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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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zufrieden.
    Hockster nickte: „So müde war ich noch nie!“
     
    Als Hockster am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich besser. Er wusch sich, suchte seine Kleider und fand sie ordentlich zusammengelegt über einer Stuhllehne. Irgendjemand hatte ihn ausgezogen. Er dachte an Madigan, während er sich das Hemd zuknöpfte und lächelte vergnügt. Zuletzt setzte er seinen Hut auf und verließ das Zimmer. In der Küche traf er Naggit, der laut schmatzend Fleisch aus einer viel zu großen Schüssel aß.
    „Wo ist Madigan?“
    „Habt ihr Menschen denn kein Benehmen?“, fragte Naggit mit vollem Mund.
    „Das fragst ausgerechnet du?“, erwiderte Hockster. „Oder ist es Drachenart, mit vollem Mund zu nuscheln, dass kaum einer ein Wort versteht?“
    Naggit kaute schneller, schluckte und sagte dann: „Haltet Euch an die Gepflogenheiten des gütigen Miteinanders, Auserwählter. Wer einen Raum betritt, in dem schon jemand ist, grüßt gefälligst die Anwesenden.“
    „Vielen Dank für die Belehrung.“
    „Und ...?“
    „Guten Morgen, also“, sagte Hockster. „Wo ist Madigan?“
    „Fort! Zu ihrem Sternenschiff da oben.“ Naggit reckte den Hals zur Küchendecke.
    „Wann ist sie aufgebrochen?“
    „Vor einer Stunde. Jetzt stört mich nicht länger. Ich werde Euch dafür im Gegenzug Eurem Gram überlassen.“ Naggit senkte die Nase in die Schüssel, als ihm etwas einfiel. „Sie hat Euch einen Brief dagelassen. Er liegt dort drüben.“ Naggit wies mit dem Kopf in Richtung Fenster.
    Hockster nahm den Brief von der Anrichte. Er war einmal gefaltet und sein Name stand darauf, so wie auf dem ersten Brief, den er von ihr erhalten hatte. Damals hatte sie sich von ihm verabschiedet und war für eine Ewigkeit aus seinem Leben verschwunden. Als er nun diesen Brief sah, fühlte er für einen kurzen Moment seinen Herzschlag aussetzen. Bitte, nicht schon wieder, dachte er und faltetet ihren Brief andächtig auseinander.
     
     
    Liebster,
     
    die Zeit drängt, ich muss fort. Die Independence wartet auf mich. Ich kann die Reise nicht länger hinauszögern. Ich wünsche nichts sehnlicher, als dass ich dort Überlebende antreffen werde. Vielleicht sogar meinen Vater. Doch der Angriff des Miltek auf meine Familie und die Litkov-Söldner liegt nun schon solange zurück, und trotz den Worten des Miltekoffiziers ist meine Hoffnung nur gering. Es mag sein, dass das Miltek dort auf mich wartet – ich kann diese Möglichkeit nicht ausschließen. In diesem Fall werde ich nicht zu dir zurückkehren können. Du wirst verstehen, dass ich dir das nicht persönlich sagen konnte, auch wenn mein Herz mich dazu drängte. Du hättest mich nicht gehen lassen und mich doch nicht aufhalten können. Ich bin sicher, so ist es das Beste.
     
    Hockster, wenn ich nicht zurückkomme, dann sei gewiss, dass ich auf der Independence gestorben bin oder, schlimmer noch, den Rest meines Lebens in einer Zelle des Miltek verbringen werde.
     
    Da ich nicht alle möglichen Gefahren abschätzen kann, wähle ich diesen Weg, um dir zu danken! Du warst der Erste in deiner Welt, der mich freundlich behandelt hat. Anfangs dachte ich, dass ich deshalb deine Nähe suche. Doch das war ein Irrtum. Hockster, deine Aufrichtigkeit ist überwältigend und deine Kraft schier grenzenlos. Du bist freundlich zu allen Menschen, obwohl sie dich meist schlecht behandeln und du bist, wie ich, einsam. Wenn ich zurückkomme, werde ich mit Licht deine Schatten vertreiben und dich zu meinem Mann machen. Das ist ein Versprechen.
     
    Madigan
     
     
    Er faltete den Brief zusammen und schob ihn behutsam in die Innentasche seiner Weste zu dem anderen, den er immer bei sich trug, seit sie ihn zum ersten Mal verlassen hatte. Er ging ans Fenster und sah hinaus in den beginnenden Morgen. Die Sonne schien hell. Es würde ein warmer Herbsttag werden. Mit einem Frösteln wandte er sich ab.
    „Was gibt es heute Morgen?“, fragte er.
    „Die feinsten Sachen einer Kaufmannsküche“, antwortete Naggit. „Ihr solltet die eingelegten Heringe probieren, ein Genuss. Nein? Dann vielleicht ein wenig Entenbrust? Auch nicht? Ihr seid aber wählerisch.“
    „Ich bin doch nicht hungrig“, sagte Hockster.
    „Esst, Auserwählter. Euch steht ein langer Tag bevor. Zink!“
    Ein Diener des Hauses betrat die Küche. „Ihr habt gerufen, Herr Drache?“
    Naggit sah Hockster an und kniff belustigt ein Auge zu. „Das nenne ich Leben“, flüsterte er. Dann wandte er sich an Zink. „Mein guter Zink, bringt

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