Goldhort: Ein Mystery-Thriller (German Edition)
still nach Worten suchte.
„Weißt du, nachdem du mich nach meiner Vergangenheit gefragt hast, zerbrach ich mir ständig den Kopf über einige Phasen in meinem Leben. Ich weiß, dass irgendetwas in meinen Erinnerungen fehlt, ein Puzzlestück, dass jenes Leben, welches ich erinnere, nicht alles sein kann. Dass da mehr gewesen sein muss. Es ist wie ein Traum, von dem nur eine schwache Ahnung zurückgeblieben ist, und manchmal bin ich mir nicht sicher, ob dieses Gefühl mich in die Irre führt. Vielleicht ist es wie bei einem Déjà-Vu, bei dem man glaubt, dass da etwas ähnliches gewesen ist, ohne es benennen zu können. Dieses Gefühl habe ich schon seit vielen Jahren, ohne jedoch genauer darüber nachgedacht zu haben, aber in den letzten Tagen hat sich das geändert und ich meine manchmal, ich verliere darüber meinen Verstand. Es ist, als würde in irgendeinem Teil meines Gehirnes eine Mauer stehen und so viel ich auch um sie herum schleiche und am Mörtel kratze, ich gelange einfach nicht dahinter. Diese Verwirrung ist mir wahrscheinlich ziemlich stark anzumerken.“
„Hmmmm...“, machte ich und nickte.
„Ich frage mich manchmal sogar, ob ich vielleicht einen Unfall hatte, den ich gnädiger- oder ungnädigerweise durch eine Gehirnschädigung oder Amnesie vergessen habe. Aber wie soll ich das herausfinden?“
„Hast du das schon einmal einem Arzt erzählt?“
Er schüttelte den Kopf. Ich schwieg.
„Na komm“, ermunterte ich ihn schließlich, „leg ganz von vorne los und wir werden sehen.“
Wieder machte er eine Pause und sammelte Worte im Korb seiner Erinnerungen.
„Es stimmt. Ich habe drei Jahre wegen Einbruchs gesessen, aber denke nicht, dass dies meine Idee gewesen ist.“
„Wessen dann?“
Seine grauen Augen verschleierten sich. „Olgas.“
„Olga? Warum hast du das bei den Verhandlungen und Verhören nicht gesagt?“
Verständnislos sah er mich an. „Wozu? Außerdem hätte ich sie sowieso niemals verraten können. Dazu habe ich sie zu sehr geliebt.“
„Ach komm, ich habe gehört davon, wie sie dich beschimpft hat. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass dir das überhaupt nichts ausgemacht und du ihr alles verziehen hast.“
„Ich habe sie geliebt und wollte nur das Beste für sie. Liebe ist so.“
Unsicher überlegte ich, wie ich Klaus dazu bringen könnte, die damalige Situation tiefer zu reflektieren, ohne ihn damit vor den Kopf zu stoßen.
„Ich glaube dir, dass du sie sehr geliebt hast, aber warst du nicht auch manchmal wütend auf sie, oder ärgerlich? Hat sie dich nicht manchmal genervt? Wolltest du dich nie wehren, wenn sie dich niedergemacht hat? Ich meine, jeder andere hätte da wohl irgendwann die Geduld verloren.“
„Ich nicht, jeder andere hat sie nicht geliebt, aber ich.“
An diesem Punkt würde ich wohl nicht weiter kommen, das spürte ich. So oft Klaus Luchterhand diese Worte wiederholte, so oft hatte er etwas roboterhaftes an sich, und diese Empfindung ließ mich innerlich erschaudern, ohne dass ich recht wusste, wieso. Es war vielleicht die unbestimmte Kälte, die in dieser kompromisslosen Behauptung schwang, welche gleich härtestem Stahl die Anzeichen möglicher Weichheit vermissen ließ, was gerade dadurch der Behauptung an sich widersprach. Ich wollte das Thema jedenfalls nicht vertiefen, dazu waren mir seine Reaktionen zu unheimlich, also schwenkte ich um auf die damaligen Geschehnisse.
„Wieso wollte Olga den Einbruch verüben und weshalb hast du mitgemacht?“
„Ich hatte dir ja schon einmal erzählt, dass sie manchmal ein wenig seltsam war. Sie nannte sich selbst Sophia Alexejewna, sprach von Zarengold und so weiter. Nach der Wende war sie oft verschwunden oder schloss sich im Schlafzimmer ein, tat dort unerklärliche Dinge. Ich fürchtete um ihren Verstand. Es wurde immer schlimmer. Eines Tages trat sie aus der Tür und wirkte verblüffend vernünftig auf mich. ‚Lass uns miteinander reden’, sagte sie und noch vieles mehr. Ich war ungeheuer glücklich, denn ich glaubte, sie sei plötzlich gesundet. Sie sprach von unserer Zukunft, von einem schönen Heim und von dem Schicksal, das zwei Liebende für immer zusammengeführt hatte. Dann jedoch sagte sie, dass ich noch eine Sache für sie tun müsse, damit wir auf ewig zusammen glücklich sein könnten... „
„Lass mich raten... -“ Er nickte, bevor ich es ausgesprochen hatte.
„Das verstehe ich nicht“, murmelte ich gedankenlos.
„Ich
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