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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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schon drei Frauen weggelaufen«, ergänzte Wiggins. »Sicher nicht ohne Grund.«
    »Der Sohnemann kann nicht weglaufen.«
    Wiggins atmete einmal tief durch. »Was machen wir jetzt?«
    »Lass uns mal ins Alumnat fahren.«
     
    Kroll und Wiggins gingen durch die Gänge des Alumnats, in denen die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes immer noch arbeiteten. Es roch durchdringend nach Chemie. Kroll rümpfte die Nase. »Wenn die Jungs aus dem Krankenhaus zurück sind, müssen sie sich wahrscheinlich gleich wegen einer Überdosis von chemischen Dämpfen behandeln lassen.«
    Der Alumnatsleiter Dr. Callidus begrüßte sie freundlich in seinem Büro. »Haben Sie schon irgendwelche neuen Erkenntnisse?«
    »Nicht viele«, verneinte Kroll. »Da ist nur eine Sache, der wir genauer nachgehen wollen. Wir haben in Erfahrung gebracht, dass ein gewisser Rechtsanwalt Maschek mit einigen Thomanern über die Internetplattform Facebook kommuniziert und sich auch mit mehreren Chormitgliedern getroffen hat. Er soll den Jungs auch Geschenke gemacht haben.«
    Dr. Callidus stöhnte laut und bediente seinen Computer mit der Maus. »Das ist für uns eine schwierige Situation. Der Chor hat viele Bewunderer. Und wir können nicht immer beurteilen, wo das normale Maß der Bewunderung aufhört und wo wir in einen grenzwertigen Bereich kommen. Natürlich ist das, was Herr Dr. Maschek macht, nicht verboten, aber bis auf die Abiturjahrgänge sind unsere Sänger minderjährig. Wir müssen da ausgesprochen sensibel reagieren, in alle Richtungen.«
    »Die Vorfälle sind Ihnen also bekannt«, stellte Wiggins fest.
    »Es haben sich einige Eltern beschwert, und wie ich finde, nicht ohne Grund.«
    »Und was haben Sie gemacht?«
    »Ich habe Herrn Dr. Maschek einen Brief geschrieben und ihn gebeten, damit aufzuhören. Außerdem habe ich ihm gerichtliche Schritte angedroht, falls er weitermacht.« Er machte ein verlegenes Gesicht. »Mit Letzterem bin ich wahrscheinlich zu weit gegangen.«
    Der Alumnatsleiter zeigte auf seinen Bildschirm. Die Polizisten gingen um den Schreibtisch herum und lasen den Brief, den er aufgerufen hatte.
    »Und wie hat Maschek reagiert?«
    »Bis jetzt noch gar nicht.« Callidus verschränkte die Arme vor der Brust und schaute auf den Bildschirm. »Aber ich fürchte, das gibt Ärger. Das mit der Androhung gerichtlicher Schritte wird ihm bestimmt nicht gefallen. Wie gesagt, da bin ich vermutlich zu weit gegangen. Aber wir haben hier eine große Verantwortung.«
    Kroll wusste nur zu gut, wie zutreffend der Alumnatsleiter die Situation eingeschätzt hatte. Er zog es jedoch vor, nichts zu sagen.
    »Können Sie sich vorstellen, dass Maschek hinter den ganzen Vorkommnissen steckt?«
    »Schwer zu sagen. Ich kenne den Herrn nur sehr flüchtig. Aber ich glaube, eher nicht. Er ist ein Fan unseres Chores. Warum sollte er uns schaden wollen? Außerdem steht Dr. Maschek in der Öffentlichkeit. Ich kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass er irgendwo eine Angriffsfläche bietet. Mein Eindruck ist vielmehr, dass der aalglatt ist.«
    Wieder hatte der Alumnatsleiter Maschek richtig eingeschätzt.
    Wiggins sah sich um. »Wann zieht denn hier wieder so etwas wie Normalität ein?«
    »Nach den Osterferien. Wir haben ja jetzt keine Eile mehr. Alle Osterkonzerte sind abgesagt und in den Ferien sind die Thomasser ohnehin zu Hause. Ich denke, danach geht hier alles wieder seinen Gang.«
    Es war dem Alumnatsleiter anzusehen, dass er selbst an seiner Prognose zweifelte.

Dienstagabend
    Die Thomasschule lag gegenüber dem Alumnat in der Hillerstraße. Paul Holzhund und Georg Schießer hatten schon seit vier Uhr hinter einem Pfosten des Zaunes Stellung bezogen und beobachteten den Eingang des Kastens. Die Leute vom Gesundheitsamt verließen pünktlich um fünf Uhr das Gebäude, was Paul zu der Bemerkung »Auf unsere Beamten ist doch immer noch Verlass« hinriss. Dann war es ruhig. Dr. Callidus verließ das Internat um sieben Uhr und schloss die Tür ab. Sie warteten noch eine Viertelstunde.
    »Los, komm«, flüsterte Paul. »Jetzt geht’s los.«
    Sie schlichen zur rückwärtigen Seite des alten Hauses und lehnten die kleine Leiter, die sie mitgebracht hatten, an die Wand unter dem Fenster des Büros des Alumnatsleiters. Georg kletterte als Erster hinauf. »Hoffentlich hat der Alte nicht gemerkt, dass ich den Griff umgedreht habe.«
    Er stieß mit der Faust kräftig vor den alten Holzrahmen. Nichts bewegte sich. »Scheiße!«
    »Soll ich mal probieren?«, rief Paul mit

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