Goldmarie auf Wolke 7
hautengen Dress machte sie natürlich eine super Figur. Eine wunderhübsche Eisprinzessin! »Okay, dann mal los«, sagte ich. Sonst hielt mich Sören hinterher noch für die totale Memme. Er sollte nicht denken, dass ich entweder bei Konzerten in Ohnmacht fiel oder zu feige war, mich aufs Eis zu trauen. Und siehe da: Einige Sekunden später waren Kälte und Muffensausen tatsächlich verschwunden und ich genoss die gleichmäßigen Bewegungen, die mich übers Eis trugen. Sören hielt mich an der Hand, und wer auch immer versuchte, sich dazwischenzuquetschen, war chancenlos.
Eine halbe Stunde später hatte ich mich dermaßen in Rausch gelaufen, dass ich fast enttäuscht war, als André vorschlug, Pause zu machen und Glühwein zu trinken. »Für mich ohne Alkohol«, bat ich, als Sören und André loszogen, um sich in die Schlange am Getränkestand zu stellen. »Dieser Sören ist ja supernett. Aber was sagt Morten eigentlich dazu, dass du heute mit ihm verabredet bist?«, wollte Julia wissen und traf mit ihrer Frage einen wunden Punkt. Obwohl es Unsinn war, hatte ich Morten gegenüber tatsächlich ein schlechtes Gewissen. Andererseits hatte er Sören ja meine Nummer gegeben. Doch vermutlich war er davon ausgegangen, dass der sich nur nach meinem Befinden erkundigen wollte, nichts weiter. Ich antwortete Julia einen Tick heftiger als beabsichtigt: »Er weiß es nicht und ich bin ihm auch keine Rechenschaft schuldig. Ich finde ihn sympathisch, aber es funkt halt absolut nicht bei mir.« Julia sah mich erwartungsvoll an: »Ist Sören denn ein Funkensprüher?« Was sollte ich nun auf diese Frage antworten? Konnte ich ihr erzählen, dass ich aus irgendeinem Grund immer wieder an Dylan denken musste? An Dylan, der auf den ersten Blick so gar nichts für mich war und ganz offensichtlich etwas mit Niki hatte? Zögernd murmelte ich: »Mal sehen«, und war froh, dass die beiden Jungs in diesem Moment mit den Getränken wiederkamen. Punkt zweiundzwanzig Uhr wurde die Eisarena geschlossen und Sören lud uns ein, noch mit zu ihm zu kommen. »Mein WG-Zimmer liegt gleich um die Ecke in der Karolinen-Passage. Es ist dort zwar ein bisschen chaotisch, aber die Typen sind alle super drauf. Sie nennen sich die ›Zwerge‹ und sind die nettesten Mitbewohner, die man sich wünschen kann.«
»Nein danke, lass mal. Ich hab noch eine Überraschung für Julia«, winkte André ab, ohne abzuwarten, ob Jule vielleicht mitgehen wollte. So ein Verhalten war in meinen Augen total unmöglich. »Also ich hätte Lust«, stimmte ich abenteuerlustig zu. Das mit der Zwergen-WG klang aufregend. »Ich muss allerdings spätestens um zwölf Uhr daheim sein.«
»Herzlich willkommen hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen«, witzelte ein etwas korpulenter, fröhlich wirkender Typ, als Sören die Tür öffnete. »Darf ich vorstellen: Das ist Guido Hansen, genannt JamieTim, und dieses bezaubernde Wesen ist Marie Goldt. Ich habe sie neulich bei einem Konzert in der Prinzessinnenbar kennengelernt.«
»Freut mich, Marie. Na, dann kommt mal rein, ihr beiden. Habt ihr Hunger?« Wie auf Kommando knurrte mein Magen. Das schnelle Eislaufen war doch ganz schön anstrengend gewesen. »Guido hat seinen Spitznamen übrigens nicht umsonst. Er ist Profikoch und Besitzer des genialsten Veggie-Imbisses in ganz Hamburg, dem Veggie-Himmel in der Marktstraße. Sein vegetarisches Chili ist der absolute Oberknaller!«, schwärmte Sören und Guido lächelte geschmeichelt. Dann führte er uns in die gemütliche Wohnküche. Dort war es zwar ziemlich unordentlich, aber ich verliebte mich sofort in ein altmodisches Sofa mit roséfarbenem Samtbezug und ließ mich darauf fallen. »Mal schauen, was haben wir denn hier noch alles«, murmelte Guido und durchstöberte den riesigen Kühlschrank, der aussah, wie aus den 1950er-Jahren.
»Wie lange wohnt ihr beiden denn schon zusammen?«, wollte ich wissen, da Sören und Guido recht vertraut miteinander wirkten. »Noch gar nicht so lang, vielleicht vier, fünf Wochen«, antwortete Sören und holte Teller und Gläser aus der Küchenvitrine. »Ich bin eingezogen, als mein Vorgänger Leander beschlossen hatte, nach Berlin zu gehen. Ist dort für einen Schauspieler ein besseres Pflaster als Hamburg. JamieTim hatte einen Aushang im Veggie-Himmel gemacht und da hab ich natürlich sofort zugeschlagen.«
»Aber den Mietvertrag bekam er erst, nachdem die anderen Jungs ihn einer schweren Prüfung unterzogen hatten, schließlich lassen wir hier
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