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Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)

Titel: Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Merten
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reichen.“
    Eine Stunde später kehrte der Talusien mit leeren Händen vom Fischfang zurück. „Das Marilk wird uns noch eine Weile als Proviant dienen müssen“, erklärte er achselzuckend.
    In dieser Nacht stellte Madigan während Ihrer Wache eine Verbindung zu Double-T her und lernte alles, was man über das Führen eines Bootes in Küstengewässern wissen musste. Wie sie es sich schon gedacht hatte war Segeln einfacher als das Steuern eines Laserbirds, da es auf dem Wasser keine Höhen und Tiefen gab und mit dem an der Küste rasch wechselnden Wind würde sie schon zurecht kommen, irgendwie.
    Zwei Tage später erreichten sie ein kleines Fischerdorf, von dem nur noch rauchende Trümmer übrig waren. Eine kurze Untersuchung förderte die Erkenntnis zutage, dass der Überfall vom Meer aus stattgefunden hatte. Überall lagen die Leichen und abgetrennte Gliedmaßen erschlagener Dorfbewohner. Es stank schrecklich. Selbst der Wind, der beständig vom Meer her wehte, konnte den üblen Geruch nicht vertreiben.
    Hockster fand eine Waffe, wie er sie zuvor nie gesehen hatte. Ein gezahntes, gebogenes Schwert, so groß und schwer, dass er es kaum zu heben vermochte. Es bedurfte der Hilfe des Söldners, es aufzuheben.
    Madigans Ruf erreichte sie. Sie eilten zu ihr. Hinter den glühenden Resten einer Fischerhütte hockte sie und studierte interessiert ein abgetrenntes Körperteil. Es stammte nicht von einem Menschen. Hockster erkannte eine Klaue mit drei krallenbewehrten Fingern und einem nur unwesentlich kürzeren Daumen. Die braune Hand war von schuppenartigen Hautgewächsen übersät.
    „Chetekken!“, flüsterte Hockster. „Jetzt gibt es keinen Zweifel mehr!“ Er atmete tief ein. „Die Prophezeiung, Talusien. Es beginnt! Hier und jetzt.“
    „Kommt“, forderte der Söldner, „hier gibt es nichts mehr zu tun.“
    „Warte“, widersprach Madigan, „lasst uns wenigstens die Leichen zusammentragen und verbrennen.“
    Hockster nickte zustimmend. Sie benötigten mehrere Stunden. Sie fanden keine Überlebenden des Angriffs, aber auch keine gefallenen Chetekken. Die abgetrennte Klaue blieb der einzige Hinweis auf deren Anwesenheit und bezeugte zugleich, wie schwach die Gegenwehr der Dorfbewohner gewesen war.
    Sie fanden kein Holz, alles lag in Schutt und Asche und so war es Hocksters Aufgabe, ein magisches Feuer zu entfachen. Als die ersten Flammen über dem Scheiterhaufen fauchend zusammenschlugen, machten sich die drei Gefährten eilends davon, kehrten dem zerstörten Dorf und seinen getöteten Einwohnern den Rücken und marschierten in die hereinbrechende Dunkelheit der Nacht. Noch lange sahen sie das weithin sichtbare Feuer des Scheiterhaufens, wann immer sie sich umdrehten.
    Nach diesem Erlebnis wanderten sie vorsichtiger nach Norden und zogen auch das Meer in ihre Überwachung mit ein. Der Söldner war sicher, dass dort draußen Schiffe der Chetekken kreuzten und nur darauf lauerten, erneut zuzuschlagen. Als sie am darauffolgenden Tag ein weiteres abgebranntes Dorf fanden, machten sie einen großen Bogen darum und hielten sich landeinwärts, weg von der Küstenstraße und dem Meer.
    Es war Madigan, die es auf den Punkt brachte. „Hier werden wir kaum ein Boot finden. Wir müssen zurück zum Meer.“
    Sie fanden noch drei weitere niedergebrannte Fischerdörfer bevor sie am Rande des vierten Dorfes, von dem ebenfalls nur noch geschwärzte Balken übrig waren, ein kleines, herrenloses Schiff entdeckten. Madigan überprüfte Segel und Mast und erklärte es für tauglich. Sie hatte nicht zu viel versprochen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten steuerte sie das Boot in den Wind, das Segel bauschte sich auf und die Fahrt begann.
    Madigan war froh darüber. Die Zerstörung der Dörfer, der heraufziehende Krieg, das alles erinnerte sie an das Leben, das sie geführt und an den Verlust, den sie erlitten hatte. Bilder von ihrem Vater erschienen in ihrer Erinnerung, sie sah Freunde, Männer und Frauen, mit denen sie gelebt und gearbeitet hatte. Sie alle waren gefallene Soldaten. Es gab niemanden mehr, der um sie trauerte, sich an sie erinnerte, außer ihr. Wie lange konnte sie die Trauer noch hinausschieben? Hinter ihren Augen nahm der Druck der Tränen beständig zu. Sie drängten hinaus, um den Schmerz wegzuwaschen, der ihr so schwer auf der Seele lastete. In ihrem Wunsch nach Linderung fühlte sie sich immer öfter zu dem kleinen schlauen Gelehrten hingezogen, suchte seine Nähe, die sie tröstete und fand doch nicht die

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