige von seiner Art geben. Ein düsteres Dasein!“
Hockster nickte, doch war er mit den Gedanken ganz woanders. „Wenn ich König Serkal überzeugen soll, dass er Idenhal aufgibt, muss ich irgendwie an Eutarus vorbei. Aber wie?“ Er sah Tira und Garlit auffordern an. „Helft mir gefälligst. Wofür seid ihr denn da?“
„Bring ihn um“, sagte Garlit.
„Du musst verrückt sein! Ich hasse Gewalt!“
„Nach diesem Schlag glaubt dir das keiner mehr!“ Garlits Grinsen hatte alle Fröhlichkeit, die Hockster einmal so sehr geschätzt hatte, eingebüßt.
Tira sagte ernst: „Er könnte es.“ Sie wies auf Garlit.
„Ich werde ganz sicher niemanden auffordern, einen Mord zu begehen!“, erklärte Hockster ernst.
Garlit gähnte. „Du hast keine große Wahl. Irgendetwas musst du tun.“
„Das ist nicht die Zeit, schwere Entscheidungen aufzuschieben, in der Hoffnung, dass sich alles von alleine regelt“, sagte Tira. „Du
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