Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
haben, kann schon morgen zerstört sein. Und noch immer ist Hockster krank.“
Serima trat einen Schritt näher und legte Millen die Hand auf die Schulter. „Unsinn, Millen. Sie haben Diwenstein verschont. Es ist eine junge Stadt, kaum größer als ein Dorf. Sie wissen nichts von uns, verstehst du. Wenn nicht zufällig ein Nat Chatka über uns stolpert, sind wir vorerst sicher.“
„Ja, vielleicht“, in Millens Gesicht glomm Hoffnung wie ein weit entferntes Licht. „Wenn ihre Informationen älter sind als ein Jahr, wissen sie nichts von uns.“
„Wir haben jetzt einen Stadtrat und Bürgermeister Vickert ist ein fähiger Mann. Ich glaube an ihn. Hockster selbst könnte nicht mehr leisten.“ Sanft fuhr sie Millen übers Gesicht. „Es war uns doch von Anfang an klar, nicht wahr? Entweder wird unsere Stadt verschont oder sie wird es nicht. Wir können Diwenstein nicht verteidigen.“
„Das könnt ihr doch!“, erklang plötzlich eine Stimme aus dem Steinkreis. Im nächsten Moment trat Garlit Veitogan mit einem fröhlichen Grinsen im Gesicht hinter dem Felsen hervor.
„Du hast uns belauscht!“, sagte Millen verärgert.
Garlit lächelte. „Gräme dich nicht. Ich habe den Ruf, einer Katze ähnlicher zu sein als einem Mann.“
„Was hast du hier zu suchen?“ Millens Gesicht war ein einziger Vorwurf.
Garlit zuckte die Schultern. „Ich saß dort zwischen den Felsen“, sagte er und wies über die Schulter zum Steinkreis, „und habe den Sonnenaufgang beobachtet, als ihr beide hier aufeinandergetroffen seid. Ebenso gut könnte ich sagen, dass ihr meine Ruhe gestört habt. Aber ich will nicht kleinlich sein. Guten Morgen also.“
„Was hast du gerade gesagt?“, fragte Serima.
Garlit nickte lächelnd. „Ich sagte, dass Diwenstein sehr wohl verteidigt werden kann.“
„Nein!“, erwiderte Millen bestimmt. „Wir sind friedlich. Wir werden keinen Angriff provozieren, indem wir Wehranlagen errichten.“
Garlit zuckte die Schultern. „Es ist eure Entscheidung.“ Er wandte sich an Serima. „Wird Beltrim wieder gesund?“
„Ja!“, antwortete die Heilerin.
„Ich will ihn sehen.“
„Später! Er schläft jetzt.“
Garlit nickte. „Ich komme zurück“, sagte er, drehte sich um und schlenderte gemächlich davon.
„Komm, Millen“, forderte Serima den Kämmerer auf. „Wir haben noch viel zu tun, bis Hockster wieder gesund ist.“
„Du bist müde“, sagte er nach einem prüfenden Blick in ihr Gesicht. „Ich bringe dich nach Hause.“
Hockster erwachte am Vormittag des folgenden Tages. Wieder verlangte er nach Wasser. Horinda brachte es ihm. Als sie ihm aufhelfen wollte, schob er brüsk ihre helfenden Hände beiseite, setzte sich mühsam auf und erklärte, dass er allein trinken wolle. Serima öffnete die Tür, sah Horinda vor Hockster zurückschrecken und trat ins Zimmer. Hockster grüßte sie mit einem kraftlosen Gruß. Mit ihr kam ein Mann herein, den Hockster noch nie gesehen hatte.
„So sind die Kranken“, erklärte die Heilerin nach einem prüfenden Blick ins Gesicht ihres Patienten. „Kaum geht es ihnen wieder besser, schon werden sie übermütig, beleidigen die Menschen, die sie gewaschen und gefüttert haben, als sie selbst nicht dazu in der Lage waren. Wenn du schon keine Dankbarkeit zeigen willst, dann sei zumindest freundlich.“
Hockster lächelte gequält, trank den Becher dann in kurzen Schlucken leer und verlangte – freundlicher jetzt – nach mehr. „Wieso bin ich hier?“, fragte er Serima. „Ich erinnere mich nicht, den Steinkreis verlassen zu haben.“
„Ich glaube, dafür bin ich verantwortlich“, sagte der Fremde.
Hockster betrachtete den Mann. „Und wer bist du?“
Der Fremde verbeugte sich. „Wir haben einander noch nicht kennengelernt. Mein Name ist Garlit Veitogan. Ich kam mit Eman Delles als Karawanenbegleiter hierher. Es tut mir leid, dass ich dich in eine unangenehme Situation gebracht habe. Sagen wir, es war ein Missgeschick, dass ich dich umgestoßen habe.“
Horinda schnaufte empört. Hockster sah zu ihr hinüber und hob fragend die Augenbrauen.
„Nach allem, was ich gehört habe, war es wohl eher Dummheit, die diesen Kerl da dazu veranlasst hat, dich an der Schulter zu packen und durchzuschütteln“, erklärte Serima an Horindas Stelle. „Danach bist du einfach umgefallen und hast dabei das Steinmuster verschoben. Als klar wurde, dass du nicht wieder zu dir kommst, haben wir dich hierher gebracht.“
„Wie lange ist das her?“,
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