Goldmarie auf Wolke 7
Womit beschäftigst du dich, wenn du nicht gerade bei unserer Frau Holle die Betten aufschüttelst?«
»Ich gehe ganz normal zur Schule, ich treffe gern Freunde, ich …« OMG! Dylan musste denken, dass ich der langweiligste Mensch auf Erden war. Aber was hatte ich auch schon groß zu erzählen? Ich trieb weder Sport, noch hatte ich irgendwelche exotischen Hobbys.
»Verstehe«, schmunzelte Dylan. »Dann sag mal: Möchtest du Jasmin-Tee oder lieber einen Saft?« Froh über den abrupten Themenwechsel klammerte ich mich an einer offenbar selbst getöpferten Schale fest und ließ mir Tee einschenken. Was war nur auf einmal los mit mir? Bei Morten oder Sören hatte ich doch auch keine Probleme, den Mund aufzubekommen?! »Wie lange kennst du denn Niki schon?«, hörte ich mich auf einmal fragen. Alter Kommunikationstrick meines Vaters: Stell deinem Gegenüber eine Frage, wenn du selbst gerade nicht weiterweißt. Das gibt dir Gelegenheit, dich zu sammeln, und du erfährst ganz nebenbei viel vom anderen! Dylan verknotete seine langen Beine zum Lotussitz und schaute mich belustigt an. »Seit ungefähr zwei Jahren. Warum fragst du?«
Marie, das war ein Eigentor!
»Ich wollte auf diese Weise herausfinden, wie lange du schon bei Nives in … Behandlung bist«, stammelte ich. »Und ich würde natürlich auch gern wissen, ob du mittlerweile besser schlafen kannst. In Vollmondnächten ist das ja manchmal wirklich ein Problem, selbst für mich, die sonst eher wie ein Murmel …« Dylan zog die Nase kraus und sprang auf, ehe ich mich weiter um Kopf und Kragen reden konnte. Er stürzte auf den Flur hinaus. Dann hörte ich es fluchen. »Was ist denn passiert?«, fragte ich besorgt und folgte ihm in die winzige Küche. »Der Reis ist angebrannt, ich hätte doch lieber einen aus dem Beutel nehmen sollen«, schimpfte Dylan und kratzte hektisch im Kochtopf herum. »Mit Glück können wir die obere Hälfte dieser Pampe retten«, grinste ich und schubste ihn vom Herd weg. In diesem Bereich war ich absolut in meinem Element! »Hast du eben Pampe gesagt?«, fragte Dylan und gab mir aus heiterem Himmel einen Kuss. Während seine Lippen zärtlich meine umspielten, schwanden mir beinahe die Sinne, so unendlich toll fühlte es sich an, in seinen Armen zu liegen. Das hier übertraf bei Weitem meine kühnsten Träume und alles, was ich bisher erlebt hatte. »Schön, dass du endlich hier bist«, murmelte er und streichelte den Haaransatz in meinem Nacken. Seine Brust war so breit, der Pullover so flauschig – der perfekte Ort, um sich anzulehnen und einzukuscheln. »Ich habe viel an dich gedacht, während ich mich schlaflos im Bett herumgewälzt habe, weißt du das?«, flüsterte Dylan und ich glaubte, schon wieder in Ohnmacht fallen zu müssen.
Aber halt, stopp!
Konnte es sein, dass er so etwas in der Art auch schon zu Niki gesagt hatte? Und vielleicht auch zu vielen anderen Frauen, die er zu sich nach Hause einlud?
Schweren Herzens löste ich mich aus der Umarmung. Auch wenn Dr. Hahn mir geraten hatte, meine Vernunft gelegentlich an den Nagel zu hängen – Irgendeine in einer langen Reihe wollte ich auch nicht sein! Also sagte ich so distanziert wie möglich: »Wir kümmern uns jetzt besser um den Reis, wenn wir nicht verhungern wollen.« Dann häufelte ich mit einem Kochlöffel den Basmati aus dem Topf in eine andere Schüssel. Danach trugen wir die Schale und einen weiteren Topf mit Gemüse und Tofu in rotem Curry zum provisorischen Tisch. Ich griff nach den Essstäbchen und dachte sofort an die Prophezeiung der Andreasnacht: Es dürfen keine Gabeln dabei sein ...
Nun, Gabeln waren zwar keine da, dennoch geisterte das Bild von Niki in meinem Kopf herum und war einfach nicht abzuschütteln. Anstatt zu essen, betrachtete Dylan mich mit ernster Miene. »Ich hab übrigens nichts mit Niki, falls du das denken solltest«, erklärte er und mein Herz machte einen Hüpfer. »Ich kenne sie aus einem Kurs für Photoshop, den wir mal gemeinsam besucht haben. Wir sind ’ne Weile viel zusammen unterwegs gewesen, um Bilder zu machen und Videos zu drehen, aber ich habe mich ein bisschen zurückgezogen, als ich merkte, dass sie sich für mich interessiert.«
Meine Laune stieg augenblicklich.
»Als sie dann begonnen hat, bei Traumzeit zu jobben, erzählte sie mir von Nives und ihren nahezu magischen Fähigkeiten. Seitdem sehe ich Niki nur noch, wenn ich bei euch im Laden bin.«
Meine Laune wurde immer besser.
»Allerdings will ich dir auch nicht
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