Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
gewonnen werden kann und wie man aus Stahl Schwerter schmiedet.“
Hockster, der ziemlich genau wusste, was der Söldner als nächstes sagen würde, zuckte mit den Schultern und nickte dann.
„Das habe ich mir gedacht. Und schon bist du mit deinen Schulen wieder da, wo du angefangen hast. So bleibt das Wissen erhalten, wie man einen Krieg führt. Du aber wirst dann erneut durch das Land irren auf der Suche nach einem ruhigen Fleckchen, wo du deine Schulen wieder aufbauen kannst. Bis zum nächsten Krieg. Das Wissen war schon immer Eigentum der Herrschenden und wird es immer bleiben.“
Hockster senkte den Blick und betrachtete seine Hände. „Man sieht es mir vielleicht nicht an, aber ich bin vor allem anderen ein Gelehrter. Ohne das Wissen, das mein Urgroßvater Arterius an mich weitergegeben hat, wäre ich ein kleinwüchsiger Kerl mit einer Handvoll Edelsteinen. Mein größtes Talent, die Gelehrsamkeit, wäre wertlos, weil ich sie niemals einsetzen könnte. Ich wäre nicht der, der ich jetzt bin. Ich bin sicher, es ist richtig, das Erreichte zu bewahren.“
„Bewahren allein wird nicht genügen“, sagte Madigan. „Du musst vor allem dafür sorgen, dass das Wissen ungeachtet der Herkunft, des Geschlechts oder der Gesinnung für jeden frei zugänglich ist.“ Madigan sah Hockster an, als versuchte sie, eine wichtige Frage für sich zu klären und kam offenbar zu einer Antwort. Sie sagte: „Auch bei uns am Killgarn ist die Weissagung bekannt. Wir nennen sie die Prophezeiung von Trenadil“, Madigan trank ihren Tee aus und bedankte sich im stillen bei Double-T. „Darin heißt es auch, dass einer die Fähigkeiten vieler vor dem Vergessen bewahrt. Klingt nach einem wie dir, wenn du mich fragst.“
„Hast du gewusst, dass die Festung tatsächlich existiert?“, wollte Hockster wissen. „Hier in Heetland.“
„Wer sind diese Gestalten,die ihr dort getroffen habt?“, fragte Madigan.
„Du solltest ihr nicht zu viel verraten“, mahnte der Söldner. „Man wird angreifbar, wenn man alles fraglos weitergibt und du gehörst nicht zu denen, die sich gut verteidigen können.“
„Ich vertraue ihr!“
„Trotzdem stünde dir Vorsicht nicht minder gut zu Gesicht wie der Respekt denen gegenüber, die über dein Wohlergehen wachen müssen.“
„Ich werde es mir merken“, sagte Hockster, und wandte sich an Madigan. „Ich weiß nicht, wer die drei Fremden sind. Vielleicht haben sie einmal gelebt, vielleicht werden sie zukünftig leben, oder sie sind nichts weiter als Hirngespinste. Mit der Zauberei ist das so eine Sache. Manchmal sieht man Dinge, die es tatsächlich nicht gibt.“
„Wie kannst du dir dann je sicher sein?“
„Erfahrung hilft! Ein Zeuge auch!“, Hockster wies auf Rok Talusien. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass ich nach Trenadil reisen muss, ins diesseitige Trenadil, um dort nach Antworten auf alle meine Fragen zu suchen.“
Rok Talusien schüttelte den Kopf. „Die Bibliothek von Trenadil ist riesig und sicher findet sich dort die eine oder andere Antwort auf deine Fragen. Aber wie willst du dort hineingelangen? Die Feste wird bewacht.“
„Steht denn nicht jedem Wissbegierigen die Bibliothek offen?“
„Nein! Das Wissen ist das Privileg einiger weniger, das habe ich dir bereits gesagt. So ist es schon immer gewesen.“
„Aber so muss es ja nicht bleiben“, widersprach Hockster. „Seltsam. Je mehr Schwierigkeiten sich vor mir auftürmen, umso größer wird meine Bereitschaft, genau das zu tun, was man mir aufgetragen hat. Es ist unerträglich, dass zu den grundlegendsten Dingen nur einige wenige Zugang haben sollen.“
Rok erhob sich „Wir brechen jetzt besser auf.“ Er schulterte seinen Rucksack und ging davon. Hockster und Madigen beeilten sich, ihm zu folgen.
„Hat er aufgegeben?“, fragte Madigan überrascht.
„Ich fürchte, nein.“
„Ich möchte dich nach Trenadil begleiten. In das Trenadil deiner Träume.“
„Weshalb?“
„Ich habe Fragen so wie du“, erwiderte Madigan. „Aber keine Antworten.“
Die Küstenstraße wand sich in sanften Kurven am Meer entlang und führte die drei Wanderer immer wieder bis zu den schaumgekrönten Wellen der nahenden Flut. Hockster fand noch immer großen Gefallen an der Schönheit des unendlich scheinenden Meeres. Der Himmel war nahezu wolkenlos und schon am Vormittag wurde ihm ordentlich warm vom Marschieren. Zwei Stunden später forderte er eine erste Pause. „Gibt es hier Wegelagerer?“, fragte er den
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