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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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war, als Ketten-Hannes die Mannschaftskajüte betrat und beide zu einem abendlichen Umtrunk auf Deck einlud. Die Fässer waren noch voll gefüllt und so wollte man es sich wohl sein lassen und alte Geschichten erzählen. Der neue Schiffsjunge hieß ebenfalls Peter und ein in Peter, dem Großen, aufkeimender Verdacht ließ diesem keine Ruhe, bis er durch bohrendes Nachfragen die Wahrheit erfuhr – auf diesem Schoner hießen alle Schiffsjungen Peter, eine alte, stets fortgesetzte Tradition auf dem „Sturmvogel“. Diese Auskunft betrübte den früheren Schiffsjungen und jetzigen Goldschmied zutiefst, bedeutete sie doch, dass er wahrscheinlich noch nicht einmal seinen richtigen Vornamen wusste. Mit dem Gefühl einer gewissen Identitätslosigkeit wuchs auch die anfliegende Depression. Traurig schaute er in seinen Becher Rum und versuchte sich seine frühesten Kindheitserinnerungen ins Gedächtnis zu rufen. Dies gelang nur bruchstückhaft und einen Namen konnte er darin nicht ausmachen. Er würde für immer Peter bleiben. Wil war besserer Laune und hatte sich auch als Dame dem Leben an Bord wieder voll angepasst. Die Röcke waren leger zu den Knien hinaufgebunden, den Kragen aufgeknöpft und ihre Haare fielen zerzaust und feucht von der Meerluft über Nacken und Stirn, als sie über einige frühere Abenteuer des Schiffkochs Heiner und seinem Tranchiermesser lachte.
    „Aber nu erzählt doch mal, Jungchens“, forderte Ketten-Hannes die beiden Gäste auf, „wie der Peter damals von der ‚Wassilissa’ entkommen ist. Ihr macht ein Geheimnis darum, als wäre ihm der Zar höchstpersönlich erschienen. Die anderen sind sicher auch sehr neugierig.“ Die gesamte Runde pflichtete ihm lebhaft bei.
     „Nun ja“, begann Wil elegant und lächelnd, „der Zar ist ihm nicht erschienen, aber dafür jemand, den ihr kennt. Ich kann es bezeugen, denn ich habe es gesehen.“ Sie blickte in die Richtung von Peter, leise fragend: “Möchtest du erzählen?“
     Peter nickte und überlegte einen Moment. „Ich war in der Kajüte des Schiffarztes als ihr auf das Schiff kamt.“ In diesem ersten Satz schwang noch ein leichtes Zögern mit, dann fuhr er entschlossener fort: „Ich machte mich aus dem Staub, um irgendwo den Ausgang und ein Rettungsboot zu finden, irrte unter Deck umher und traf auf unseren Käpt’n.“
     Ein verwundertes „Ahhhh“ ging durch die Reihen der Piraten, doch niemand wagte etwas zu sagen, alle warteten darauf, wie es weiterging.
     „Er wollte mich töten.“ Eine kurze Stille trat ein bis einer der Piraten einwarf: „Das glaub ich nicht. Was für einen Grund hätte er gehabt? Er hat sicher nach dir gesucht, um dich zu retten.“
     Da schmolz die gesamte vergessene Wut und Angst Peters mit einem Mal zu einer glühenden Eisenkugel zusammen, die ihm die Kehle zu versengen schien. Und um sie loszuwerden, musste er sie ausspucken, musste alles ausspucken, was dieses Ding zusammenhielt.
     „Nein!“ Das Nein hallte laut und bestimmt in die Nacht. „Er wollte mich töten und es gibt einen Grund! Er war nicht unter Deck, um mich zu retten, sondern um das Zarengold zu suchen, während ihr oben kämpftet. Er wollte sich ohne euer Wissen daran bereichern und hat es auch getan. Ich habe es gesehen und deshalb wollte er mich beseitigen. Wil kann es bestätigen. Sie hat ihn mit der Waffe davon abgehalten.“ Alle blickten auf Wil und sie nickte.
     „Er hatte sich schon die Taschen vollgestopft, bevor ihr oben mit der Mannschaft fertig gewesen seid. Und wäre Wil nicht durch einen wundersamen Zufall zu uns gestoßen, wäre ich jetzt tot, aber nicht, weil mich die Besatzung des Kanonenbootes umgebracht hat. Wil hielt Ferdinand in Schach, so dass ich fliehen und mich verstecken konnte. Ich bin dann mit einem der Rettungsboote unbemerkt zur Küste gerudert. Danach bangte Wil ebenfalls um ihr Leben, deshalb ist sie gegangen, denn sie war Ferdinand mit ihrem Wissen natürlich ein Dorn im Auge.“
     Anfangs herrschte betretenes Schweigen, doch wenig später erhob sich empörtes Gemurmel, bis man die ersten Flüche hören konnte. „So ein Bastard!“ Einer schrie: „Er hat den Codex verletzt und uns betrogen. Er hat sein Recht verwirkt, Kapitän zu sein.“
    Bald wurden die ersten Stimmen laut: „Hängt ihn auf!“, als Ketten-Hannes listig einwarf: „Und woher sollen wir wissen, dass ihr uns nicht ebenso betrogen habt?“
     „Klar, ich hab das Gold gesehen und ich hab mir natürlich ein kleines Bündel

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