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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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hatte er die langen, dunkelblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Das rechte Bein zog er leicht nach. Das künstliche Knie war die Kehrseite des Ruhmes aus über 200 Bundesligaspielen. Er zeigte Magda drei Finger, worauf diese drei Tequila in die kleinen Gläser füllte.
    Günther Hirte stützte einen Ellenbogen auf der Theke auf und sah die Polizisten an. »Mensch, Leute, ich habe gehört, ihr macht jetzt richtig Karriere. Knochen von Bach suchen, das darf doch bestimmt nicht jeder in euerm Verein.«
    Kroll begrüßte den Reporter mit einem freundlichen Lächeln. »Günther, kann es sein, dass wir auf demselben Seminar waren? Wenn du etwas willst, lobe deinen Gegner?«
    Magda stellte die Tequilas auf die Theke. Hirte nahm sein Glas und prostete den Kommissaren lautlos zu. »Ne, Quatsch! Ich mach doch nicht so ’nen Scheiß!« Er lächelte. »Das einzige Seminar, was mir mein Chef bis jetzt aufgebrummt hat, war ›Fragen ohne Klagen‹. Sieben Tage in einem Kloster! Da ging die Post ab, kann ich euch sagen. Aber die hatten zumindest ’nen guten Rotwein.«
    Kroll leerte das Tequilaglas zur Hälfte. »Was hast du denn so mitgekriegt über die Ereignisse der letzten Zeit?«
    Hirte zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, die Neuigkeiten erfahre ich von euch. Der Thomanerchor ist verschlossen wie eine Auster. Denen ist das Thema, glaube ich, nicht so willkommen.«
    Kroll leerte bedächtig sein Tequilaglas. »Kennst du diesen Rechtsanwalt Maschek?«
    »Dr. Schleimbeutel? So heißt der bei uns in der Redaktion. Den kennt doch jeder. Aber der klaut sicher keine Knochen. Hat der bestimmt nicht nötig.«
    Wiggins schüttelte den Kopf. Ihm war es nicht angenehm, dass Kroll das Thema Maschek ansprach. Das würde Ärger geben. Außerdem hatte er die Befürchtung, dass Kroll sein privates Problem mit Dr. Maschek jetzt über die Öffentlichkeit austragen wollte. »Ich denke, wir lassen den Maschek mal außen vor«, sagte er mit energischer Stimme, wobei er bewusst Augenkontakt mit Kroll suchte. »Ich glaube nicht, dass uns das weiterbringt.«
    Der Spürsinn des Journalisten war geweckt. »Was hat das denn jetzt mit dem Maschek auf sich?«
    Kroll schien Wiggins’ Warnung in den Wind zu schlagen. »Quellenschutz?«
    »Konntet ihr euch doch immer drauf verlassen, das wisst ihr doch.«
    Kroll ignorierte den strengen Blick seines Kollegen. »Dr. Schleimbeutel hat mit einigen Thomanern regen Mailkontakt über Facebook. Er trifft sich wohl auch ab und zu mit den Sängern. Versteh mich bitte nicht falsch, Günther. Er tut nichts Verbotenes und wir haben nichts gegen ihn in der Hand. Aber vielleicht wäre es nicht ganz uninteressant, da mal ein bisschen nachzubohren.«
    »Gute Idee!«, stimmte Hirte zu. »Ich guck mal, was ich machen kann.«
    »Findest du, dass das jetzt in Ordnung war?«, fragte Wiggins, als Hirte auf der Toilette war.
    »Mit uns redet der doch nicht. Und Ärger habe ich mit dem Arsch doch sowieso schon. Was soll also passieren?«
     
    Paul Holzhund hatte seinen Eltern die Erlaubnis abgerungen, dass Georg Schießer bei ihm schlafen durfte. Noch tief in der Nacht knieten sie auf dem Boden, gingen die Listen durch, diskutierten jeden Namen, machten sich Notizen und telefonierten viel mit ihren Handys. Georg strich einen weiteren Namen von der Liste. Er atmete tief durch. »So, jetzt wären wir so weit. Alle Thomasser haben wir jetzt mindestens 20 Mal durchgekaut. Von dreien wissen wir überhaupt nichts über die Väter.«
    »Nur, dass sie nicht mehr mit ihren Söhnen zusammenwohnen«, ergänzte Paul nachdenklich.
    Georg las die Namen laut vor. »Ludwig Fleischer, Max Hamann und Friedrich Vorsteher.«
    »Von denen habe ich noch nie einen Vater gesehen«, überlegte Paul laut. »Vielleicht sind die schon alle tot.«
    »Genau das müssen wir jetzt rauskriegen.«
    »Kein Problem.« Paul tippte sich in das Adressverzeichnis seines Handys, wurde aber unterbrochen, weil Georg ihm leicht auf die Hand schlug. »Doch nicht so! Da muss man schon eleganter ermitteln, das geht nicht mal eben so am Telefon.«
    Paul stopfte sein Handy enttäuscht in die Hosentasche. »Und was schlägst du vor?«
    »Ludwig und Max sind im Krankenhaus. Die freuen sich doch bestimmt, wenn wir sie morgen früh besuchen.«
    Paul gähnte laut. »Alles klar. Dann können wir ja jetzt ins Bett gehen. Ich bin hundemüde.«
    »Später«, verdarb ihm Georg die Freude auf die verdiente Nachtruhe. »Lass uns bitte nur noch einmal die Listen

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