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Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Scharnbeck
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hölzernen Armlehnen bequem, warf noch einen Blick auf den inzwischen klargrünen Eichenwald und öffnete die erste Mappe. Drei Pakete mit alten Briefen und Postkarten fielen mir entgegen. Ich nahm das erste auseinander und begann, mir jedes einzelne Stück anzuschauen und zu lesen. Es war Post, die um 1920 herum geschrieben wurde, da gab es jede Menge Glückwünsche zu Geburtstagen, Weihnachts- und Neujahrsgrüße, wenig schwarzumflorte Beileidskarten, Urlaubskarten mit Landschaften in Sepia und einige längere Briefe, die ich oftmals nur teilweise entziffern konnte. Anfangs faszinierte es mich, in das damalige Leben von oftmals schon längst von der Erde verschwundenen Menschen einzutauchen, doch bald merkte ich, dass es Wahnsinn sein würde, das alles zu lesen. Außerdem waren es wirklich zum größten Teil Belanglosigkeiten, die miteinander ausgetauscht wurden, für mich vorerst nicht von großem Nutzen. Ich machte mir einige Mitschriften, notierte häufig auftauchende Namen, sah jetzt die Post jedoch nur noch flüchtig durch. Nachdem ich mich durch das erste Paket gearbeitet hatte, war ich etwas enttäuscht, denn es ist zwar interessant, in diese alten Zeiten abzutauchen, aber irgendetwas Brauchbares war dabei nicht herausgekommen. Von Grüßen und Floskeln hatte ich vorerst die Nase voll und so griff ich nach einem dicken Ordner mit abgehefteten Schriftstücken und Zeitungsausschnitten. Diese waren anscheinend nicht allzu alt, sondern aus den letzten drei Jahrzehnten. Einige Rechnungen und Garantien, Geschäftsabschlüsse, Verträge, wie zum Beispiel Arbeitsverträge der Hausangestellten, Aufträge, Behördenschriftverkehr und vieles mehr. Neugierig war ich auf die diversen Zeitungsartikel, weil ich gerne wissen wollte, was von dieser Familie für wert befunden wurde, aufgehoben zu werden.
     Eine Krähe hatte sich an das Turmfenster verirrt und krächzte ihr Lied den regenschwangeren Wolken entgegen, die inzwischen aufgezogen waren. Bereits weit nach Mittag hatte ich einen Packen mit unzähligen Briefen und Postkarten, sowie fast einen gesamten Ordner mit Schriftstücken inspiziert. Ich wurde müde und spürte, dass ich ein Pause brauchte. Ein kleiner Spaziergang im Wald wäre schön, doch schnell wollte ich noch die letzten Seiten des Ordners anschauen, um die Sache soweit abzuschließen. Etwas unkonzentriert blätterte ich weiter, als mein Blick auf mehrere, schon leicht angegraute Zeitungsausschnitte fiel. Scheinbar handelten sie alle von demselben Ereignis, welches, wie ich feststellte ein Einbruch gewesen ist, und zwar ein Einbruch genau hier, in diesem Haus. Es war in den frühen Neunzigern und ich fragte mich insgeheim, welche Einbrecher sich wohl die Mühe machten, sich bis hierher über das Wasser durchzuschlagen und sich damit eventuell in eine Falle zu manövrieren, aus der sie kaum Möglichkeiten hatten, wieder zu entkommen. Und genau das war anscheinend eingetreten, man hatte einen der Einbrecher gefasst.
    Irgendwo zwischen den Briefen der Staatsanwaltschaft und dem Gerichtsurteil fand sich sogar ein grobkörniges Zeitungsfoto des Angeklagten. Etwas daran versetzte mich in einen kleinen körperlichen Aufruhr, obwohl ich nicht sofort erkennen konnte, was die Ursache dafür war. Dann wurde mir bewusst, dass mir irgendetwas an diesem, zugegebenermaßen etwas unkenntlichen Foto seltsam vertraut war. Ich betrachtete das Gesicht genauer, die Nase, die Wangenform, den Ansatz der Lippen, die kleinen Augen hinter einer unförmigen und altmodischen Brille. Im gleichen Moment als mich der ungeheure Gedanke übermannte, ließ ich mich völlig perplex in den Stuhl zurückfallen und stieß einen kleinen Schrei aus. „Das kann einfach nicht sein. Das kann nicht sein. Ich glaub, ich spinne!“
    Ich rieb mir wahrhaft verwirrt die Augen, doch es half nichts, auf einmal sah ich es klar vor mir und konnte es nicht fassen, beinahe glaubte ich, das Herz würde mir aus der Brust springen, so aufgeregt war ich. Neuerlich betrachtete ich das Bild und versuchte mich gleichzeitig zu beruhigen, was aber nur bedingt gelang. Die Gesichtsform, die Wangen, der Blick, die Augenbrauen, das alles wirkte zwar durch die 70er-Jahre-Frisur und die alte Brille beinahe entstellt, dennoch, es war eindeutig – und ich konnte es noch immer nicht glauben – Klaus Luchterhand!

Kapitel 3: Die Insel
    „ Alles ist vorherbestimmt, Anfang wie Ende, durch Kräfte, über die wir keine Gewalt haben. Es ist vorherbestimmt für Insekt nicht anders

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