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Goldmacher (German Edition)

Goldmacher (German Edition)

Titel: Goldmacher (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisela Stelly
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vorausahnen.
    Zunächst enttäuschten die Ergebnisse, Hubert Münzer war in keiner Weise in den Goldmacher-Betrug verwickelt gewesen, wie er gehofft hatte. Doch wenig später wurden ihm Dokumente aus der Nazizeit angeboten, die bisher noch nicht einmal dem BRD -Geheimdienst zugänglich gewesen waren.
    Es handele sich um Aufzeichnungen eines gewissen August Lowicki, teilte ihm der Informant mit. Lowicki sei Parteimitglied der ersten Stunde gewesen und ein Mann aus dem nahen Umfeld von Hubert Münzer. Er würde heute unter anderem Namen in Argentinien leben. Diese Aufzeichnungen enthielten genug Sprengstoff, um den alten Münzer hochgehen zu lassen, ließ der Informant Hans-Ulrich auch noch wissen. Deshalb der Preis. Er war hoch, sogar sehr hoch, und darüber würde er Anton informieren müssen. Doch zuerst verabredete Hans-Ulrich ein Treffen, bei dem ihm die Echtheit der Aufzeichnungen belegt und der Inhalt dargestellt werden sollte.
    Bevor es jedoch dazu kam, erfuhr er bei einer zufälligen gemeinsamen Paternosterfahrt von Anton, er sei mit Franz auf dem Amselhof verabredet, um Hubert Münzer kennenzulernen, einen wichtigen Zeit- und Kronzeugen, wie er hoffe.
    Einen kurzen Augenblick wollte Hans-Ulrich erzählen, was man ihm angeboten und worüber er bald mehr und nach der Bezahlung von einer wenn auch tatsächlich sehr hohen Summe alles erfahren würde. Hubert Münzer war ein Mittäter gewesen. Aber dann hielt ihn etwas zurück. In diesem Moment im Paternoster wollte Hans-Ulrich die Macht, mehr zu wissen, mehr über Hubert Münzer zu wissen, nicht an Anton weitergeben, er wollte sie für sich behalten.

9.
    »Bleibst du nicht übers Wochenende?«, fragte Franz überrascht und zeigte auf die Reisetasche in Antons Hand.
    »Ich reise lieber mit kleinem Gepäck, am Sonntagabend fliege ich zurück, falls dein Vater mich nicht vorher rausschmeißt«, meinte er ironisch.
    Sie durchquerten die Ankunftshalle des Flughafens.
    »Hast du dir etwas Besonderes vorgenommen?«, fragte Franz verwundert.
    »Denn sie wussten nicht, was sie tun, jetzt wissen sie es – dein Vater ist ein Zeitzeuge, ich würde ihn gern befragen, nicht nur über den Goldmacher.«
    »Er wird dir von den Amis erzählen und von seiner großen Bedeutung für den Wiederaufbau, ihn interessiert nur die Gegenwart«, sagte Franz und überquerte mit Anton den Parkplatz. Über Huberts Internierung sagte er nichts, niemand in der Familie oder auch außerhalb sprach darüber.
    Anton warf seine Reisetasche auf den Rücksitz des Borgwards und setzte sich vorn neben Franz auf den Beifahrersitz: »Ich werde ihn ein bisschen in die Zange nehmen.«
    »Er ist eine harte Nuss«, warnte Franz und fuhr auf die Autobahn. Es war Samstagmittag, und es war ein goldener Herbsttag im Oktober. Später, während der Fahrt über die Landstraße, erzählte er von seinem persönlichen Wunder von Rom.
    »Ja, ein Wunder, verzeih!«, sagte er und lachte. Bereits auf dem Weg nach Rom sei ihm der Touristenstrom aufgefallen, und als er sich dann in Rom auf die Spuren seiner Erinnerung an jenen Tag vor seinem ersten Einsatz gemacht habe, sei ihm blitzartig eine Idee eingefallen, von der er sofort wusste, sie sei richtig und gut. Er habe ihr auch gleich einen Namen gegeben: Solotel . Er würde im Süden preisgünstige Hotels für die hart arbeitenden, sonnenhungrigen Urlauber aus dem Norden bauen und sich durch Solotel sowohl endgültig von seinem Vater als auch endgültig vom Krieg befreien, er würde etwas ganz Neues aufbauen.
    »Und was meint dein Vater dazu?«, fragte Anton.
    »Ich werde ihn morgen über alles informieren.«
    »Hast du ihn über mich informiert? Ich meine, was hast du ihm von mir erzählt?«
    »Er hat sich äußerst interessiert daran gezeigt, ein Opfer der Goldmacherei kennenzulernen, ein Opfer der zweiten Generation, wie er sich ausdrückte. Ich hab dich gewarnt, er ist eine harte Nuss!«
    »Ich werde nicht als Opfer mit ihm sprechen, sondern als Chronist«, sagte Anton, »er ist ein Zeuge des Wunderglaubens, mit dem alles anfing.«
    »Herrje, nein!«, protestierte Franz. »Mein Vater hat doch nie an Wunder geglaubt! Ich habe daran geglaubt und viele andere auch, aber er doch nicht!« Er schaute plötzlich düster.
    In einiger Entfernung glitzerte das Blau des Starnberger Sees durch die Bäume und Franzens Stimmung hellte sich schlagartig wieder auf.
    »Halt dich fest!«, rief er nun, dann gab er Gas und fuhr in halsbrecherischem Tempo die kurvenreiche Strecke von der

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