Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)
zuckte mit den Schultern. »Der will halt noch gern unseren Eindruck vom Konzert wissen. Außerdem hat er ja nicht die Noten. Er fragt dann nach dem Satz des Stückes, ob die Fassung überarbeitet wurde, welche Tonart und so Sachen eben.«
»Jetzt erzähl schon von den iTunes-Karten«, fiel ihm Max ins Wort. Die Kommissare sahen Ludwig interessiert an.
»Na ja, wenn wir mit dem Kaffee trinken gehen, hat er immer eine iTunes-Karte mit dabei. Aber nur für 15 Euro.«
»iTunes-Karte?«, fragte Kroll.
Wiggins musste lächeln. Sein Kollege war alles andere als ein Computerfreak. »Mit einer iTunes-Karte kannst du im Internet legal Musik und Videos runterladen. Die hast du dann auf deinem iPhone oder auf deinem iPod und kannst sie ständig hören.«
»Wie sieht der denn aus, dieser Maschek?«, wollte Kroll wissen.
Jetzt musste Ludwig grinsen. Er lieferte eine perfekte Beschreibung des schleimigen Anwaltes. »›Alter Sack‹ passt schon ganz gut. Der hat total labbrige Haut, wenn du dem die Hand gibst, ist die total nass und weich. Sonst hat der schwarze und graue Haare und ständig Schuppen überall. Außerdem hat der total schiefe Zähne. Wie Frank Ribery! Wenn ich dem in den Mund gucke, wird mir schlecht. Ich glaube, der ist Anwalt oder so. Hat auch immer einen Anzug mit Krawatte an.«
Die Polizisten hatten nun keinen Zweifel mehr, dass sie denselben Dr. Maschek meinten.
Dienstagmittag
Die Kanzlei des Rechtsanwaltes Dr. Trutbert Maschek befand sich in der Leipziger Innenstadt, beste Lage, Fußgängerzone. Nachdem sie die freundliche Empfangsdame in ein großzügiges Besprechungszimmer mit wertvollen Originalgemälden an den Wänden geleitet hatte, warteten sie geschlagene 25 Minuten, bis der Anwalt ein Telefonat beendet hatte.
Maschek kam mit einem gestressten Gesichtsausdruck herein, begrüßte die Polizisten mit einem kurzen Handschlag, ohne sie anzusehen, und setzte sich an die gegenüberliegende Seite des Besprechungstisches. Er sah demonstrativ auf seine Rolex. »Meine Zeit ist knapp. Herr Hauptkommissar Kroll, ich respektiere natürlich, dass Sie sich entschuldigen wollen, aber die Strafanzeige werde ich nicht zurücknehmen. Ich kann es nicht dulden, dass mein Sohn willkürlich von der Polizei verprügelt wird.«
Kroll spürte, wie sich seine Hand unter dem Tisch zur Faust ballte.
Wiggins beeilte sich, das Wort zu ergreifen. »Deshalb sind wir nicht hier, Herr Dr. Maschek.«
Der Anwalt sah Wiggins interessiert an.
»Wir haben in Erfahrung gebracht, dass Sie mit Mitgliedern des Thomanerchors über die Internetplattform Facebook Kontakt aufnehmen und sich auch mit den Jungs treffen.«
»Das ist, soweit ich informiert bin, nicht verboten«, lächelte der Anwalt überheblich, wobei er sein Kinn leicht in die Höhe reckte.
»Natürlich nicht«, bestätigte Wiggins. »Aber das ist doch, sagen wir mal, etwas ungewöhnlich. Vor allem, weil sich im Umfeld des Chores derzeit auch ungewöhnliche Dinge ereignen.«
Es gehörte zu Mascheks Beruf, immer gut informiert zu sein. Seine hervorragenden Beziehungen in alle Richtungen waren bekannt. Natürlich wusste er sofort, worauf Wiggins anspielte. »Ich verstehe Ihre Bemerkung nicht.« Er sah wieder auf die Uhr. »Ich dachte, die Polizei in dieser Stadt wäre für illegales Verhalten zuständig. Ich sehe auch nicht den geringsten Anlass, irgendwelche völlig legalen Handlungen zu rechtfertigen.«
»War auch nur eine Frage«, entgegnete Wiggins betont selbstbewusst. »Wenn Sie sich nicht kooperativ zeigen, nehmen wir das selbstverständlich zur Kenntnis. Wir können Sie ja schließlich zu nichts zwingen. Haben Sie vielen Dank, dass Sie uns Ihre kostbare Zeit geopfert haben.«
Wiggins Bemerkung schien auf Maschek auch nicht den geringsten Eindruck zu machen. Der Anwalt war aalglatt und zu keiner Selbstkritik fähig. »Und wenn Sie das nächste Mal auf die Idee kommen, mich als Tatverdächtigen zu vernehmen, dann sollten Sie die Regelungen der Strafprozessordnung einhalten. Da ist nämlich zuerst einmal eine Belehrung vorgeschrieben. Sie kennen doch sicherlich die StPO.«
»Wenn ich an den Maschek denke«, sagte Kroll, als sie wieder im Auto saßen, »dann bin ich immer froh, dass ich mit dem nur ab und zu und nur dienstlich zu tun habe. Stell dir mal vor, du bist mit so einem Arschloch verwandt oder sogar verheiratet. Wenn du den täglich um dich hast, kannst du doch nur zum Mörder werden. So ein selbstverliebtes Schwein!«
»Soweit ich weiß, sind dem
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