Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)
falsch gemacht.«
Sie sah ihm in die Augen. »Kannst du mir versprechen, dass Ludwig nicht meinen Fehler ausbaden muss? Ich weiß, es ist sehr viel verlangt, aber … «
Franz Fleischer stand auf und stellte sich vor sie. »Ich werde immer für ihn da sein. Das verspreche ich dir. Ich kann einfach nicht aufhören, Ludwig zu lieben. Das geht doch gar nicht mehr. Wie sollte ich das denn abstellen? Selbst, wenn ich es wollte. Ich bin doch keine Maschine.«
Er machte eine kleine Pause und schaute ihr eindringlich in die Augen. »Aber eines möchte ich klarstellen: Zwischen uns wird alles bleiben wie bisher. Die Gräben, die du aufgerissen hast, lassen sich nie wieder zuschütten, nie mehr. Wir beschränken unseren Kontakt auf das Nötigste, schon wegen Ludwig, aber mehr auch nicht. Behalte die Kohle, aber tritt nie wieder in mein Leben!«
Sie wischte sich mit dem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und nickte stumm, während sie ihre Augen auf den Boden gerichtet ließ. »Lass uns gehen, ja?«
Er drehte sich um und eilte zum Ausgang. Sie folgte ihm.
Ostersonntagmorgen
Der Morgen des Ostersonntages begann mit einer guten Nachricht. Max Hamann war auf dem Weg der Besserung. Die Ärzte hatten endlich ein Medikament gefunden, das seinen Zustand deutlich verbesserte. Er war zwar immer noch schwach und musste die Feiertage im Krankenhaus verbringen, aber er würde wieder gesund werden. Da waren sich die Ärzte ganz sicher.
Anja und Kroll saßen in der kleinen Küche in Krolls Wohnung und genossen ihr Langschläferfrühstück. Anja schlürfte entspannt ihren Kaffee. Sie lächelte. »Ach, Kroll, du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich über den Anruf von Callidus bin. Ich musste so oft an den armen Max denken. Auf diese Nachricht habe ich so sehnsüchtig gewartet, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Ich glaube, jetzt wird alles gut.«
Er erwiderte ihr Lächeln, während er auf seinem Brötchen kaute. »Alles wird gut, ganz bestimmt.«
»Was ich mich die ganze Zeit schon frage«, wechselte Anja das Thema, »der Dr. Fleischer, kriegt der jetzt eigentlich viel Ärger, ich meine, von euch.«
Kroll überlegte, während er Anja und sich Kaffee einschenkte. »Ich bin kein Richter, aber allzu schlimm wird es schon nicht werden. Es ist nicht verboten, Blumen in einer Kirche zu verteilen. Die Sache mit Johannes war da schon ein bisschen schärfer, aber letzten Endes kann man ihm nicht viel vorwerfen. Die Klamotten hat er ja nicht einmal geklaut. Die hat Johannes schließlich ganz schnell zurückbekommen.« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht reden wir hier über Nötigung. Aber ob sich darum jemand kümmert, wer weiß. Reis klagt ihn bestimmt nicht an und ich glaube auch nicht, dass von Johannes oder seinen Eltern eine Strafanzeige kommt.«
»Aber er hat euch doch die ganze Zeit an der Nase herumgeführt«, hakte Anja nach. »Ist das denn erlaubt?«
Kroll lehnte sich entspannt zurück, unterdrückte ein leichtes Gähnen und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf. »Ach, weißt du, mein Schatz, wenn alle Leute nur deshalb ins Gefängnis müssten, weil sie versucht haben, uns an der Nase herumzuführen, dann müsste man die Gefängnisse wegen Überfüllung schließen!«
Ostersonntagabend
Kroll zündete die Kerzen an, die auf Anjas Esszimmertisch standen. Wiggins goss den Rotwein, den er anlässlich des Osterfestes mitgebracht hatte, in drei große Weingläser.
»Kommst du bald?«, rief Kroll in Richtung Küche. »Wir sind so weit.«
»Ich auch«, antwortete Anja, bevor sie mit einem riesigen Römertopf das Esszimmer betrat. Sie stellte den Topf auf die Untersetzer und hob den Deckel an. Ein einmaliger Duft erfüllte den Raum. »Das ist Agnello al Forno. Das Lamm wurde über zwei Stunden auf kleiner Flamme gegart, bevor ich die Kartoffeln dazugegeben habe. Alles ist hauchzart. Riecht ihr den Rosmarin?«
»Das ist ja Weltklasse!«, stellte Wiggins begeistert fest. Er nahm sein Glas in die Hand und stieß mit Anja und Kroll an. Der satte Klang der Gläser rundete die gemütliche Atmosphäre ab.
»Ein altes Rezept meiner Großmutter«, bemerkte Anja nicht ohne Stolz. »Ganz einfach, aber krisensicher, selbst für eine Köchin wie mich.«
»Die alten Rezepte sind doch immer noch die besten«, befand Kroll. »Ein moderner Koch hätte da jetzt wahrscheinlich noch gefüllte Kastanien, blanchierte Bananen und gegrillte Wachteleier reingepackt. Einfach grauenhaft.«
»Apropos alte Rezepte«, warf
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