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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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erfrischt und in bester Laune die Küche. Er wollte Rosi umarmen und sie von seiner Leidenschaft und Liebe überzeugen, aber sie ließ es nicht zu.
    »Wenn du die Unsitten deines Vaters übernehmen willst, dann kann ich dich nur warnen. Mit mir nicht!«, rief sie und versetzte ihm eine kräftige Ohrfeige.
    Enttäuscht und wütend verließ Franz die Küche. Im Bad schob er den Riegel vor, was er gewöhnlich nicht tat, rasierte sich blitzschnell, putzte sich die Zähne, stürzte sich daraufhin umstandslos in seinen Anzug, griff nach einem Schlips, den würde er später im Auto an einer Ampel knoten, er stopfte ihn in seine Sakkotasche, griff im Vorübergehen nach seiner Aktentasche und verließ das Haus, ohne zu frühstücken.
    Mit fliegendem Jackett eilte er über den Hof. Er wollte gerade die Tür seines Wagens aufreißen, als er die Stimme des Vaters hörte und sich umdrehte. Hubert stand oben am geöffneten Fenster und rief zu ihm hinunter, er habe noch etwas Dringendes mit ihm zu besprechen, sie würden gemeinsam in die Stadt fahren. Franz stieß einen Fluch aus, aber doch so leise, dass ihn der Vater nicht hören konnte.
    »Worüber hast du dich mit Rosi gestritten?«, wollte der Vater dann allerdings zuerst wissen, er saß neben Franz im Borgward, sein Chauffeur fuhr mit dem Mercedes auf der Schnellstraße nach München hinter ihnen her.
    »Über dich«, antwortete Franz und warf seinem Vater einen provozierenden Blick zu, »über dich und deine Geliebte.«
    »Ich bin verheiratet, ich habe keine Geliebte!«, protestierte Hubert.
    »Das ist der Unterschied zwischen uns, ich gebe es zu und du leugnest es.«
    »Ist mir auch schon zu Ohren gekommen«, meinte der Vater nun.
    »Was ist dir zu Ohren gekommen?«
    »Dass du Verhältnisse hast. Ist nicht gut, so ein Gerede. Ich würde lieber Erfreulicheres über dich hören.«
    »Wirst du nicht, solange du mich als deinen verlängerten Arm benutzt, um nicht zu sagen, missbrauchst!«, parierte Franz ganz im Sinne von Rosi.
    »Meine Kredite waren für die Bank und damit auch für dich das bisher beste Geschäft.«
    »Das risikoreichste war es auch.«
    »Dafür hat die Verzinsung gestimmt. Übrigens brauche ich einen neuen Kredit.«
    »Das wird schwierig«, sagte Franz so gelassen wie möglich, »sehr schwierig sogar.«
    »Es ist nicht dein Geld, es ist das Geld der Bank, man kennt mich dort«, sagte Hubert ungehalten, »und man schätzt mich, wie du weißt, übrigens nicht nur in unserer Bank.«
    Franz konnte ihm nicht widersprechen, Hubert galt als schlauer Fuchs, hatte seine Spezies bei Ämtern und Behörden und sicherte sich bestes Baugelände. Am Anfang schien es noch, als habe er sich verkalkuliert. Der Wiederaufbau, für den er, wie er gern immer mal wieder zum Besten gab, vorzeitig von den Amerikanern aus der Haft entlassen worden war, weil man ihn brauchte, hatte sich zu Beginn nur schleppend entwickelt. Doch jetzt, wenige Jahre darauf, galoppierte die Wirtschaft in der jungen Bundesrepublik, und nicht nur auf dem Bausektor. Dieses rasante Tempo hatte selbst der Alte nicht vorhergesehen.
    Franz erwartete jetzt die bei Kreditwünschen üblichen Ausführungen von Hubert über seine intimen Beziehungen zu den Vorständen und Aufsichtsräten der Banken im Allgemeinen, jedoch vor allem zu den Vorständen und Aufsichtsräten jener Bank, für die Franz arbeitete und die Hubert nach wie vor gern als »unsere Bank« bezeichnete.
    »Wir haben den Krieg verloren«, begann Hubert jedoch anders als sonst, »mehr als verloren, und was geschieht? Wir sind auf dem besten Wege, die Gewinner zu werden, in wirtschaftlicher Hinsicht und zumindest in Europa. Alle Welt spricht von einem Wirtschaftswunder, aber es ist keins, es war uns so bestimmt.«
    Franz wurde unbehaglich zumute. Er wollte den Vater auf keinen Fall die Vorsehung oder Ähnliches aus der Vergangenheit beschwören lassen, denn insgeheim war Hubert noch immer von der Sache überzeugt, da war sich Franz ziemlich sicher.
    »Unsinn!«, fuhr Franz auf, »das alles hat nichts mit irgendeiner Vorsehung zu tun, wir sind doch keine dubiosen Goldmacher, wir machen Geschäfte, wir sind ehrliche Geldmacher!«
    Hubert sah seinen Sohn einen Augenblick überrascht an, dann verhärtete sich seine Miene: »Das musst du erst noch beweisen, dass du ein ehrlicher Geldmacher bist, mein lieber Franz, oder nicht doch nur der Sohn von Hubert Münzer«, stellte er dann ziemlich kühl fest.
    »Ich bin leider nicht nur der Sohn von, ich bin der

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