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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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was mit Musik zu tun hat, fernhalten soll, weil ihre Nerven das nicht aushalten. Hätte sie mit diesem Morten nicht einfach in eine Kneipe oder Bar gehen können? Aber nein, Miss Goldmarie braucht wieder den fame … vermutlich steckt mehr Rampensau-Qualität und Drang nach Aufmerksamkeit in ihr, als sie es sich eingestehen würde. Dieser Morten tat so, als hätte ihr letztes Stündlein geschlagen. Zum Glück war Sören, der Heilpraktiker, wenigstens cool und hat die Nerven behalten. Er meinte, ein paar Rescue-Tropfen und eine ordentliche Portion Schlaf müssten genügen, um mein Sensibelchen von Stiefschwester wieder ins Lot zu bringen. Momentan liegt Marie immer noch im Bett und hält sich vermutlich für Schneewittchen oder Dornröschen, die nach ihrem Koma-Schlaf von einem Prinzen wach geküsst wurden. Zumindest sah es ganz so aus, als hätte sie sich Hals über Kopf in Sören verliebt, während Morten nur danebenstand und dumm in die Röhre guckte. Irgendwie ist das alles verkehrte Welt! Wenn ICH umfalle, dann interessiert das bis auf Ma unter Garantie niemanden. Man muss halt so schnuckelig und süß sein wie mein Schwesterherz, dann prügeln sich alle drum, einem zu helfen. So, ich werde jetzt weiter in meinem Lyrik-Band lesen, bevor ich noch schlechtere Laune bekomme. Morgen hab ich ein Vorstellungsgespräch bei Ludmilla Drach, dem alten Drachen …

17. Marie Goldt
    (Montag, 21. November 2011)
    Gedankenverloren stieg ich an der Bushaltestelle aus und atmete tief durch. Heute war mein erster Arbeitstag bei Frau Holle und ich hatte ziemlich Muffensausen, was mich dort erwarten würde.
    Da ich eine Viertelstunde zu früh dran war, beschloss ich, noch ein wenig spazieren zu gehen. Ich schlenderte den Mühlenkamp hinunter, vorbei an einigen schönen Cafés und Boutiquen und kam schließlich zu einer Buchhandlung, die ein Schaufenster komplett mit Märchenbüchern dekoriert hatte. Von der Decke hingen farbenfrohe Bildmotive von Rotkäppchen, Aschenputtel, Dornröschen, Schneewittchen – und Frau Holle. Neben den Büchern hatten sie rote Äpfel und ein Weidenkörbchen mit Kuchen und Wein drapiert. Ein junges Mädchen war gerade dabei, einen Band mit fliederfarbenem Umschlag aus dem Fenster zu holen. Unsere Blicke trafen sich und sie lächelte mir freundlich zu. Mir fiel mein Märchenbuch zu Hause ein und mein Erlebnis mit Frau Holle. Mit diesem Gedanken drehte ich wieder um.
    Ich wollte auf gar keinen Fall zu spät kommen.
    Meine Intuition sagte mir nämlich, dass Nives Hulda trotz ihrer freundlichen Art sehr streng sein konnte.
    »Hallo Marie, toll, dass du da bist«, begrüßte mich Niki, die ihre dünnen rotbraunen Haare heute zu kleinen Rattenschwänzchen gebunden hatte. »Wir haben gerade eine neue Lieferung Bettwäsche bekommen, die ausgepackt und ausgezeichnet werden muss. Aber komm erst mal mit, ich zeig dir den Aufenthaltsraum, in dem du deine Sachen lassen kannst.« Ich folgte Niki und fand mich kurz darauf in einem kleinen, aber urgemütlichen Raum wieder, in dem ich sogar ein eigenes abschließbares Fach im Schrank bekam. Die grob verputzten Wände waren himmelblau getüncht und irgendjemand – vielleicht ein Kind? – hatte darauf weiße Wolken gemalt und stellenweise Watte und Goldglitter darauf geklebt. »Sieht ein bisschen aus wie in einer Kita, nicht wahr?«, lachte Niki, als sie meinen Blick bemerkte. »Aber keine Sorge, du gewöhnst dich dran!« Nachdem sie mir die Teeküche und die Personaltoilette gezeigt hatte, gingen wir nach vorne in den Laden, wo bereits eine Kundin wartete und ziemlich genervt aussah. »Ich dachte schon, hier ist keiner«, sagte sie mit schriller Stimme und schaute Niki vorwurfsvoll an. »Ist denn meine Bestellung endlich eingetroffen?« Dieses endlich klang, als wartete sie bereits seit hundert Jahren. »Tut mir leid, Frau Doktor Andreesen, aber wir haben die Lieferung noch nicht ausgepackt. Ich hatte Ihnen doch versprochen, Sie anzurufen, wenn alles da ist.« Frau Doktor schnappte sichtlich nach Luft und ich gab ihr insgeheim den Namen Schnappi, weil sie einen kleinen, spitzen Mund hatte, der so wirkte, als sei er ausschließlich dazu gemacht herumzumeckern. »Wenn Sie wollen, bringe ich Ihnen eine Tasse Tee und Sie warten hier, während meine Kollegin und ich eben nachschauen, ob ihre Wäsche in einem der Kartons ist«, bot ich an und erntete dafür einen anerkennenden Blick von Niki, die nach einem Tapeziermesser griff und zur Tat schritt. Schnappis Gesichtszüge

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