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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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in einen Sessel, von wo er nachdenklich in die leicht grau verhangenen Bäume schaute. Ich glaubte, dass er warten wollte, bis ich meine Fassung zurückerlangt hatte und stellte für mich fest, als ich seinem Blick folgte, dass es noch relativ früh sein musste, schätzungsweise sechs oder sieben Uhr. Doch als ich Herrn Luchterhand genauer betrachtete, machte er nicht den Eindruck, als hätte ich ihn aus dem Bett geholt. Wahrscheinlich ein Frühaufsteher.
     Allmählich kehrten meine Lebensgeister und meine Sprache zurück. Ich nickte dennoch erst einmal bloß, bevor ich unnatürlich krächzend hervorbrachte: „Hast du das gesehen?“
    Er nickte. „Und deshalb stehst du so unter Schock?“
     Was sollte das heißen? War ich hysterisch wegen nichts? Zumindest klang diese Frage so in meinen Ohren. Das konnte nicht sein. Dann fiel mir ein, dass es ja nicht nur die Wand gewesen ist. Da waren auch noch diese Träume, Visionen oder wie man es sonst nennen wollte. „Es ist nicht nur die Wand!“, schrie ich lauter als beabsichtigt.
     „Was denn noch?“, wollte er wissen.
     „Ich, ich kann das nicht erklären“, stotterte ich. „Ich weiß nicht. Träume... Ereignisse... irgendwas.“
     Natürlich konnte er damit nichts anfangen, gab aber zu, dass die Sache mit der Wand seltsam ist und dass er glaube, meine Erlebnisse seien nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Immerhin hatte er selbst mich gewarnt. Es wäre jedoch besser, wenn er genaueres wüsste. Als ich versuchte mich zu erinnern, war da nichts, und trotzdem wusste ich, dass ich wusste. Stattdessen schluchzte ich inmitten eines neuen heftigen Tränenausbruchs, nie mehr im Leben in meine Wohnung gehen zu wollen.
     „Nie mehr im Leben gehe ich dahin zurück!“ Dies wiederholte ich immer wieder mit allem Nachdruck - der mitfühlende Leser wird sich vorstellen können, dass ich es ernst meinte - bis er mich fragte, ob ich jemanden hätte, bei dem ich bleiben könne.
     "Ja?", meldete sich Christine in ihrer gewohnt eiligen Weise. Ich war unsagbar froh ihre Stimme zu hören, denn es war mir sonst niemand eingefallen, den ich mit meinem Problem hätte belästigen können. Ich redete anscheinend wirr am Telefon, wie ich ihrer Reaktion entnahm, die aus folgender Antwort bestand: "Aber natürlich kannst du zu mir kommen. Ich muss in ein paar Tagen sowieso wieder auf Tournee, währenddessen kannst du gerne bei mir wohnen bleiben, wenn du versprichst, auf meine Pflanzen aufzupassen. Soll ich dich abholen? Wo bist du denn jetzt? Etwa bei dem Kartoffelkönig? Ok, den Rest erzählst du mir morgen ganz in Ruhe."
     Während ich mit Herrn Luchterhand auf Christine wartete, befragte er mich nach den Ereignissen und Träumen, die ich angedeutet hatte. Kurz angebunden und eher lustlos erfand ich eine etwas abgeschwächte Version - normalerweise habe ich durchaus keine Hemmungen, dicker aufzutragen, wie ich sogar meinen werten Lesern gerne gestehe, aber in diesem Fall erschien mir alles so unmöglich zu beschreiben und insbesondere so bedrohlich unheilvoll, dass es geradezu ein inneres Bedürfnis meiner selbst war, wie zum Schutz einige Dinge wegzulassen -, erwähnte aber trotzdem den Namen "Sophia Alexejewna". Sofort bemerkte ich, wie sich der Oberkörper Klaus Luchterhands straffte und eine angespannte Aufmerksamkeit in sein Gesicht trat.
    "Bist du sicher?", fragte er dreimal nach und ich nickte ebenso dreimal.
    Seine Blicke wirkten jetzt angestrengt abwartend und erinnerten mich an die eines kleinen Reptils, während sie mich unverwandt anstarrten. Ich hatte den Eindruck, als gelänge es ihm nur schwer, eine unterschwellige Aufregung in den Griff zu bekommen und ich hielt diese nervöse Spannung nicht lange aus, die sich sogleich auf mich übertrug. Gerade heraus fragte ich deshalb, auf alles gefasst, was da kommen möge, nach dem Grund und zögernd, ab und zu innehaltend, berichtete er mir, dass Olga, seine verschwundene Lebensgefährtin, eine 'besondere Beziehung' zu Sophia Alexejewna, der russischen Großfürstin habe bzw. hatte.
     "Wie?", rief ich staunend aus. "Sie war mit ihr verwandt?"
     "Nein. Nicht so", Herr Luchterhand winkte ab. "Anders."
     "Wie jetzt?", Ich verstand nicht.
     "Na ja, sie hielt sich selbst manchmal für die Großfürstin."
     "Hääää?", machte ich, aber ohne Begeisterung, stattdessen fühlte ich mich mit einem Mal von einer schweren Müdigkeit überwältigt, die mit einer Übelkeit einherging, von der ich fürchtete, sie würde sich bei

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