Goldhand (Ein Artesian Roman) (German Edition)
Morgen setzten sie ihren Weg fort. Der Wald war so undurchdringlich wie Madigan ihn damals beschrieben hatte; dass sie überhaupt vorankamen und am Nachmittag des zweiten Tages endlich das Ende erreichten, hatten sie allein Tira zu verdanken, die sie mit unbeirrbarer Sicherheit an den schwer passierbaren Stellen vorbeiführte. Als sie den Wald verlassen hatten, schlug Hockster vor, dass sie sich trennen sollten, um nach Madigans Sternenschiff zu suchen.
„Wie sieht es denn aus?“, fragte Tira.
„Woher soll ich das wissen?“, erwiderte Hockster achselzuckend. „Ich habe es nie gesehen.“
„Na, das kann ja was werden“, sagte Garlit spöttisch.
„Wir werden es schon finden“, meinte Hockster zuversichtlich. „Es ist ein Sternenschiff. Ich nehme an, dass es deshalb auch wie ein Schiff aussieht. Ein bisschen zumindest.“
Tira fand es schließlich, am Waldrand und von Bäumen umgeben. Eine Mischung aus Bernstein und Goldfarbe schimmerte durch Blätter und Geäst. Hockster näherte sich andächtig der Baumreihe, teilte die tiefhängenden Zweige und trat, dicht gefolgt von Garlit und Tira durch den Vorhang aus Ästen und Laub. Vor ihnen erhob sich schlank und golden Madigans Sternenschiff.
„Das ist es!“, erklärte Hockster.
„Ehrlich? Ich hätte es nicht erkannt“, grinste Garlit. Tira stieß ihn an.
„Es ist aus Gold, oder?“, fragte Tira. „Ich glaube schon! Und es ist schön! Mehr noch, es ist perfekt.“
„Nein, kein Gold“, erklärte Garlit enttäuscht, der mit seiner Dolchklinge über den Rumpf kratzte. „Es ist lediglich die Farbe. Mehr nicht.“
„Spielt das eine Rolle?“, erwiderte Tira. „nach allem, was Hockster gesagt hat, kann es fliegen! Das kann es doch, oder?“ Sie wandte sich mit leuchtenden Augen an Hockster.
„Ich glaube ja!“
„He, schaut euch das an“, rief Garlit. „Hier ist ein Eingang. Eine Tür, oder so was ähnliches. Aber ich kriege sie nicht auf. Es gibt keine Klinke, keinen Griff, nichts. Sie ist fest verschlossen.“
Ein weiteres Rätsel, dachte Hockster, wie jedes Mal, wenn es auch nur im entferntesten um Madigan ging oder mit ihr zu tun hatte. Unwillkürlich erschien ein breites Lächeln auf seinem Gesicht.
Tira hatte Hockster fasziniert beobachtet. „Denkst du gerade an sie?“, fragte sie. Hockster nickte. Seine gute Laune war ansteckend. Tira fühlte sich wohl in seiner Nähe.
Plötzlich erklang ein Summen, das rasch näherkam. Hockster erkannte es sofort. Karl schwebte mit unglaublicher Geschwindigkeit heran und stoppte vor der Luke des Schiffs.
Garlit hob die Dolchklinge, wich aber vorsichtshalber zwei weitere Schritte zurück.
„Was...?“
„Das ist nur Karl, der Wächter des Schiffes“, sagte Hockster. „Harmlos! Im Großen und Ganzen. Wenn ich mich nicht irre!“
„Es hat keine Beine“, bemerkte Tira überrascht. „Aber es kann sich bewegen. Wie macht es das?“
„Ich weiß es auch nicht genau“, sagte Hockster. „Madigan hat es mir einmal erklärt, aber ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, es auch verstanden zu haben.“
Garlit näherte sich der seltsamen Kreatur. Karl stand unverrückbar und nur sein leises Summen war zu hören. Garlit drehte sich zu seinen Gefährten. „Das Ding steht im Weg.“
Hockster zuckte vielsagend die Schultern.
„Kein Wächter, der mich aufhält, keine Tür, die sich mir widersetzt.“ Garlit hob den Dolch.
Karl erwachte zum Leben, das Summen schwoll an. Bevor Garlit reagieren konnte wurde er von zwei kräftigen Armen fest an den Hüften gepackt. Garlit schlug mit dem Dolchknauf auf den Wächter ein, konnte sich aber nicht befreien. Karls Summen verwandelte sich in ein schrilles Kreischen als er, scheinbar völlig unbeeindruckt von den Schlägen des Diebes, geradewegs nach oben in den fast wolkenlosen Himmel schoss. Tira schrie entsetzt auf. Garlit schrie auch, aber er wurde leiser, je höher Karl stieg. Hockster brüllte hinter Karl her, er solle in Madigans Namen Garlit sofort wieder loslassen. Dann fiel ihm ein, was unweigerlich passieren musste, wenn Karl tat, wozu er ihn gerade aufgefordert hatte. Geistesgegenwärtig forderte er augenblicklich von Karl, Garlit gut festzuhalten und in Madigans Namen sofort wieder runterzukommen. Es half nichts! Karl ließ sich offensichtlich nicht vorschreiben, wie er auf Angriffe gegen das Schiff oder ihn selbst zu reagieren hatte.
Tira hielt sich vor Entsetzen eine Hand vor den Mund, mit der anderen beschattete sie die Augen gegen die
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