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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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ein Drittel seiner Sehkraft auf dem rechten Auge gekostet hatte. Es war ein Kanonenboot, ohne jeden Zweifel. Und wenn es ein Kanonenboot war, bestanden große Aussichten, dass es genau das Schiff war, auf welches er und seine Mannschaft nun seit zwei Wochen warteten. Ruhig wandte er sich an die erwartungsvollen Gesichter seiner Mannschaft und sagte mit Bedacht, jedoch ohne seine Freude gänzlich verbergen zu können: „Habt acht! Wir gehen auf Kurs!“ Die Männer jubelten.
     Ferdinand der Seebeuter, der sich nun inmitten des kehligen Jubels direkt neben dem Steuermann postiert hatte, um von da seine Befehle zu geben, nahm schräg hinter sich ein Bewegung wahr. Als er herumschnellte sah er den Schiffsjungen Peter, den sie in Sansibar vor einer speckigen Spelunke aufgegabelt hatten, und der gerade noch das Deck mit einem Stein geschrubbt hatte, schnell wie ein Äffchen die Wanten hinaufklettern.
     „Peter!“, schrie der Kapitän. „Was machst du denn? Komm sofort da runter!“
     „Gleich, Käpt'n. Ich will nur schnell unsere Fahne hissen.“
     Der Kapitän wurde puterrot. „Ja, bist du denn des Teufels... von allen guten Geistern verlassen? Kruzifixundtürkennochmal!“ Die Ader an seiner rechten Schläfe, welche sein Steuermann statt auf das Steuerrad zu achten fasziniert anstarrte, pulsierte gefährlich.
    „Komm da runter!“, brüllte er erneut in seinem schwingenden Bass und einem beginnenden hysterischen Tonfall, so dass der Fockmast leicht vibrierte.
     „Aber...“, erwiderte schreiend der Schiffsjunge, der bereits fast ganz oben angekommen war, und wurde sofort unterbrochen.
     „Komm sofort da runter, oder ich lasse dich neben der Fahne aufhängen!“
     Ergeben machte sich der Schiffsjunge wieder auf den Weg zum Schiffsdeck, während Ferdinand noch immer wütend vor sich hinschimpfte. Mit gesenktem Kopf versuchte Peter sich hinter eines der Rettungsboote zu verdrücken, doch der Kapitän zitierte ihn sofort zu sich hinüber und las ihm die Leviten: „Ich gebe hier die Befehle! Und ich sage, wann die Fahne gehisst wird! Willst du uns denn schon verraten, bevor wir zehn Meilen an das Schiff herangekommen sind? Damit die abhauen und uns die gesamte russische Flotte auf den Hals hetzen können? Hast du denn gar keinen Verstand in deinem Schädel? Du gehst jetzt unter Deck und lässt dich erst blicken, wenn ich es dir sage!“ Mit den silbrigen, zornigen Augen in dem braungebranntem Gesicht, welches von einer steilen Unmutsfalte verunziert wurde, umrahmt von flammenden roten Haaren, wirkte er wie der Leibhaftige persönlich.
     „Ai, ai, Käpt’n!“, murmelte der Schiffsjunge betreten und machte sich unsichtbar.
     'Nur Luschen hier auf diesem Kahn. Die werden mir alles kaputt machen', dachte Ferdinand verächtlich und warf einen strafenden Blick auf den Steuermann links von sich, der sich noch immer mehr für des Kapitäns blau geäderte Schläfe interessierte als für das Steuerrad.
     
    ***
     
     Tagebucheintragung vom 19.06.1979
     Was soll ich nur schreiben, um ausdrücken zu können, wie glücklich ich bin? Heute traf ich sie wieder. Wir fuhren auf die Felder, ich hatte eine Decke mitgebracht und sie kalte Buchweizenpfannkuchen (übrigens sehr lecker – langsam lerne ich die russische Küche zu schätzen, wenn auch einiges gewöhnungsbedürftig ist). Vor dem Ortsausgang trafen wir auf eine Kolonne NVA-Fahrzeuge. Wir befürchteten schon, in eine Truppenübung zu geraten. Man weiß ja gar nicht, wo man noch seinen Fuß hinsetzen darf. Überall sind ganze Waldgebiete abgesperrt. Einige Soldaten pfiffen ihr hinterher und ich kann das gut verstehen.
    In diesem weiß-geblümten Sommerkleid kommt ihr süßer Knackarsch besonders gut zur Geltung, weil der Rock bei jedem Schritt so luftig mitschwingt. Na ja, ein bisschen eifersüchtig war ich natürlich, nur ein bisschen. Und sie hat sich umgedreht und mich angelacht. Eine Baumblüte hing in ihrem Haar. Wir haben uns ein stilles und uneinsehbares Plätzchen mitten im Feld gesucht. Dort habe ich sie geküsst (diesmal schon etwas mutiger, als beim ersten Mal am Fluss), nachdem ich ihr das Tuch aus dem Picknickkorb über die Augen gelegt hatte. Das ging sehr gut, denn gleich war ich nicht mehr so schüchtern. Ich habe gedacht, dass vielleicht etwas (das) passiert und war schrecklich aufgeregt. Ganz feuchte Hände hatte ich, ich hoffe, sie hat das nicht gemerkt (ich habe sie immer unauffällig an der Picknickdecke abgewischt). Wie ich es hasse, dass

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