Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
einen kräftigenden Kräutertee für dich. Komm, trink etwas davon.“ Behutsam flößte sie ihm etwas von ihrem Kräutertee ein und freute sich über jeden Schluck, den er nahm. Als Hockster getrunken hatte, schlief er wieder ein. Serima war erleichtert. Ihr Patient war eindeutig auf dem Weg der Genesung. Sie deckte ihn zu, verließ leise den Raum und betrat die Küche, wo auf einem Notlager Horinda schlief. Sie weckte ihre Schülern.
Horinda öffnete die Augen und fragte: „Wie geht es ihm?“
„Viel besser!“, erwiderte Serima. „Ich werde jetzt nach Hause gehen und ein paar Stunden schlafen. Es ist noch etwas Kräutertee da, den du ihm geben kannst, wenn er wieder aufwacht. Sollte sich sein Zustand verschlechtern, ruf mich sofort.“
Horinda nickte, stand auf und betrat leise Hocksters Schlafimmer. Serima sah ihr nach bis sie die Tür geschlossen hatte, dann verließ sie das Haus.
Das erste Licht der Sonne fiel über Diwenstein und vertrieb die Schatten der Nacht. Serima machte sich auf den Weg durch die noch stillen Straßen der jungen Stadt. In der Nähe des Steinkreises kam ihr Millen Hoog entgegen.
„Guten Morgen, Serima. Wie geht es unserem Freund?“, fragte er.
Serima erkannte mit einem Blick, wie angespannt der Kämmerer heute wirkte. „Gut!“, sie lächelte zufrieden. „Er ist kurz aufgewacht und schläft jetzt wieder. Er wird sich erholen.“
„Endlich einmal eine gute Nachricht“, sagte Millen. „Aus dem Osten sind weitere Flüchtlinge eingetroffen.“
„Und?“, fragte Serima. „Das passiert doch jeden Tag.“
„Ja! Aber die Nachrichten, die die Flüchtlinge bringen, werden immer schlechter. Die Chetekkenarmee bahnt sich ihren Weg unaufhaltsam nach Norden. Wer sich ihr entgegenstellt, wird vernichtet. Weit im Osten hatten sich sieben Städte unter der Führung eines gewissen Fürst Scharele zu einem Bund zusammengeschlossen, um den Feind mit vereinten Kräften zurückzuschlagen. Schareles Heer wurde niedergemacht, er selbst getötet. Jede einzelne der sieben Städte wurde geplündert und niedergebrannt. Gegen die Schlangen sind wir machtlos! Sie sind unbesiegbar!“
Millen machte eine Pause und sah in den blauen Morgenhimmel hinauf. Serima sah, dass er gegen die aufsteigenden Tränen ankämpfte. Sie wartete schweigend. Millen räusperte sich, dann fuhr er fort: „Ich fürchte um alles, was wir uns aufgebaut haben, Serima. Eigentlich müssten die Schlangen schon hier sein, denn Brakant, das sie vor fünf Tagen angegriffen und zerstört haben, liegt nordöstlich von uns. Weshalb sie an Diwenstein vorbeigezogen sind, ist mir ein Rätsel.“
Serima zuckte die Schultern. „Wir sind für sie nicht wichtig, viel zu klein um aufzufallen. Wir haben weder militärisch noch strategisch irgendeine Bedeutung für den Ausgang des Krieges. Da könnte man genauso gut einen See erobern. Obwohl es bestimmt ein paar Idioten gibt, die genau das für eine gute Idee halten.“ Serima schüttelte den Kopf. Sie war Heilerin und jede durch mutwillige Zerstörung zugefügte Verletzung versetzte sie in kalte Wut.
Millen seufzte. „Der Krieg kommt und wird uns alles nehmen, was wir besitzen.“ Er wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. „Serima. Was sollen wir nur tun?“
„Abwarten!“, erklärte die Heilerin unumwunden. „Vielleicht haben wir Glück und die Armee der Chetekken zieht von Brakant aus weiter nach Norden. Obwohl man sich auch das nicht guten Gewissens wünschen kann.“
„Die Chetekkenarmee, oder besser ein Teil davon, ist schon hier im Westen.“
Serima wollte gerade zu einer heftigen Erwiderung ansetzen, als Millen weitersprach. „Rikat ist tot!“, sagte er.
„Wie? Wann?“, fragte sie.
„Gefallen, während er mit seinen letzten Getreuen seine Siedlung Räubermarkt gegen eine Horde heranstürmender Chetekken verteidigte“, erklärte Millen. „Die Chetekken haben ganze Arbeit geleistet. In Räubermarkt ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Drei Frauen und zwei Kinder haben überlebt. Sie sind in der Nacht eingetroffen“ Millen atmete tief ein. „Der Krieg kommt immer näher.“
Serima senkte den Kopf. „Doch so nah schon“, flüsterte sie, hob ihren Blick und sah Millen an. „Aber die Schlangen – wo sind sie jetzt?“
„Sie sind weitergezogen nach Nordosten. Aber das heißt gar nichts. Sie können jederzeit umkehren und uns überfallen. Halb Heetland liegt in Schutt und Asche. Wir sind nirgendwo sicher. Auch hier nicht. Alles, was wir aufgebaut
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