Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Als Serima sagte, dass du kurz aufgewacht bist, war ich erleichtert.“
„Ein guter Grund, Wein zu trinken. Jetzt gieß mir diesen Becher noch einmal voll, bevor Serima kommt und mich wieder ins Bett steckt.“
„Hältst du das für klug?“, fragte Garlit.
Hockster spürte die Wirkung des Weines und lächelte vergnügt. „Natürlich! Ich bin der Gründer dieser Stadt. Meine Hände sind aus purem Gold und in mir pocht das Herz eines Heilers. Ich habe mir diesen Wein redlich verdient. Gieß ein.“
Hockster trank, dann schloss er die Augen und sackte in sich zusammen.
Er erwachte am anderen Morgen mit mächtigen Kopfschmerzen und einem pelzigen Geschmack im Mund. Als er die Augen aufschlug, stand Serima mit einem gewinnenden Lächeln und einem großen Becher Kräutertee in der Hand neben seinem Bett. Ihr Blick wurde unversehens hart. „Trink!“, befahl sie, „das wird dich kurieren, sowohl von deinem Kater als auch von deiner Unvernunft. Und nicht zuletzt von der Gemeinheit, so mit Horinda umzugehen.“
Hockster schnüffelte und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Kräutertee, richtig? Ich hasse dieses Zeug!“
„Trink!“, befahl Serima ein zweites Mal.
Hockster stöhnte und hielt sich seinen wild pochenden Kopf. „Leiser, bitte“, flehte er. Er sah Serima an und wusste augenblicklich, dass sie nicht eher Ruhe geben würde, bis er ihrer Aufforderung nachgekommen war. Er glaubte sogar so etwas wie leise Befriedigung in ihrem Blick zu erkennen. „Ich glaube, du hast Spaß daran, mich zu quälen!“, sagte er.
„Das gehört mit zum Beruf! Je mehr Qual ich meinen Patienten bereite, um so schneller werden sie wieder gesund.“
„Können wir nicht wieder Freunde sein?“
„Doch, mein Lieber. Aber erst nachdem du getrunken hast.“
„Du gehst nicht vorher weg, oder?“
„Ich will mich vergewissern, dass du deine Medizin nimmst. Sie wird dir helfen, wieder auf die Beine zu kommen.“
„Was ist da drin?“, fragte Hockster
„Spinnenbeine und Froschaugen! Heilende Kräuter natürlich, was hast du denn gedacht. Ich bin Heilerin, Gifte verabreiche ich nur an die unverbesserlichen.“
Hockster war ziemlich elend zumute. „Ich werde trinken“, sagte er schließlich, in der Hoffnung, anschließend ihren Fängen zu entkommen. Also setzte er sich langsam auf, nahm den heißen Teebecher in die rechte Hand und trank in kleinen Schlucken, wobei er wilde Grimassen schnitt. Als er den Becher geleert hatte, fragte Serima: „Nun, wie ist es? Noch einen Schlückchen Wein?“
„Nein, danke! Heute nicht.“
„Bist du sicher?“
„Ganz sicher!“
„Dann vielleicht ein Frühstück?“
Hockster schüttelte energisch den Kopf und stöhnte als der Schmerz aufwallte. „Ich kann nicht essen, glaube ich!“
„Du wirst essen!“, sagte Serima unnachgiebig. „Horinda hat sich viel Mühe gegeben, das hier für dich zuzubereiten, obwohl du es ganz sicher nicht verdient hast. Wein! Man stelle sich das einmal vor.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Da trinkst du dummer Kerl einen halben Krug Wein, obwohl du kaum krauchen kannst.“ Sie beugte sich zu ihm herab bis ihre Nase fast die seine berührte. „Wie kann man nur so unvernünftig sein!“
„War das eine Frage?“
„Nein, du neunmalkluger Mann. Jetzt steh auf und sieh, was wir für dich vorbereitet haben: Haferbrei, Spiegelei, frisches Obst und Tee. Geh, setz dich und iss!“
Mühsam stand Hockster auf. Die Welt drehte sich ein wenig und verschwamm, nahm aber dann gnädigerweise ihre gewohnte Gestalt wieder an. Er folgte Serima, setzte sich und aß mühsam kauend, was Horinda zubereitet hatte. Serima leistete ihm die ganze Zeit Gesellschaft. Es gab kein Entkommen. Hockster war inzwischen sicher, dass es ihr eine stille Freude bereitete, ihn leiden zu sehen.
Als er schließlich auch den letzten Bissen gegessen hatte, sagte sie: „Du wirkst verändert. Was ist mit dir geschehen seit jener Nacht?“
„Nichts ist geschehen.“ Hockster zuckte vielsagend die Schultern. „Ich bin noch immer der Gleiche.“
„Du warst zwölf ganze Tage ohne Besinnung. Zwölf Tage, Hockster! Es ist ein Wunder, dass du überhaupt noch lebst. Jetzt willst du mir erzählen, dass in dieser langen Zeit nichts geschehen ist?“
Hockster zuckte die Schultern. „Für mich war es kaum ein Wimpernschlag. Eben noch da, dann schon wieder hier. Ich danke dir, dass du mein Leben gerettet hast, Serima. Ich weiß, dass ich ohne dich und Horinda gestorben
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