Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
Augen angstvoll jeden Winkel ab und ich betete im Stillen, dass dieser selbstgeschaffene Albtraum bald ein Ende hätte, sobald der Tag anbrach und mein Verstand wieder klar arbeitete.
Erschöpft streckte ich mich auf dem Sofa aus, wo es mir an der Grenze zwischen Wachen und Schlaf schien, als würden schwarze Nebelwolken aus den Wänden strömen, welche sich in der Mitte des Zimmers zu einem schwindelerregenden Wirbel vereinigten. Dieser Wirbel riss mich wie ein Tornado mit, sog mich auf in einen endlosen schwarzen Raum. Ich war wie gelähmt und konnte nicht schreien, spürte, wie ich umher gewirbelt wurde, wie ein Kreisel um meine Achse, und hörte Stimmen, die ebenfalls aus den Wänden um mich herum drangen. Sie sprachen über mich, aber ich konnte nicht verstehen, was sie sagten. Endlich erwachte ich in meinem Bett, eine blonde Frau mit wild glitzernden Augen beugte sich über mich.
„Denk an dein Versprechen!“, mahnte sie. Ein schwach am Ohrläppchen schwingender Perlenohrring zog meine Blicke auf sich. Als sie zurück in das Gesicht der Frau wanderten, starrten mich zwei harte, kalte Augen an, über welche sich eine tiefe, abscheuliche Zornesfalte spannte. Erschrocken fuhr ich zurück, es war das Gesicht aus den vergangenen Nächten, nur war es diesmal über und über mit Blut bespritzt, was der grausamen Miene etwas Dämonisches gab. Ich spürte, wie mir jemand die Kehle zudrückte und mich am Hals aus dem Bett und durch das Zimmer schleifte. Mit unmenschlicher Anstrengung versuchte ich zu schreien, doch kein Laut kam aus meinem Mund. Ich wurde weiter geschleppt und sah zu meinem Schrecken, dass bloß noch meine Beine seltsam verdreht und steif aus der Innenwand des Zimmers ragten, welche mich wie eine graue Nebelwand umschloss, so als wären alle Gesetze der Physik außer Kraft gesetzt und Stein so weich wie Watte geworden. Voller Entsetzen verdoppelte ich meine Anstrengungen, mich zu befreien oder zu schreien. Mit aller Kraft stemmte ich mich gegen den machtvollen Sog, der sowohl mich selbst, als auch mein Bewusstsein mit sich zog. Röchelnd kam ich zu mir, öffnete die Augen und bemerkte, dass ich noch immer auf der Couch lag. Meine Zähne klapperten und eine abgrundtiefe Kälte hielt meinen Körper gefangen, als wäre er eingefroren. Vorsichtig bewegte ich meine Finger und Zehen, streckte meine Glieder und setzte mich endlich mühsam auf. Es schien ein Traum gewesen zu sein und doch sagte mir etwas, ein uralter Instinkt, dass ich in Gefahr war. Ob es eine Gefahr für meinen Körper, meinen Geist oder beides war, wusste ich nicht, aber ich wusste, dass ich etwas unternehmen musste, hatte jedoch keine Vorstellung, was zu tun war, genaugenommen hatte ich keinen einzigen klaren Gedanken, stattdessen war ich wie benommen.
Langsam drehte ich mein Gesicht zur Seite, und das was ich jetzt sah, katapultierte mich fast in den völligen Irrsinn. Schwarze ölige Streifen, mäanderten gleich dem Lauf eines Flusses, hatten sich von der Stelle hinter dem Regal ausgehend, über die gesamte Wand ausgebreitet. Einer furchterregenden Riesenspinne nicht unähnlich, saß das Ding in seinem Netz, teilweise auf die Decke übergreifend, und lauerte darauf, mich zu vernichten. Ich fühlte, dass meine Knie nachgeben würden, wenn ich versuchen würde, aufzustehen, und ich brach weinend auf dem Sofakissen zusammen. Nur meiner panischen Angst war es zu danken, dass ich es trotzdem versuchte, mich nach einem kläglichen Sturz sofort wieder aufrappelte und schluchzend aus der Wohnung über den Hausflur lief. Wie von Sinnen klingelte ich an der Tür meines Nachbarn und als Herr Luchterhand nach endlosen Minuten die Türe öffnete, starrte er mich entgeistert und ein wenig hilflos an. Ich war nicht in der Lage zu sprechen, sondern gestikulierte wild in Richtung meiner Wohnungstür.
Kapitel 2: Das Haus
„ Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt.“
(Mark Twain)
Klaus Luchterhand schob mich ein wenig unbeholfen auf seine weiche grüne Couch und sagte, er wäre gleich zurück, ich solle mich beruhigen. Ich zitterte am ganzen Leib und obwohl mein Geist jetzt langsam ruhiger wurde, tat dies mein Körper keineswegs. Fünf Minuten später erschien er tatsächlich wieder, um einige Nuancen blasser als sonst. Ich nahm an, dass er in meine Wohnung gegangen war, fand aber keine Worte, um danach zu fragen. Er drückte mir ein Papiertaschentuch in die Hand, brachte ein Glas Wasser und setzte sich
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