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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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entspannten sich augenblicklich und der Anflug eines Lächelns huschte über ihr Gesicht. Dann beugte sie sich vor und sagte in vertraulichem Ton: »Sie wissen ja sicher auch, wie das in der Vorweihnachtszeit ist. Man hat nichts als Stress, Stress, Stress. Und Ärger, Ärger, Ärger. Jedes Jahr nehme ich mir aufs Neue vor, rechtzeitig anzufangen, aber ich kann die Uhr danach stellen, dass meine Pläne immer von irgendwelchen Dilettanten durchkreuzt werden.« Ob Niki und ich in diese Kategorie fielen, war nicht ganz klar, aber es war mir auch egal. Alles, was ich dachte, war: Es sind noch fünf Wochen bis Weihnachten, wo ist das Problem?
    Bevor Frau Andreesen mich tiefer in die Geheimnisse ihrer stressigen Weihnachtsvorbereitungen einweihen konnte, ging ich in die Küche, um Tee zu kochen, und fand zu meiner Freude eine Dose mit appetitlich duftenden Plätzchen, die ich plündern konnte. Zucker ist gut für die Nerven, dachte ich und stellte Tee und Plätzchen vor die Kundin, die es sich in einem gepolsterten Sessel gemütlich gemacht hatte und in der Living Art blätterte. »Frau Doktor, wie schön, Sie zu sehen«, hörte ich auf einmal Nives Hulda, die auf die Kundin zueilte. Mittlerweile war Niki fündig geworden und wedelte im hinteren Teil des Ladens triumphierend mit zwei Packen kuscheliger Biber-Bettwäsche in englischem Karomuster.
    Nachdem Nives und die Kundin eine Weile geplaudert hatten und ich währenddessen das Gewünschte als Geschenk verpackte, war die Welt von Frau Doktor scheinbar wieder in Ordnung. »Da haben Sie aber eine ganz reizende junge Dame eingestellt«, lobte sie, nachdem sie mit ihrer Platinkarte gezahlt hatte, und zwinkerte mir im Hinausgehen zu.
    »Wer hat eigentlich diesen Typ Frau erfunden?«, stöhnte Niki und rollte die Augen, als die Tür zugefallen war. »Die hat doch den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als zur Maniküre, zur Kosmetik und zum Friseur zu rennen. Sie hat eine Haushälterin, eine Nanny, einen Chauffeur und sogar einen Hundesitter, wenn sie mal keine Lust hat, nach draußen zu gehen. Aber angeblich ist sie ohne Ende gestresst.«
    »In welchem Bereich hat sie denn ihren Doktor gemacht?«, fragte ich verwirrt und packte den Tee und die Kekse aufs Tablett, um sie wieder zurück in die Küche zu bringen. »Vielleicht ist ihr Vorname Doktor, aber diese Schnecke hat in ihrem Leben noch nie einen Hörsaal von innen gesehen, das schwöre ich dir«, antwortete Niki und öffnete die nächsten Kartons. Ich musste lachen und auch Nives schmunzelte. »Dann zeige ich dir mal den Sitzungsraum und das Büro, Marie«, sagte sie und hakte mich liebevoll unter. »Und Niki, versuch mal, ein bisschen an deiner Einstellung zu arbeiten. Winterhude ist ein Stadtteil mit zahlungskräftigen, verwöhnten Kunden. Du kannst dich noch so sehr über sie lustig machen, ändern wirst du sie dadurch nicht. Du bekommst nur frühzeitig Falten und einen verbitterten Zug um den Mund, das ist alles.« Niki guckte entsetzt und trommelte mit den Fingern auf ihrem Gesicht herum. Auf meinen fragenden Blick hin erklärte Nives: »Sie klopft sich ihre Meridiane frei, kein Grund, sich Sorgen zu machen. Solltest du auch mal probieren, die Methode wirkt Wunder, gerade wenn man gestresst oder nervös ist.« Nives Worte beunruhigten mich etwas. Bislang war mir hier zum Glück alles normal erschienen, aber was um Himmels willen waren Meridiane? Mysteriös, mysteriös!
    »Und das ist das Sitzungszimmer. Hier behandle ich Kunden, die unter Schlafstörungen leiden«, fuhr Nives mit ihren Erklärungen fort. Sofort dachte ich an den Lederjacken-Typen Dylan. Er hatte so cool und lässig gewirkt, dass ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass er sich nachts schlaflos im Bett herumwälzte …
    Der Sitzungsraum erinnerte ein wenig an das Therapiezimmer von Dr. Willibald Hahn, mit dem Unterschied, dass in einer Ecke eine Hängematte befestigt war. Als Kind hatte ich mir immer einen Garten gewünscht, in dem zwischen knorrigen Apfelbäumen eine solche Matte hing, in der man gemütlich schaukeln, verträumt in den Himmel gucken und Schäfchenwolken zählen konnte. »Und wie können Sie ihnen helfen?«, fragte ich neugierig, da ich in Vollmondnächten auch zu denen gehörte, die kaum ein Auge zubekamen. Keiner der üblichen Geheimtipps wie Milch mit Honig, ein Lavendelbad oder eine Runde Spazierengehen vor dem Zubettgehen hatte bis jetzt geholfen. »Sagt dir der Begriff Kinesiologie etwas?«, fragte Nives und ich schüttelte den

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