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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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Kosmos empfangen können. Er klickte mehrmals die Metallscheiben aneinander, der Ton sirrte durch den Raum, dann legte er sie in seine Aktentasche zurück, blickte Franz in die Augen und sagte mit Inbrunst: »Wir Arier werden dieses Wissen empfangen, und mit diesem Wissen bauen wir eine neue Welt, die alle bisherigen Welten überragen wird. Deutschland erwacht – und du erwachst mit Deutschland!« Er legte beide Hände mit Nachdruck kurz auf Franzens Schultern.
    Schon bald fühlte sich Franz nach den Stunden mit Lehrer Heyn seltsam über alle und alles gestellt. Auch seine Siege bei sportlichen Wettkämpfen hatten immer Hochgefühle in ihm ausgelöst, manchmal sogar ein Glücksgefühl, aber nie erfuhr er diese besondere Ergriffenheit, die ihn seinen Körper vergessen ließ und ihn emporhob, fast so, als würde er über allem schweben. Und dann sah sich Franz nach nur wenigen Wochen, die er mit Lehrer Heyn verbracht hatte, morgens im Halbschlaf tatsächlich einmal oben am Himmel schweben und auf die vielen Menschen der Stadt München hinabschauen, wie sie ziellos in den Straßen umherliefen und wie sie dann, als hätten sie von ihm dort oben einen Wink bekommen, plötzlich zielstrebig zusammenströmten und anfingen, etwas zu bauen, das wuchs und immer größer wurde. Er konnte von dort oben, wo er schwebte, nicht genau erkennen, was es war, woran dort unten so munter gewerkelt wurde, doch als er ganz wach wurde, glaubte er es sicher zu wissen: Es war Deutschland.
    Lehrer Heyn beobachtete eine Zeit lang die Wirkung von Kerze, Sandelduft, Tibet-Zimbeln und seiner behutsamen Einführung in das geheime Wissen der Freunde des Tibet-Kreises auf Franz, bis er eines Tages zufrieden war: Beim immer gleichbleibenden Ritual zu Beginn der Nachhilfestunden wanderten Franzens Augen hinauf zur Zimmerdecke, aber nicht, weil er sich langweilte wie noch hin und wieder in den ersten Stunden, der Ausdruck auf seinem Gesicht zeigte jetzt deutlich, dass er in die Zukunft schaute, sie erschaute.
    »Wir setzen uns«, unterbrach Lehrer Heyn im Flüsterton die Schau und überließ es nun Franz, die Stunde zu gestalten und die Reihenfolge der zu lernenden Schulaufgaben zu bestimmen. Er wusste, jetzt, nach der Einweihung, würde Franz ihm nicht nur zuhören, er würde ihm folgen. Und Franz folgte ihm. Er lernte jetzt eifrig Mathematik, Physik und Grammatik. Besonders gern allerdings folgte er seinem Lehrer in die geheimen Wunderwelten, in die ihm am Ende der Nachhilfestunden zur Belohnung nun Einblick gewährt wurde.
    Seit frühester Kindheit hatte ihn seine Mutter als Zaungast in diese Welten hineinblicken lassen, zuerst in die des Goldmachers. Durch seinen Lehrer entwickelte Franz nun den Ehrgeiz, nicht länger nur Zuschauer zu sein. Sein wettkämpferisches Temperament drängte ihn schon bald dazu, seinen Lehrer überflügeln zu wollen. Er würde, wenn die Zeit käme, für höhere, wenn nicht sogar für höchste Aufgaben bereit sein. Nun folgte Franz nicht mehr nur seinem Lehrer Heyn, er hatte ein Ziel gefunden.
    Dennoch entwickelte sich Franz nicht zum Bücherwurm, auch seine schulischen Leistungen verbesserten sich nur allmählich, sein ungestümes Temperament jedoch drückte sich jetzt nicht mehr ausschließlich in körperlichem Aktionismus aus, es hatte stattdessen einen Weg ins Reich der Fantasie gefunden. Dem Freund von nebenan malte er, während sie zusammen segelten, nun glorreiche Zukunftswelten aus. Am meisten gefiel es ihm aber, wenn sich eine größere Schar von Zuhörern um ihn versammelte und seinen Schilderungen von der wundersamen Vermehrung aller irdischen Dinge lauschte und seinen Beschreibungen der Wundermaschinen, mit deren Hilfe die wundersame Vermehrung vonstattengehen würde. Er entwarf gigantische Bauwerke, eindrucksvoller als alles, was sich je auf dieser Erde in den Himmel erhoben hatte, inklusive der Pyramiden. Am liebsten beschrieb er die Waffen, die Wunderwaffen, mit denen all das Große erkämpft werden würde. Und natürlich erzählte er von den großen, starken, den heldenhaften Menschen, den Übermenschen, die aus der arischen Rasse hervorgehen und die die Weltherrschaft übernehmen würden.
    Drei Jahre lang wurde Franz von dem Tibeter, wie Hubert Münzer gern spöttisch, wenn auch mittlerweile durchaus mit ihm einverstanden, den Nachhilfelehrer seines Sohnes nannte, unterrichtet, dann erreichten Franzens Noten endlich ein gehobenes Niveau.
    Alexandra war sehr erleichtert. Hubert hingegen meinte nur,

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