Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Heldenliedern über dich singen?“
Naggit zuckte zusammen. „Nun, da habt Ihr nicht ganz unrecht. Aber sagt mir doch, wie ich den langen Weg bis zum Palast durchhalten soll? Habt Ihr Euch einmal darüber Gedanken gemacht?“
„Ich dachte, du zehrst von deinen in den letzten Tagen angesammelten Reserven, bis du die königliche Küche erreichst. Den Weg kennst du ja jetzt.“
„Hm“, brummte Naggit zustimmend und löste seine Krallen wieder. Der Schmerz ließ nach und Hockster atmete erleichtert auf.
„Auf zum Palast nun also“, rief Naggit. „Das verspricht ein ganz wunderbarer Tag zu werden.“
„Denkst du denn nur an deinen Bauch?“, fragte Hockster vorwurfsvoll.
„Das liegt in der Familie. Schon mein Vater, der berühmte Wigget, konnte ...“
„Oh, verschone mich mit deinen Anekdoten“, unterbrach Hockster gereizt.
„Ist Euch eine Eskorte lieber?“, fragte Naggit. „Dort kommt der Hauptmann und es würde mich sehr wundern, wenn er nicht zu Euch wollte.“
„Guten Morgen“, grüßte Rok Talusien freundlich, als er die beiden erreichte.
„Freundlichkeit von dir ist immer ein schlechtes Zeichen“, sagte Hockster. „Weshalb bist du hier?“
„Unterschätze mich nicht. Ich komme, um dich, Madigan und deinen Drachen sicher und vor allem schnell zum Palast zu geleiten.“
„Madigan ist fort. Sie wird uns nicht begleiten.“
„Ich verstehe“, sagte Rok nach einer Weile. „Folge mir.“
Die Gardisten nahmen Hockster in die Mitte. An der nächsten Straßenecke lief plötzlich eine Frau laut um Hilfe rufend auf Hockster zu, stieß die ihn umgebenden Gardisten beiseite und warf sich vor ihm auf den Boden. „Helft mir!“, jammerte sie und Tränen flossen ihr übers Gesicht. „Ich flehe Euch an! Ihr seid der Auserwählte. Ihr habt Macht! Helft mir und meinem Mann!“
„Beruhige dich, steh auf, bitte. Sag mir, was geschehen ist?“
„Mein Mann“, begann die Frau, „er hat ... hat sich mit einem anderen geprügelt, im Wirtshaus, und bekam ein Messer in den Bauch. Die Heiler haben ihn aufgegeben. Aber Ihr seid der Auserwählte. Kommt mit mir. Er atmet kaum. Ich brauche doch meinen Mann. Wer soll mich und meine Kinder ernähren? Ich flehe Euch an, helft mir.“
„Es tut mir leid, ich bin kein Heiler“, sagte Hockster.
Habt Ihr es schon vergessen, Auserwählter? Der Gründer der Stad hat eine Hand aus Gold und das Herz eines Heilers. Diese Dame braucht Euren Beistand.
Ich kann ihr nicht helfen, Naggit.
Doch, das könnt Ihr! Ich werde Euch unterstützen.
„Wann ist das geschehen?“, fragte Hockster.
„Vor über einem Monat. Erst war alles gut, aber dann wurde er schwach, hatte keine Kraft mehr. Die Wunde heilt nicht. Sie stinkt. Ich habe kein Geld mehr für Medizin.“
Genau Eure Kragenweite, was, Auserwählter? Nur immer ran, ich bin ja da!
„Also gut, geh voraus, Frau“, seufzte Hockster. „Rok, warte hier auf mich. Ich bin bald zurück.“
„Oh, nein!“, widersprach der Talusien. „Das lasse ich mir nicht entgehen.“
Hockster seufzte und beeilte sich, hinter der Frau herzukommen, die schon einen Vorsprung von einigen Dutzend Metern hatte.
Jetzt wollt Ihr sicher wissen, was zu tun ist, ja? Ich sage Euch, wie Alep Elders so was macht. Bedenkt, dass er von meinem Vater unterrichtet wurde. Jetzt werde ich Euch dasselbe lehren. Ihr wisst, dass der Mann dieser Frau eine brandige Wunde im Bauch hat. Innere Verletzungen sind nicht auszuschließen. Zuerst werdet Ihr Euch darum kümmern. Sind die Organe geheilt, werdet Ihr Euch der Blutvergiftung annehmen.
Hockster schüttelte heftig den Kopf. Du hörst nicht zu! Ich habe keine Ahnung vom Heilen! Ich will nicht für den Tod dieses Mannes verantwortlich sein.
Zu spät , erwiderte Naggit. Nun steckt Ihr mittendrin. Verweigert Ihr Eure Hilfe, wird er in jedem Fall sterben und Ihr werdet Euch schuldig fühlen. Stirbt er trotz Eurer Unterstützung, werdet Ihr Euch ebenfalls schuldig fühlen. Nun wählt.
Das werde ich , sagte Hockster.
Ausgezeichnet Magier. Vertraut mir.
Hinter der Werkstatt eines Sattlers bog die Frau in eine schmale Gasse ein. Hockster, Naggit und die Gardisten des Königs unter Führung ihres Hauptmanns eilten hinterdrein. Zu beiden Seiten der Gasse erhoben sich heruntergekommene Häuser. Unrat und Abfall lag unter den höher gelegenen Fenstern. Ein alter Mann, in Lumpen gekleidet, stand mit geöffneter Hand neben einer Haustür, doch als der Bettler die Gruppe Gardisten sah, floh er ins Innere des
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