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Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Goldkehlchen: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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sah auf die Sporttasche und lachte abfällig. »Glaubst du etwa, mit diesem Karatescheiß kannst du mich beeindrucken?«
    Kroll blieb immer noch ruhig. »Ich will hier niemanden beeindrucken. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es für Sie besser wäre, wenn Sie von weiteren Handgreiflichkeiten absehen.«
    Krolls Warnung beeindruckte seinen Gegner nicht. Wieder kam eine Faust auf ihn zu. Diesmal blockte Kroll den Schlag mit dem linken Unterarm ab und griff blitzschnell mit seiner rechten Hand nach dem Handgelenk des Angreifers. Hebel waren schon immer seine große Stärke gewesen. Er bog die Hand zuerst bis zum Anschlag nach hinten und dann langsam nach rechts. Sein Gegner machte ein schmerzverzerrtes Gesicht. Kroll erhöhte den Druck. Anjas ehemaligem Freund blieb nichts anderes übrig, als auf die Knie zu sinken. Er musste dem Druck ausweichen.
    Kroll beugte sich über ihn und flüsterte ihm ins Ohr: »Wenn ich die Hand noch einen Zentimeter weiter nach rechts drehe, bricht das Handgelenk.«
    Sein Widersacher biss so heftig die Zähne zusammen, dass Kroll ein deutliches Knirschen hörte. Kroll erhöhte den Druck noch ein wenig. Ein lauter Schrei war zu hören.
    Kroll beugte sich wieder über ihn. »Wenn Anja mir noch einmal erzählt, dass du in ihrer Nähe bist, komm ich persönlich vorbei und breche dir alle Knochen, hast du mich verstanden?«
    Als Kroll ein kurzes Nicken sah, ließ er die Hand los. Sein Gegner rieb sich das schmerzende Handgelenk.
    Der Polizist nahm die Weinflasche und seine Sporttasche und ging ins Treppenhaus. Hoffentlich zeigt der mich nicht auch noch an, dachte er. Noch ein Verfahren wegen Körperverletzung würde sicherlich eine Menge Ärger bedeuten.
     
    Anja empfing ihn mit einem Kuss auf die Wange und einer Umarmung, die deutlich länger war als das übliche Drücken zur Begrüßung. Sie lächelte Kroll freudestrahlend an. »Heute noch keine SMS. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin. Das ist so eine Befreiung. Und alles habe ich nur dir zu verdanken. Ich glaube, das kann ich nie wiedergutmachen.«
    Kroll fiel spontan ein, wie Anja das wiedergutmachen könnte, aber natürlich äußerte er seine Gedanken nicht laut.
    Er ging zum Fenster und sah auf die Straße. Der rote Golf war verschwunden. Anja schien sich tatsächlich für die richtige Vorgehensweise entschieden zu haben. Er drehte sich um und rümpfte die Nase. »Lachs, wenn mich mein feines Näschen nicht täuscht.«
    »Mit Zitronenrisotto«, bestätigte Anja nicht ohne Stolz. »Den Tipp habe ich von Kati bekommen. Aber freu dich nicht zu früh. Ich bin sicherlich alles andere als eine perfekte Köchin.«
    Sie lächelte. »Eigentlich hasse ich das Kochen sogar, aber irgendwie musste ich dich ja heute in meine Wohnung lotsen.«
    »Da fühle ich mich ja richtig geehrt, dass du sogar Dinge tust, die du nicht magst, nur damit ich zu dir komme.«
    »Kannst du auch!«, sagte Anja und verschwand in der Küche.
     
    Paul und Georg fuhren mit ihren Fahrrädern zum Fitnessstudio in der Fußgängerzone der Innenstadt. Sie wussten, dass ihr Freund jeden Donnerstagabend dort Sport trieb. Als sie ankamen, war es halb zehn.
    Georg untersuchte die Fahrräder, die vor dem Gebäude standen. »Wir haben Glück, er ist noch hier.«
    »Sollen wir nicht einfach reingehen und mit ihm reden?«, fragte Paul.
    »Das können wir machen. Da vorn können wir die Räder zusammenschließen.«
    Sie befestigten ihre Fahrräder an einem Laternenpfahl. Paul sah sich noch mal um, bevor sie ins Studio hochgingen. Er traute seinen Augen nicht, als er die Person sah, die offensichtlich auf sie zukam. Heftig klopfte er Georg auf die Schulter. »Das gibt’s doch nicht! Guck mal, wer da kommt!«
    Georg sah in die Richtung, in die Paul gezeigt hatte. »Ach, du Scheiße! Bloß weg hier! Wir können da jetzt nicht hochgehen.«
    Sie hatten keine Zeit mehr, die Fahrräder wieder aufzuschließen. Schnell rannten sie um die Ecke und versteckten sich hinter dem Haus.
     
    Den Lachs hatte Anja, trotz ihrer fehlenden Routine in der Küche, sehr gut hinbekommen, zumindest hatte er Kroll ganz vorzüglich geschmeckt. Er schwenkte den restlichen Rotwein in seinem Glas. Die drei Kerzen, die Anja auf den Tisch gestellt hatte, gaben dem Wein eine warme Farbe. »Vielen Dank. Das war wirklich super. Ich denke, du solltest öfter mal kochen.«
    Anja lächelte. »Ich habe zu danken, Kroll. Das war wirklich total lieb von dir, dass du dich auf dieses Spielchen eingelassen

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