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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Gesicht kommen, weil er sonst der Qual gedenkt, die er in jener Nacht von übermenschlicher Gewalt gelitten, und er des Zaubers sich bewusst wird, wodurch großes Unglück entsteht.‹«
    Konnte es sein, dass das Thema Märchen, und insbesondere die Gebrüder Grimm, mich in letzter Zeit verfolgten?
    »Na, hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«, riss Niki mich aus einer Fantasie, in der ich Dylan zum Essen eingeladen hatte (Chinesisch oder Thai, ohne Gabeln – dafür mit Stäbchen!) und er beim Abschied seine Lieblings-CD bei mir vergaß, die er als musikalische Untermalung unseres romantischen Rendezvous mitgebracht hatte. Hach …
    Verlegen stammelte ich »Denke schon« und schloss die Seite reflexartig. In diesem Moment kam Nives herein: »Hallo, liebe Marie, geht’s dir gut? Hattest du einen schönen ersten Advent?« Ich nickte und erzählte von der Einladung bei Julia. Nives sollte nicht das Gefühl haben, dass mein Leben nur ein einziges Jammertal war. Sie lächelte erfreut und blickte dann auf die Uhr. »Oje, ich muss mich beeilen, Dylan kommt in einer Dreiviertelstunde.« Im nächsten Moment war sie schon dabei, die Lieferung der Spezialbettwäsche zu checken, die heute eingetroffen war. Sie holte eine der Decken aus der Plastikverpackung, befühlte und begutachtete sie und steckte schließlich ihre Nase tief in den Stoff. Niki grinste belustigt, ich hingegen beobachtete meine Chefin fasziniert. Was, bitte schön, machte sie da? »Das ist meine persönliche Methode, um die Ware zu prüfen«, erklärte Nives, als sie meine Verwirrung bemerkte. »Diese Bettwäsche ist etwas ganz Besonderes. Ich nenne sie insgeheim Modell Prinzessin auf der Erbse, weil sie speziell für Allergiker und Frostbeulen angefertigt wurde. Wenn man darunter liegt, soll man sich angeblich fühlen, wie in einem Backofen.«
    »Wie furchtbar!« Niki schüttelte sich angewidert. »Da bekommt man doch bestimmt einen totalen Dröhnschädel und ist die ganze Nacht damit beschäftigt, sich frei zu strampeln. Aber bitte, wer’s mag.« Ich dachte einen Moment nach. »Wie wäre es, wenn ich das Fenster hinten links neu dekoriere und ein bisschen märchenhaft gestalte? Vielleicht kann ich mir aus der Buchhandlung am Mühlenkamp Märchenbücher ausleihen und bei uns Werbung für sie machen? Und die stellen umgekehrt ein Werbeschild von uns auf oder hängen ein Plakat ins Schaufenster?« Während ich das sagte, wunderte ich mich über mich selbst. Wo kam diese Idee denn auf einmal her? Nives strahlte. »Das ist ein wirklich toller und kreativer Vorschlag, liebe Marie. Wenn du Lust hast, kannst du gern rüberlaufen und mal nachfragen. Und grüß bitte den Besitzer von mir, wenn er da ist. Wir kennen uns schon lange.« Ich schnappte mir sofort meinen Mantel. Keine halbe Stunde später war ich wieder zurück und konnte Erfolg verkünden. Dabei sah ich direkt in die Augen von Dylan, die meine Knie augenblicklich weich werden ließen wie Himbeergelee.
    Niki nestelte nervös an ihren Haaren herum und strahlte über das ganze Gesicht. Dylan lächelte uns zu und folgte Nives ins Behandlungszimmer. Kaum hatte sich die Tür hinter den beiden geschlossen, ging Niki in die Knie und verdrehte dabei die Augen. »Oh mein Gott! Dieser Typ macht mich noch wahnsinnig! Wie kann man nur so unfassbar gut aussehen?«
    Dummerweise konnte ich darauf nicht antworten, denn ich war vollauf damit beschäftigt, meinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen und mir nichts anmerken zu lassen. »Ich räum dann schon mal die Auslage aus, wenn das für dich okay ist«, flötete ich und verkrümelte mich ans andere Ende des Geschäfts. Mist, Mist, Mist! Ich musste mir Dylan aus dem Kopf schlagen, und zwar sofort! Energisch räumte ich das Fenster leer und reinigte die Scheibe mit Glasrein. Anschließend begann ich mit dem Dekorieren. Ich war so beschäftigt, dass ich vor Schreck beinahe umgefallen wäre, als mir jemand auf die Schulter tippte. »Hey, Marie, hast du mal einen kurzen Moment Zeit für mich?« Auch einen langen, lieber Dylan, auch einen sehr langen!, dachte ich, versuchte dabei aber, so unbeteiligt wie möglich dreinzuschauen. »Was gibt’s denn?«
    »Ich wollte fragen, ob du zufällig Zeit und Lust hast, morgen Abend zu mir zu kommen, damit ich dir beweisen kann, dass man in Eppendorf wohnen und sich gleichzeitig selbst treu bleiben kann.« Ich sagte erst einmal … gar nichts …
    »Marie? Alles klar? Findest du die Frage unverschämt? Wir können uns sonst auch

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