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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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befragen. Aber bei einer Leiche, die seit über 250 Jahren tot ist!«
    »Deshalb hoffe ich ja, dass die Ergebnisse der Spurensicherung und die ersten Laboranalysen bald vorliegen. Viel mehr fällt mir jetzt auch nicht ein.«
    Kroll stand auf und nahm seine Jacke. »Komm, wir fahren ins Krankenhaus und reden mit den Jungs. Vielleicht haben die ja eine Idee.«
     
    Die Thomaner waren in der Uniklinik in der Liebigstraße in großzügigen Zweibettzimmern untergebracht. Bevor die Kommissare die Sänger besuchen durften, wurden sie von einer strengen Schwester ausführlich belehrt. Nichts anfassen. Abstand halten und nach dem Besuch sofort Hände waschen und desinfizieren. Bevor Kroll und Wiggins das Krankenzimmer betreten durften, mussten sie sich noch einen grünen, sterilen Kittel anziehen, den ihnen die Schwester am Rücken zuband.
    Ludwig Fleischer und Max Hamann lagen in ihren Betten und schauten auf Super RTL eine amerikanische Comicsendung, die Kroll nicht kannte. Dem Gelächter, das ihnen entgegenschallte, konnten die Polizisten jedoch entnehmen, dass die Sendung offensichtlich einen hohen Unterhaltungswert für 14-jährige Jungs hatte und dass die beiden schon wieder auf dem Weg der Besserung waren. Ludwig Fleischer sah man seine 14 Jahre nicht an. Er wäre gut und gern auch für 16 durchgegangen. Er hatte eine kräftige Figur, ein volles Gesicht und eine tiefe Stimme. Seine schwarzen Haare waren gescheitelt. Er trug ein dunkelgrünes Polohemd mit einem nicht zu übersehenden Polospieler auf der linken Seite. Ludwig war bekannt dafür, dass er nur teure Markenkleidung trug. Max Hamann war eher dürr, trug eine runde Brille und eine Justin-Bieber-Frisur, die offensichtlich gerade sehr in Mode war. Im Gegensatz zu Ludwig begnügte er sich mit einer einfachen karierten Schlafanzugjacke. Auch er hatte den Stimmbruch schon hinter sich. Im Vergleich zu Ludwig sah Max noch ein wenig kränklich aus. Er war blass und musste häufig husten.
    Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatten, stellten sie sich vor.
    »Wie geht’s euch denn heute?«, fragte Kroll.
    Ludwig Fleischer, der Gewandtere der beiden, ergriff das Wort. Er hatte die Fernbedienung in der Hand. »Eigentlich ist es gar nicht so schlecht hier. Das Essen ist gut, wir können chillen ohne Ende und die Schwestern sind auch ganz hübsch. Wenn nur diese dämliche Scheißerei nicht wäre.« Er hielt sich die Hand vor den Mund. »Entschuldigung! Ich meine natürlich den Durchfall.«
    »Kein Problem«, beruhigte ihn Wiggins. »Haben die Ärzte schon gesagt, wie lange ihr noch das süße Leben hier genießen dürft?«
    »Vermutlich eine Woche oder so«, antwortete jetzt Max, deutlich leiser als sein Zimmergenosse. »Mit Ostern zu Hause wird es wohl eng.«
    »Dann könnt ihr ja ein kleines Privatkonzert für die anderen Kinder geben. Die freuen sich doch bestimmt«, schlug Kroll vor.
    »Wir dürfen nicht außerhalb des Chores singen«, verneinte Ludwig sofort. Er hatte offensichtlich wenig Lust auf einen Auftritt im Krankenhaus.
    Kroll schnappte sich die Fernsteuerung und drückte auf die Stummtaste. »Ihr könnt euch denken, warum wir hier sind?«
    Die Patienten schüttelten synchron die Köpfe.
    »Wir müssen davon ausgehen, dass ihr und eure Freunde nicht zufällig krank geworden seid. Wir glauben, jemand hat etwas in das Wasser da oben im Spender im Obergeschoss getan.«
    »Das ist ja übelst schrill!«, rief Ludwig, wobei ein wenig Sensationslust mitschwang. »Dann war das ja so was wie ein gezieltes Attentat.«
    »Das kann man durchaus so sehen«, bestätigte Wiggins sachlich. Aus den Augenwinkeln konnte er sehen, dass Max Hamann ein wenig unwohl die Decke hochzog.
    »Wart ihr an dem Wasserspender, ich meine gestern oder vorgestern?«, mischte sich Kroll in die Unterhaltung ein.
    »Oh Gott!« Ludwig Fleischer fasste sich an die Stirn. »Ich glaube, da bin ich wohl nicht ganz unschuldig.« Er sah Max mit einem hilflosen Blick an. »Wir hatten doch am Sonntagabend das Fußballspiel gegen den Kreuzchor. Ich hatte vergessen, mir was zu trinken zu kaufen, und Sonntagabend war der Konsum um die Ecke natürlich zu. Ich war total in Eile. Meine Trinkflasche war leer und dann habe ich sie eben am Wasserspender aufgefüllt.«
    Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nach dem Spiel habe ich mich gleich gewundert, warum das Wasser so komisch schmeckt. Aber ich hatte so einen Durst. Ich habe die halbe Flasche in einem Zug geleert, bevor ich überhaupt was gemerkt

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