Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
gesucht.
„Ihr seid umgezogen?“, fragte er, als er ihnen gegenüberstand. „Hier ist es zwar netter als im Keller, aber die Einrichtung macht immer noch nicht viel her. Und die Bücher sind ein echtes Ärgernis. Alle aus Stein. Jetzt weiß ich wenigstens, was 'Schwere Lektüre' wirklich bedeutet.“
Die Frau sagte: „Du hast dich tapfer geschlagen.“
„Ja!“, erwiderte Hockster. „Und ganz ohne eure Hilfe. Habt ihr etwa die ganze Zeit da gesessen und zugesehen und nichts getan?“
Der Mann links beugte sich vor: „Es beginnt“, sagte er.
Nun hob auch der große Mann den Kopf. „Der Krieg ist nicht mehr aufzuhalten“, sagte er.
„Da ist mir nicht neu“, sagte Hockster. „Aber Diwenstein wächst, alles andere interessiert mich nicht mehr.“
„Du wirst fortgehen. Deine Aufgabe wird nun eine andere sein“, sagte der große Mann.
„Nach Trenadil“, sagte die Frau.
„Nicht dieses Trenadil“, sagte der kleine Mann.
„Das habe ich mir fast schon gedacht.“ Die drei Figuren begannen langsam aber sicher ihm auf die Nerven zu gehen. Und besonders helle schienen sie auch nicht zu sein. Hockster hatte aber auch keine Ahnung, wozu sie im Stande waren, wenn sie Widerstände ausräumen mussten. Er wollte es nicht herausfinden.
„Du wirst Trenadil verlassen finden und in Besitz nehmen“, sagte der große Mann.
Hockster schüttelte den Kopf. „Schon wieder von vorne anfangen? Habt ihr keinen anderen. Einen größeren vielleicht?“
„Andere werden dir nach Trenadil folgen“, sagte der große Mann.
Es durchfuhr Hockster wie ein Blitz. „Madigan? Was ist mit Madigan? Ich meine, Goldhand? Wird sie auch nach Trenadil kommen?“ Sein Herz schlug schneller.
„Der Weg von Goldhand ist nicht eindeutig“, erklärte die Frau.
„Was soll das heißen?“
„Wir wissen es nicht!“, sagte der kleine Mann.
„Trenadil muss um jeden Preis gehalten werden“, sagte der große Mann. „Von dir!“
„Hilfe ist auf dem Weg zu dir“, sagte die Frau. „Unsere Aufgabe ist nun erfüllt. Trage die Rüstung mit Achtung und Ehrfurcht.“
„Das sind unsere Geschenke an dich. Wir werden nicht wiederkehren“, sagte der kleine Mann. „Trage die Waffen mit Achtung und Ehrfurcht.“
„Lebe wohl, Hockster Beltrim. Erbauer des Hauses, Gründer der Stadt“, sagte der große Mann. „Trage den Umhang mit Achtung und Ehrfurcht.“
Die drei Gestalten lösten sich auf wie Nebelschleier, die der Wind davonträgt. Hockster stellte überrascht fest, dass er darüber alles andere als unglücklich war. Doch ehe die letzte Gestalt gänzlich verging, drangen gehauchte Worte an sein Ohr: „Wenn keine Hoffnung mehr ist, wird dir ein Leben geschenkt.“
Hockster hatte nicht den blassesten Schimmer, was das nun wieder bedeuten sollte. Natürlich würde er nach Trenadil gehen. Sie hatten ihn richtig eingeschätzt. Er würde nach Trenadil gehen, weil er hoffte, Madigan dort zu treffen. Madigan, das war wie Apfelsirup und Kaminfeuer an einem kalten, einsamen Abend in den Bergen. Er würde alles tun, um sie wiederzusehen. Er atmete tief ein und öffnete die Augen.
7. Künstliche Intelligenz
Schlafen! Ewig schlafen! Dieser Gedanke kehrte mit steter Regelmäßigkeit wieder, wenn Hockster für wenige Augenblicke aus der Bewusstlosigkeit erwachte und dann gleich wieder in die alles umhüllende Dunkelheit des Vergessens glitt, ähnlich einem Stein, der zum Grund eines Sees herabsinkt, tiefer und tiefer.
Serima war da und befeuchtete seine Lippen, träufelte ihm in regelmäßigen Abständen einen Sud aus Heilkräutern in den leicht geöffneten Mund.
Zwei Stunden nach Mitternacht war sie überzeugt, dass er das Schlimmste überstanden hatte. Hockster glitt aus der Bewusstlosigkeit hinüber in einen tiefen Schlaf. Er atmete jetzt regelmäßig. Aber als der Morgen grau und trist heraufzog, begann Hockster sich in seinem Bett zu winden, warf sich im Halbschlaf von einer Seite zur anderen und stöhnte erbärmlich. Welche Träume ihn quälten konnte Serima nur erahnen. Sie stand neben seinem Bett, hielt seine Hand in der ihren und sprach beruhigend auf ihn ein.
Als Hockster wieder eingeschlafen war, setzte Serima sich in den Korbstuhl, der am Fußende des Bettes stand und gönnte sich eine kleine Pause. Wenig später regte sich Hockster erneut und wachte schließlich auf.
„Wasser!“, verlangte er mit rauer Stimme. Serima war sofort bei ihm und gab ihm etwas zu trinken. „Hockster!“, sagte sie sanft, „ich habe hier
Weitere Kostenlose Bücher