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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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leicht, »wir müssen einfach nur zusammenhalten, dann werden wir das alles eines Tages auch verstehen können.«
    »Was verstehen wir denn dann alles?«
    »Ich zitiere mal die Bibel: ›Denn sie wussten nicht, was sie tun‹ …«
    »›Denn sie wissen nicht, was sie tun‹, heißt es in der Bibel.«
    »Nein, sie wussten es nicht, jetzt wissen sie es. Jetzt wissen wir es …«
    »Franz, weißt du was?«, unterbrach ihn Anton.
    »Ja, was? Was soll ich wissen?«
    »Ich muss mit dir reden!«, sagte Anton.
    »Reden?«, fragte Franz überrascht, »aber reden wir denn nicht schon den ganzen Abend?«
    »Ancora due Ginfizz, per favore«, sagte Anton, und schon entfaltete der Barmann erneut sein artistisches Geschick. Anton legte nun einen Arm um Franzens Schulter und verfolgte, wie der Barmann den Cocktailshaker mit beiden Händen in rhythmischen Auf-und-Ab-Bewegungen eine Weile schüttelte, dann standen zwei neue Ginfizz auf dem Tresen der Bar. Franz und Anton griffen gleichzeitig danach.
    »Wir trinken auf … auf … auf«, begann Franz mit schwerer Zunge und tippte mit seinem Glas vorsichtig gegen das von Anton.
    »Auf …« Anton überlegte, »wir trinken darauf, dass wir wissen, was wir tun«, er schaute Hans-Ulrich an, er nippte noch immer an seinem ersten Whiskey, stieß nun aber mit Anton und Franz an.
    »Wissen, was wir tun«, echote Franz, »und was hast du getan, Hans Müller, an welcher Front hast du gekämpft?«, wollte Franz jetzt, etwas zu laut, von Hans-Ulrich wissen.
    Hans-Ulrich verbeugte sich spöttisch amüsiert vor Franz: »Hans-Ulrich Hacker, wenn ich bitten darf, der sich nun verabschiedet und darauf hinweist: Die Herren sind betrunken.« Er verbeugte sich noch einmal und warf im Gehen Anton einen bedeutungsvollen Blick zu.

8.
    In der Bordküche bereiteten die Stewardessen den Service vor, nachdem die Anschnallzeichen erloschen waren.
    Die Maschine, ein viermotoriges Propellerflugzeug, war nicht ausgebucht, und so konnte Hans-Ulrich jetzt seine langen Beine ausstrecken.
    Anton legte den Stapel von Zeitungen, die er vor dem Abflug am Flughafen Rom-Fiumicino gekauft hatte, auf den freien Sitz neben sich, bat eine der Stewardessen um ein Glas Wasser und löste ein Aspirin darin auf. Es war bereits das zweite an diesem Morgen. Er hoffte, dass sich damit endlich die Nachwirkungen des Ginfizz-Rausches vom Vorabend auflösen würden.
    Er leerte das Glas in einem Zug, faltete dann eine der Zeitungen auf und versteckte seinen Kopf dahinter. Er wollte nicht unbedingt lesen, er wollte vor allem ungestört über sein Vorgehen in Sachen Hubert Münzer nachdenken. Bisher war es ihm mit dem Verweis auf seinen Alkoholkater gelungen, Hans-Ulrichs Auslassungen über Franz Münzer, diesen dann doch enttäuschenden Otto Normalverbraucher, und seine reichlich provinzielle Frau einzudämmen. Jetzt sollte ihm die Zeitung dabei helfen.
    Hans-Ulrich lehnte sich in seinen Sitz zurück und schaute aus dem Fenster, unten schwebten flockige Wolkenbausche über dem Apennin. Tatsächlich beschäftigte er sich gerade ebenso wie Anton auch mit Hubert Münzer. Er könnte Anton vorschlagen, Erkundigungen über den alten Münzer einzuholen, überlegte er. Natürlich keine Recherche über das hausinterne Archiv, vielmehr mittels seiner noch immer gut funktionierenden Kontakte zu den Kumpels. Hubert Münzer könnte, nach allem, was er am gestrigen Abend gehört hatte, ein idealer Zeuge für Antons großen Roman sein. Hans-Ulrich nannte Antons Untergang nur noch den großen Roman, weil er wie ein ausuferndes episches Werk erst in vielen Jahren, vielleicht sogar nie, vollendet würde.
    Über die Kumpels könnte er in Sachen Hubert Münzer vielleicht an interessantes authentisches Material gelangen, der alte Münzer war, wie es schien, in den Goldmacher-Betrug involviert gewesen. Vielleicht sogar einer der Initiatoren, mutmaßte Hans-Ulrich. Er beugte sich über den Gang zu Anton hinüber.
    »Interessanter Zufall«, begann er, doch Anton reagierte nicht und versteckte seinen Kopf tiefer in die Zeitung. Ein deutliches Zeichen dafür, dass er nicht gestört werden wollte, Hans-Ulrich kannte es bereits.
    Er schaute eine Weile wieder zum Fenster hinaus, in einiger Entfernung konnte er die Adriaküste ausmachen.
    Er würde den Fall Hubert Münzer auf eigene Faust recherchieren, entschied er, und Anton erst einweihen, wenn etwas dabei herausgekommen wäre. Der Gedanke gefiel ihm, noch immer sah sich Hans-Ulrich in seiner Beziehung zu Anton gern

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