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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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Hauptstadt.
    „Ich komme nicht mit“, erklärte Hockster.
    Hauptmann Talusien sog verblüfft die Luft ein. „Du widersetzt dich dem Befehl deines König? So dumm kannst selbst du nicht sein.“
    „Ich widersetze mich, ja. Mehr noch. Du kannst ihm von mir folgendes ausrichten ...“
    Auserwählter , sagte Naggit, Ich schätze Euch mehr als jeden anderen Menschen auf diesem Planeten und lasst mich hinzufügen, ich kenne viele Menschen. Nur weiter so! Ihr habt meine volle Unterstützung. Wenn es aber heißt: Kerker und Tod für den aufmüpfigen Zwerg aus den Tarrasbergen denn er hat den König beleidigt, dann bedeutet das für uns Abschied nehmen. Ich habe mich derart an mein Leben gewöhnt, es täte mir in der Seele weh, es auf königliches Geheiß zu Ende gehen zu sehen.
    „Was?“, fragte der Talusien. „Noch mehr Beleidigungen?“
    Hockster zuckte gleichgültig die Schultern. „Wenn du es so sehen willst. Sag ihm, dass ich ihn mitsamt seiner Armee und jenem Teil der Bürger Idenhals, die mit mir den Chetekken entgegentreten wollen, in Trenadil erwarte und ich verlange, dass Garlit freigelassen wird. Sag ihm auch: Ich bin der Auserwählte und ich unterwerfe mich niemandes Befehl.“
    „Dafür wirst du gehenkt, das kann ich dir versichern.“
    Hockster schüttelte den Kopf. „Wenn nach diesem Krieg noch jemand leben sollte, der mich verurteilt und hinrichtet, will ich mich gern einem Tribunal stellen. Aber du glaubst doch selbst nicht, dass nach einem Sieg Heetlands noch irgendwer bereit ist, den Auserwählten hinzurichten, oder? So dumm kannst selbst du nicht sein.“
    Hockster drehte sich um und ging davon. Naggit saß auf seiner Schulter.
    „Ihr solltet ihm nicht seine eigenen Phrasen unter die Nase reiben. Empfindlich wie er ist, trägt er seine Wut ein Leben lang mit sich herum und erinnert sich vielleicht zur falschen Zeit an diese Demütigung.“
    „Da mache ich mir keine Sorgen. Er handelt immer ehrenhaft. Irgendwann wird er noch an seiner Ehre ersticken.“
    „Was machen wir jetzt?“, fragte der Drache.
    „Wir besorgen uns ein Pferd, ein kleines natürlich, oder ein Pony und kehren nach Trenadil zurück. Allerdings weiß ich noch nicht wie. Mir fehlt das Geld.“
    „Nicht unbedingt. Bevor Madigan uns verließ, hat sie in Eure Tasche ein paar Goldmünzen gesteckt. Das wird nicht reichen, aber außerdem hat sie einen Eurer Edelsteine dazugetan. Da seht, da vorne ist die Werkstatt eines Goldschmieds. Dort könnt Ihr den Opal zu Geld machen.“
    Die Verhandlungen mit dem Goldschmied dauerten nicht lange. Hockster erhielt für seinen Stein eine angemessene Summe. Naggit, der sich im Kaufmannsviertel besser auskannte als Hockster, leitete den kleinen Magier zu einem Viehhändler, wo Hockster für die Hälfte seiner Barschaft ein Pferd und Verpflegung erstand.
    Als die Sonne im Zenit stand, verließ Hockster auf einem Pony, das auf den Namen Killa hörte, und Naggit, Idenhal Richtung Osten, nach Trenadil.

11. Die Rache des stolzen Chetekken
     
    Hockster kam gut voran. Am ersten Tag seiner Reise nach Trenadil hatte er, von einer unerklärlichen Unruhe gepackt, so viele Kilometer wie möglich hinter sich zu bringen versucht und war am Abend zufrieden mit der Leistung seines Pferdes irgendwo unter den tiefen Ästen einer Weide ohne wärmendes Feuer eingeschlafen. Naggit hielt Wache. Hockster schlief nur wenige Stunden und machte sich kurz nach Mitternacht wieder auf den Weg. Es war eine helle Nacht, der Mond stand voll am Himmel und die Sterne wiesen ihm zudem den Weg. Doch am Vormorgen desselben Tages, als er eine kurze Rast einlegte, um etwas zu essen und sich an einem nahegelegenen Flusslauf zu waschen, fiel die Anspannung von ihm ab und er zögerte. Den ganzen Vormittag über lief er nachdenklich neben Killa dahin.
    Diese Stimmungsschwankungen waren ihm nicht fremd, doch war er seit fast zwei Jahren weitgehend davon verschont geblieben. Die Schwermut, die ihn nun fest im Griff hielt, kannte er aus seiner Jugendzeit. Sie war eng mit jenen traurigen Jahren verbunden, in denen ihm langsam klar geworden war, dass er weder weiter wachsen noch jemals ein anerkannter Magier werden würde.
    Am Abend des zweiten Tages verzichtete er erneut auf ein Feuer, obwohl die Nächte merklich kühler geworden waren und den nahenden Winter ankündigten. Er aß wenig und schlief schlecht. Naggit ließ ihn in Ruhe, behielt alle Kommentare für sich und beobachtete nur, was dem kleinen Drachen sichtlich schwer fiel.

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