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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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der wie sein Vater alles Gedruckte verschlang, recht schnell bei jeder Beschäftigung, die Körper und Geist trennte. Auf einem Stuhl still zu sitzen und zu lernen, gefiel ihm einfach nicht, und so gehörte er dann auch zu den eher schlechteren bis mittelmäßigen Schülern. Trotzdem war er beliebt. Wo immer sich ein paar Jungen in den Pausen auf dem Schulhof zusammenfanden, stand Franz in ihrer Mitte. Er schwang sich gern zum Ideengeber und Anführer für das in der Regel recht kämpferische Spiel auf, mit dem er und seine Freunde schnell größere Geländeflächen zu erobern pflegten.
    Alexandra jedoch meinte, in Franzens körperlichem Ausdruckswillen die rastlose Unruhe ihres Mannes wiederzuerkennen, unter der sie litt. Hubert dagegen hatte auch dafür einen passenden Spruch: Wer rastet, der rostet oder Morgenstund hat Gold im Mund. Diesen Spruch ließ er sogar auf die Metallknöpfe der Arbeitskleidung seiner Hausangestellten prägen, selbst auf die Knöpfe der Livree des Chauffeurs. Alexandra hatte sich zunächst gegen die Marotte ihres Mannes gewehrt, aber Hubert setzte die Knopfbeschriftung ganz entschieden durch. Wie sonst eben auch alles. Franz neigte ebenfalls dazu, seinen Kopf durchzusetzen. Und bekam einen Wutanfall, wenn es ihm nicht gelang.
    Hubert hatte schließlich auf Alexandras Drängen in die Nachhilfe für Franz eingewilligt, aber auf einer Probezeit bestanden, er beobachtete Alexandras Interesse für den tibetischen Buddhismus mit einiger Skepsis und somit auch den Lehrer Heyn, während er an den Fähigkeiten seines ältesten Sohnes keinerlei Zweifel hegte.
    Wie sein Vater, so beobachtete nun auch Franz diesen Fremden, der sein Nachhilfelehrer werden sollte, mit Skepsis, ja, mehr noch mit Misstrauen. Die brennende Kerze auf dem Tisch und der aromatische Duft, den sie verströmte, hatten ihm gleich signalisiert, dass es sich bei diesem Lehrer nicht um einen gewöhnlichen Pauker handeln konnte. Aber nicht nur die Kerze und ihr aromatischer Duft verbreiteten eine so weihevolle Stimmung wie in der Kirche, auch Lehrer Heyn selber tat es, sogar mehr als der Pfarrer, wenn er zu Besuch kam.
    Franz erfuhr nun auch von Alexandra, dass dieser Lehrer ihn nicht nur in die Gesetze der Mathematik, der Physik und in das System der Grammatik einweihen werde, sondern ebenso in weit aufregendere Phänomene wie Seelenwanderung, Wiedergeburt und Vorsehung. Nicht nur für die Schule, auch für das Leben werde er unterrichtet, wiederholte sie.
    Franz hätte am liebsten heftig widersprochen: Das Leben fand doch nicht hier in der Stube statt, es spielte sich draußen auf dem See beim Segeln und im Wettstreit mit den Elementen ab oder im Strandbad mit seinen Freunden!
    Mit der Zeit werde es gewiss gelingen, bei Franz den Kanal zu öffnen, sagte Lehrer Heyn jetzt zu Alexandra, er würde nicht nur für Botschaften empfänglich werden, er würde auch den Zugang zu den Energien finden. Wie jene Eingeweihten, die einst voraussagten, dass von den fünf Rassen auf dieser Erde die arische dazu ausersehen sei, Licht in das Dunkel der Welt zu bringen.
    Alexandra nickte. Franz verschränkte trotzig die Arme, er würde von diesem Lehrer nichts lernen, weder für die Schule noch fürs Leben.
    Doch schon während der ersten Nachhilfestunde am darauf folgenden Tag ließ er sich von ihm beeindrucken. Bevor Lehrer Heyn mit ihm die Arbeiten für die Schule einpaukte, zündete er zunächst wieder die Kerze an.
    »Es ist Sandel«, erklärte er, als Franz ihn nach dem seltsamen Duft fragte, »Sandel verstärkt die männlichen Energien hier im Raum.«
    Franz konnte sich nichts unter männlichen Energien im Raum vorstellen, aber dass es männliche Energien waren, das gefiel ihm schon.
    Nun wartete Lehrer Heyn, bis die Flamme der Kerze ruhig brannte, dann entnahm er seiner Aktentasche zwei durch ein Lederband miteinander verbundene, handtellergroße Metallscheiben, die sich leicht nach innen wölbten. Er hielt das Lederband zwischen den Händen und ließ die beiden Metallscheiben aneinander klicken. Augenblicklich sirrte ein heller, feiner und doch durchdringender Ton durch den Raum. Er schien an den Wänden entlang und von ihnen zurück zu schwingen und verebbte nur langsam.
    Dieser Ton habe eine außerordentlich hohe Schwingungsfrequenz, erklärte nun der Lehrer seinem Schüler, und die erfasse das menschliche Gehirn, also auch seins. Unter dem Einfluss dieser Frequenz würde es bei regelmäßiger Wiederholung Informationen direkt aus dem

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