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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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ihm die väterliche Protektion für seine eigene Vision bringen würde.
    »Wie sieht meine Beteiligung aus?«, fragte er dann.
    Hubert schaute verständnislos: »Was für eine Beteiligung?«
    »Wenn ich der Außenposten sein soll, dann muss ich doch auch eine Beteiligung haben«, sagte Franz. Dass auch er den Wunsch hatte, das Zerstörte wieder aufzubauen, jedoch in einem anderen, einem neuen Geist, verschwieg er, ebenso wie die Erlebnisse draußen auf dem See nach seinem ersten Besuch im Lager, die diesen Wunsch in ihm geweckt hatten. Stattdessen beobachtete er den Vater und wie er schwankte, wie auch er rechnete. Schließlich sagte Hubert etwas über problematische Verflechtungen, meinte, die Dinge müssten getrennt bleiben, man dürfe nichts vermischen und den Verdacht von Vetternwirtschaft aufkommen lassen.
    »Das regeln wir später«, entschied er, »zuerst sehen wir, wie weit wir kommen, wie weit du kommst.« Damit klopfte er seinem Sohn aufmunternd auf die Schulter.
    Die Verflechtungen dürften kein Problem werden, erklärte Franz, er werde mit Rosi darüber sprechen.
    Hubert lief umgehend rot an vor Unwillen, ganz wie Franz gehofft hatte. Mit Rosi als Instanz und Geschäftspartnerin würde er auch in Zukunft versuchen, sich dem Zugriff des Vaters zu entziehen.
    Im Gegensatz zu Franz, der sich, zukunftsorientiert, dann doch auf Huberts Pläne einließ und von ihm in die Bank eingeschleust wurde, gewöhnte sich Alexandra nach all den Jahren, in denen sie sich als erfindungsreiche Bäuerin bewährt und auch im Tauschhandel viel Geschick entwickelt hatte, nicht nur schwer an die Herrschaftsverhältnisse, die mit Hubert zurückgekehrt waren, sie gewöhnte sich gar nicht an sie. Hubert ließ schon bald alle Tiere von einem Bauern in der Umgebung abholen. Zur Pacht, wie er den Tausch gegen die wöchentliche Lieferung von Eiern, Milch und Frischkäse nannte. Sie hatte protestiert. Wir sind kein Bauernhof, überging er ihren Wunsch, die Tiere zu behalten. Sie fehlten ihr seitdem, ja, sie litt unter ihrem Verlust. Auch die Arbeit im Gemüsegarten fehlte ihr, die jetzt wieder der Gärtner übernommen hatte. Er habe genug Geld, verkündete Hubert, das beschlagnahmte Vermögen sei wieder freigegeben, sie müsse sich nicht mehr die Hände schmutzig machen. Dass nur die Tieren und der Garten ihr Überleben gesichert hatten, nicht nur materiell, nein, auch seelisch, verstand er nicht.
    Plus, außer von Alexandra noch immer von niemandem zu bändigen, hielt zu seiner Herrin und knurrte Hubert erst einmal an, wo auch immer er ihm begegnete.
    Hubert fürchtete sich insgeheim vor dem Hund, am liebsten hätte er ihn mit all den anderen Tieren weggegeben, hatte es dann aber doch nicht gewagt. Alexandras Nähe zu Plus war ihm nicht verborgen geblieben.
    »Er behandelt mich noch immer wie einen Fremden«, beschwerte er sich bei Alexandra, als Plus ihn wieder einmal anknurrte.
    Alexandra aber erschien ihr Mann seit seiner Rückkehr selbst wie ein Fremder. Auch wenn sie jede Geste von ihm, jeden Ausdruck, jede Reaktion wiedererkannte, ja, sie hätte alles, was er tun oder lassen würde, vorhersagen können. Aber gerade das erschreckte sie. War es nicht unfassbar, dass ihr Mann sich nach allem, was geschehen war, überhaupt nicht verändert hatte? Sie war nicht dieselbe geblieben. Sie hatte sich verändert.
    Hubert hatte Alexandras Veränderung bemerkt.
    »Sie sieht aus wie eine Magd«, hatte er gedacht und sich von ihr abgewandt.
    Nach außen bemühte er sich um Komfort für sie, wollte ein wenig Luxus in ihr Leben zurückbringen, seine Frau sollte keine Bäuerin bleiben, das duldete seine Eitelkeit nicht. Von seinen schon bald regelmäßigen Verabredungen in München brachte er Schokolade, Tee und Kaffee mit nach Hause. Einmal sogar französisches Parfum. Ein anderes Mal französischen Cognac. Wie schon früher ermunterte er Alexandra wieder, ihn zu probieren. Sie lehnte es ab wie auch früher schon, im Gegensatz zu Hubert mochte sie keine harten alkoholischen Getränke. Der Cognac sei exzellent, eigentlich Medizin, ein Gläschen täglich würde ihrem Kreislauf guttun. Sie tat ihm den Gefallen und probierte ein Gläschen, was dazu führte, dass sofort ihr ganzer Mund, Zunge, Gaumen, Rachen, in Flammen zu stehen schien. Sie hustete, und das brachte ihren Mann wie auch schon früher zum Lachen. Alexandra dachte: Wir sind altvertraute Fremde. Und da nippte sie ein zweites Mal und wurde dieses Mal von einer lang auslaufenden Wärmewelle

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