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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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ein und sah ihm zu, wie er sich hinlegte. Er machte ganz den Eindruck, als sei er zufrieden.
    Als alles ruhig war, öffnete sie über ihr integriertes Interface die Verbindung zum Laserbird. Leise flüsterte sie: „Achtung, Double-T: Rückruf für Karl, Bewachung des Landeplatzes befehlen. Von jetzt an keine eigenmächtigen Handlungen mehr! Keine Rückfragen! DeVille Ende!“
    Sie zog den Handschuh aus und betrachtete resigniert die Prothese. Die Farbe hatte sich gänzlich verändert. Der vormals silberhelle Belag strahlte jetzt goldfarben im dürftigen Licht von Feuer und Mond.
    Hockster war wach. Er hatte erst ein rotes, dann ein gelbes Leuchten auf ihrem Armband wahrgenommen. Beides konnte er sich nicht erklären. Dann hatte sie mit dem Armband gesprochen. Er lächelte vergnügt. Dieses Rätsel würde er knacken, bevor sie Idenhal erreicht hatten. Da war er ganz sicher. Er schloss die Augen und verpasste den Moment, als Madigan den Handschuh von ihrer Unterarmprothese zog.

3. Die Wahrheit ist immer schnell erzählt
     
    Früh am Morgen wurden Hockster und Madigan von Rok Talusien geweckt. Hockster schlug seine vom Tau feuchte Decke zurück und sah sich um. „Madigan, wo ist Karl?“
    „Fort!“, erwiderte Madigan. „Er wird sich im Wald verstecken, bis wir zurückkommen.“
    „Das kann aber lange dauern. Ist er ein guter Jäger?“
    „Karl ist ans Warten gewöhnt. Er isst nicht und er trinkt nicht.“
    „Ein weiteres Rätsel?“, fragte Hockster fröhlich und sah sie an. Sie hatte auch während der Nacht ihre Handschuhe anbehalten und er wollte seinen Hut darauf verwetten, dass sie, wenn er sie nur fragte, antworten würde, sie hätte sie wegen der Nachtkälte getragen. Madigans Armband ließ ihm einfach keine Ruhe. Er wollte unbedingt einen Blick darauf werfen, die Geheimnisse ergründen, die es barg. Die Frau verheimlichte etwas, nein, sie verheimlichte sogar sehr viel, aber besonders vorsichtig war sie, wenn es um das Armband ging. Aber das konnte er ihr schlecht sagen wenn sie ihm auch weiterhin vertrauen sollte, was sie, bei Licht betrachtet, wahrscheinlich nicht tat.
    Er stand auf, rollte seine Decke zusammen und befestigte sie an seinem Rucksack. Diese Handgriffe waren ihm mit der Zeit zur Routine geworden und gingen ihm leicht und schnell von der Hand. Der Söldner war schon fertig und bereitete Tee überm Feuer.
    Hockster reichte Madigan und Rok ein Stück Marilkfleisch. Er bemerkte ein leichtes Zögern bei Madigan, dann nahm sie es entschlossen, dankte und biss ein Stück davon ab. Ihr Verhalten war seltsam. Immer schien sie ihre Handlungen, selbst die elementarsten, zu überdenken, um dann schnell, ja geradezu hastig eine Entscheidung zu treffen.
    Der Tee war inzwischen fertig. Hockster ergriff seinen noch leeren Becher und hob ihn hoch. „Ich sehe, du hast keinen eigenen Becher. Nimm meinen.“ Er warf Madigan den Becher zu, fest und weit nach rechts. Sie musste mit der linken Hand zugreifen, wollte sie ihn auffangen. Es gab ein dumpfes Geräusch, als der Becher in ihrer Hand landete, ähnlich dem, das er tags zuvor schon einmal gehört hatte, als sie das herabfahrende Schwert des Söldners mit der Hand aufgehalten hatte. Madigan bedachte Hockster mit einem amüsierten Blick, der ihm deutlich sagte, dass sie genau wusste, was er da tat.
    „Entschuldige“, sagte Hockster und lächelte freundlich.
    „Schon gut“, sagte Madigan und erwiderte Hocksters Lächeln.
    „Behalte ihn, ich habe noch einen zweiten Becher.“
    „Danke.“
    „Ist mir ein Vergnügen.“ Hockster fiel es schwer, ihren offenen Blick zu erwidern. In der Nacht hatte er von ihr geträumt. Sie war nicht die erste Frau, die in seinen Träumen erschienen war, doch keine zuvor hatte er darin so leidenschaftlich geküsst wie sie. Er konnte es drehen und wenden wie er wollte, schon jetzt fiel es ihm schwer, sie nicht ständig anzusehen. Sein Bemühen, sie zu einem Fehler zu verleiten, der zumindest einen kleinen Teil ihres Geheimnisses offenbarte, war für ihn eine Möglichkeit, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Auch wenn er sich dabei zum Narren machte, wie vorhin, als er ihr den Teebecher zugeworfen hatte. Doch ihr freundliches Lächeln hatte ihm deutlich gezeigt, dass sie ihm nicht böse war, im Gegenteil, seine tölpelhaften Versuche, seine Zuneigung hinter seiner Neugier zu verbergen, schienen ihr zu gefallen.
    Der Söldner hatte die kurze Unterhaltung schweigend verfolgt und schüttelte missbilligend den Kopf. „Wir werden

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