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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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mich zum Kleiderschrank.
    „Nein, komm! Sag jetzt nicht, hier gibt es eine von diesen langweiligen Kleiderschrank-Geheimtüren!“
    Mein sarkastischer Tonfall ließ ihn schallend loslachen und man merkte ihm an, dass er sich diebisch wie ein kleiner Junge freute, als er die Kleiderbügel zur Seite schob, einen winzigen Hebel anstieß und sich die hintere Seite des Kleiderschrankes lautlos auseinander schob. Einige weiße Stufen führten ins Dunkel. Herr im Himmel, dachte ich, in welchem schlechten Film bin ich hier bloß gelandet?
     „Die Herrschaften mochten kleine Spielereien.“ Er schlüpfte schnell in seine Sachen, reichte mir ebenfalls einen bunten Kaftan, den er von einem Bügel zog, und meine Hausschuhe.
     „Ah, ja. Und wohin führt der Gang?“
     „Er wurde in einen Schacht eingebaut, der bis hinunter in den Keller führt und noch einige andere Zimmer verbindet. Komm mit!“
     Eigentlich hatte ich nicht wirklich Lust, wahrscheinlich gab es nur Kellerwände und Spinnweben zu sehen, aber ich ließ mich überreden und stieg nach ihm die Stufen hinunter. Neben dem Durchgang hatte sich sogar ein Lichtschalter angefunden, so dass der sich wendeltreppenartig schlängelnde Gang gut beleuchtet war. Nach einigen Umdrehungen wurden die Stufen breiter und endeten vor einer morschen Holztür mit Vorhängeschloss. Dieses baumelte lose in der Lasche und Raik brauchte die Tür nur anzustoßen, damit sie knirschend aufflog. Auch hier gab es Licht und nach kurzem Umschauen stellte ich fest, dass ich mich in einem Weinkeller befand. Die Sammlung an Weinflaschen war durchaus beeindruckend.
     „Gut zu wissen, dass ich hier etwas zu trinken finde“, bemerkte ich trocken.
     Raik zeigte auf eine andere Tür und erklärte, dass man dort wieder das normale Treppenhaus erreiche.
     „Und das war jetzt alles?“, fragte ich enttäuscht. Da lief man schon einmal durch einen Geheimgang und fand nichts anderes als einen Weinkeller.
    „Was dachtest du denn? Reicht doch! Oder hast du hier Frankensteins Labor erwartet?“
    „Irgendwie schon“, antwortete ich.
     Raik verabschiedete sich kopfschüttelnd von mir und gab mir Instruktionen, wie ich zurück in mein Zimmer finde, dann stand ich allein im Keller. Nun wurde mir etwas unheimlich. Während ich zurück zur Treppe ging, fiel mir ein defekter Rahmen an einem der kleinen Kellerfenster auf. Es wirkte, als hätte jemand versucht, das vergitterte Fenster aufzustemmen.
     Wieder in meinem Zimmer machte ich mich für das Frühstück fertig. Auch diesmal kam ich als letzte, Raik saß bereits an seinem Platz und beachtete mich gar nicht. Albert dagegen blickte mir forschend und belustigt ins Gesicht, so als ahne er, was auf meinem Zimmer vorgefallen war. Wir aßen schweigend, nur Albert war seltsam aufgedreht und erzählte ohne Unterlass anzügliche Anekdoten aus seinem Leben, wobei er fast seinen Kaffee verschüttete.
     „Damals, in den Zwanzigern, da kannte ich ein Weib – was für ein Weib -, die arbeitete in einem Nachtclub, die wusste, was Männern gefällt, oh ja. Zuhause, da hatte sie einen roten Diwan, an dem sie ihre Strumpfbänder befestigte. Ohne ihre Strumpfbänder ging gar nichts – was sie mit denen alles anstellte!“
     Ich kaute still vor mich hin, lachte ab und an halbherzig und hoffte, dass ich heute nicht erfahren würde müssen, was für Dinge man mit Strumpfbändern anstellen kann. Raik schien dies schon mehr zu interessieren, Neda dagegen verließ fluchtartig den Tisch.
     Insgeheim fragte ich mich, ob es wohl nicht nur Geheimtüren in meinem Zimmer gab, sondern sogar Kameras. Wenn das so weiterginge, würde ich in diesem Haus ebenfalls noch paranoid werden. Ich ließ den angebissenen Toast zurück auf den Teller fallen. Plötzlich hatte ich keinen Hunger mehr. Erst jetzt sah Raik mich an, sagte aber nichts. Alberts Augen flitzten zwischen unseren Gesichtern hin und her. Er wusste ganz sicher etwas.
     Abermals unterbrach Albert das Schweigen und bat mich, aus dem Turmzimmer ein Album mit Fotos seiner Sammlung herbeizubringen. Ich stiefelte los, kehrte aber nach wenigen Schritten um, weil mir einfiel, dass ich ja keinen Schlüssel besaß. Albert winkte generös zu Raik hinüber, welcher aufsprang und mir folgte.
     Als wir das Turmzimmer betraten, stutzte ich verblüfft. Der Raum sah völlig anders aus, als ich ihn von gestern in Erinnerung hatte. Am Fenster stand jetzt ein großer Schreibtisch, derselbe, der mir heute morgen bereits begegnet war, eine

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