Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
soll. Hast du ihn dabei?“
„Nein! Er ist fort. Ich habe ihn – vernichtet.“
Diwenok sprang auf. „Wie konntest du das tun? Der Turmalin ist ein mächtiger Gegenstand. Mit seiner Hilfe hätten wir ...“
„Gar nichts tun können“, unterbrach Hockster Diwenok barsch. „Mein Stein, meine Entscheidung. Er ist unwiederbringlich fort.“
„Du setzt unser aller Leben aufs Spiel. Weißt du überhaupt, was du getan hast? Die Macht der Druiden ist groß, aber die der Chetekkenmagier nicht minder. Der Turmalin hätte uns einen Vorteil verschafft.“
„Nein! Das hätte er nicht.“ Auch Hockster war jetzt aufgesprungen, konnte es mit der Größe des Druiden jedoch bei weitem nicht aufnehmen. „Er ist nichts weiter als ein Fokus. In ihm ist keine Macht, keine Kraft, keine Magie. Ich muss es wissen, ich habe ihn lange genug getragen. Der Turmalin arbeitet lediglich mit dem, was in ... dir ... ist.“ Da wurde Hockster bleich. Er musste sich setzen. „Er ist wertlos!“, sagte er leise, doch richtete er die Worte nicht an Diwenok, er sprach sie für sich selbst. Karva hatte es sofort erkannt, nachdem er ihr seine Geschichte erzählt hatte. Du bist der Turmalin, hatte sie gesagt, und sie hatte es nicht in einem übertragenen Sinne gemeint. Die Macht, die er durch den Turmalin lenken konnte, war die seine – das hatte er schon früher erkannt, aber was er nicht hatte sehen können, war, dass seine Bedenken und Zweifel, die ihn immer dann befallen hatten wie eine Krankheit, wenn er den Turmalin sah oder in gar in die Hand nahm, nicht dem Stein innewohnten, sondern seine ureigenen Nöte waren. Fast schien es, als folgte der Turmalin auch hier seiner Natur und verstärkte das, was Hockster in ihn lenkte. In dem er seine Zweifel auf den Stein richtete, kehrten sie verstärkt zurück und hatten ihm das Gefühl gegeben, der Stein an sich sei böse. Ein perfektes Werkzeug für einen perfekten Geist, der er nicht war. Er dachte an die drei Gestalten in der Traumfeste und erkannte endlich, was sie wirklich geplant hatten, wie perfekt er ihren Wünschen entsprochen hatte.
Er stand auf. Die Ratsversammlung würde gleich beginnen. Diwenok stand noch immer da, äußerst verärgert, die Hände zu Fäusten geballt. Hockster seufzte: „Diwenok, es tut mir leid, wenn ich deine Pläne durch meine Entscheidung vereitelt habe. Doch der Turmalin gehörte niemals dir. Er war mein Eigentum von Anfang an. Ich habe entschieden, dass seine Vernichtung für alle am besten ist.“ Nach einer kurzen Pause fügte er ärgerlich hinzu: „Außerdem ist es jetzt nicht mehr zu ändern. Der Stein ist fort. Gehen wir.“
Als Hockster und Diwenok eintrafen, wurden sie bereits erwartet. Hockster erkannte Madigan, Naggit, Krull, Varna, Tira und die Führerin der Hajadas, Karva. Er und Diwenok waren die letzten. Hockster ging zu Karva hinüber, grüßte sie und sagte leise: „Ich danke dir.“
„Es war mir eine Ehre“, erwiderte sie. Ein feines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Hockster begab sich zu seinem Stuhl.
Kaum hatte er Platz genommen, als Diwenok sich erhob und die Sprache auf Hocksters Turmalin brachte. Er beschwerte sich bitterlich, dass Hockster den Stein vernichtet hatte, fand aber wenig Unterstützung bei den Anwesenden. Naggit, der als Vertreter Burnyks an jeder Zusammenkunft teilnahm, zügelte Diwenok, in dem er darauf hinwies, dass die Verteidiger Heetlands ohne Hocksters Hilfe noch immer nicht zusammengefunden hätten. Sein Vertrauen in den Auserwählten sei unerschütterlich. Hocksters Handlungen seien immer auch von der Verantwortung für das Wohlergehen des Landes und seiner Bewohner geprägt gewesen. Aus diesem Grund könne Hocksters Tat nicht als falsch eingestuft werden, schließlich wisse er selbst am besten, was richtig und falsch sei. Madigan pflichtete Naggit bei und warnte Diwenok und darüber hinaus jedes weitere Mitglied des Festungsrates vor der Gefahr einer inneren Spaltung, die gerade durch solch unterschwellige Feindseligkeiten ausgelöst werden könnte. Tira sagte, dass es niemandem erlaubt sein dürfte, über das Eigentum eines anderen zu bestimmen. Sie erwarte vielmehr von jedem Ratsmitglied, dass es verantwortlich und für das Wohl aller in der Feste lebenden Personen handelte.
Damit war Diwenoks Einwand abgewiesen. Der Rat der Feste wandte sich den aktuellen Problemen zu. Trewel, der die Verantwortung für die Nahrungsmittelversorgung gemeinsam mit Karva übernommen hatte, leierte einen kurzen Bericht
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