Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
doch unserem lieben Freund hier ein ausgemachtes Frühstück. Nein, fragt ihn nicht, was er will, bringt es einfach. Ich werde ihn dann schon überzeugen, dass er essen muss.“
„Wie Ihr wünscht“, erwiderte Zink, nahm ein großes Tablett aus einem Schrank und trug verschiedene Speisen auf.
„Zink und ich verstehen uns prächtig, seit ich herausgefunden habe, wo er all die Leckereien versteckt. Zudem ist er ein Ausbund an Weisheiten.“
„Ach, ja?“, erwiderte Hockster, nahm eine Tasse und füllte sie mit dampfendem Tee.
„Mit Euch ist aber heute nicht gut Kirschen essen, Auserwählter. Greift zu. König Serkal erwartet Euch bereits ungeduldig.“
„Du begleitest mich!“, stellte Hockster fest.
„Aus welchem Grund? Noch habe ich nicht alle Genüsse dieser Küche ein drittes Mal gekostet. Zink sagt: auf einem Bein steht es sich schlecht. Seht, ich habe vier davon. Ich schätze, wenn ich nicht nachgebe, und das werde ich nicht, schaffe ich die vierte Runde vor dem Mittagessen. Danach stehe ich Euch wieder mit Rat und Tat zur Seite - nach dem Mittagessen wohlgemerkt. Und einem Schläfchen zur Förderung von Verdauung und Wohlsein!“
„Du begleitest mich!“
Naggit reckte seinen Hals. „Wenn Ihr darauf besteht.“
„Das tue ich.“
„Ich protestiere! Zink, mein Guter, du weißt nicht zufällig, wo im Königspalast die Küche zu finden ist?“
„Doch, Herr Drache“, erwiderte Zink.
„Dann heraus damit, guter Mann, und nicht hinterm Berg gehalten mit derlei wichtigen Informationen. Anschließend wäre ich Euch sehr verbunden, wenn Ihr mir die eine oder andere Köstlichkeit als Wegzehrung für unterwegs mitgegeben könntet. Nichts großes, ich dachte an Wachteleier? Was meint Ihr?“
„Eine gute Wahl, Herr Drache.“
„Das will ich meinen. Dazu ein bisschen was vom Fasan und dieses köstliche rotbraune Gemüse, das so unwiderstehlich süß daherkommt. Wie heißt es noch gleich?“
“Datteln! Sie sind strenggenommen kein Gemüse, wenn ich das erwähnen darf!“
„Du darfst! Aber wen kümmert die botanische Zuordnung, wenn man vor lauter zuckriger Klebrigkeit die Zähne so schwer auseinander bekommt, dass es schwerfällt solches Wissen zu erfragen? Da heißt es, genießen oder erforschen. Glaubt mir, guter Zink, genießen ist immer die freudvollere Beschäftigung.“
„Da habt Ihr sicher Recht, Herr Drache.“
„Da seht Ihr es, Auserwählter? Ich werde ‚Herr Drache’ genannt. Nehmt Euch ein Beispiel. Es ist nie zu spät, sich das Leben mit gutem Benehmen zu versüßen.“
Hockster sah Zink fragend an: „Ich gehe davon aus, dass es sich bei der Dattel demnach um eine Frucht handelt?“
„So ist es. Herr Drache, darf ich für den Weg zum Palast also Wachteleier, Fasan und Datteln mitgeben?“
„Genau! Zink, Ihr versteht es, einen Drachen glücklich zu machen. Datteln dann also. Und alles so einpacken, dass der Auserwählte es gut tragen kann.“ Er drehte seinen langen Hals und funkelte Hockster vergnügt an. „Ich warte draußen auf Euch. Zink sagt, ein bisschen Bewegung vor dem Mahle fördere den Appetit. Er weiß, wovon er redet. Vergesst das Essen nicht, Auserwählter.“
Hockster sah Naggit grinsend nach. Zink verbeugte sich und eilte Richtung Tür. Sein Weg würde ihn wohl schnurgerade in die Küche führen, um das Essen für Naggit zusammenzustellen. Manche Leute konnten nicht unterscheiden, wo der Ernst der Lebens aufhörte und der Spaß begann. In Zinks Fall war Hockster allerdings bereit zuzugeben, dass der Diener eine solche Grenze gar nicht erkennen durfte, sondern im Gegenteil alle Wünsche seiner Herrschaft zu erfüllen hatte, sofern sie nicht gegen Treu und Glauben verstießen. Hockster hielt Zink zurück, bevor er durch die Tür war. „Ich glaube, Naggit hat genug für einen Tag“, erklärte Hockster. „Außerdem bin ich sicher, dass es sich nicht geziemt, zu einer Audienz beim König Drachenfutter mitzubringen. Danke, Zink.“
Zink verbeugte sich und ging.
Naggit segelte von einem nahegelegenen Dach herab, als er Hockster auf die Straße treten sah und landete anmutig aus dessen Schulter. Er drehte den Hals bis sein Kopf vor Hocksters Gesicht war. „Wo ist mein Essen? Sagt nicht, Ihr habt es vergessen.“
Hockster verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als sich scharfe Klauen durch die Kleidung in seine Haut bohrten. „Ich bin der Meinung, eine Futterpause tut dir gut. Du wirst noch dick und rund. Und was, glaubst du, wird man dann in den
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