Goldmarie auf Wolke 7
spätestens Sonntag wirst du dich fühlen wie neugeboren! Und ab dann will ich folgende Frage aus deinem zauberhaften Mund hören, falls der Typ wider Erwarten doch noch bei dir auftaucht: Dylan? Wer ist eigentlich Dylan?«
44.
Die Feenkönigin stand über eine Landkarte gebeugt, markierte den Weg mithilfe eines Federkiels mit roter Tinte und runzelte die Stirn. Die Fährte der verlorenen Mutter führte von einem Ashram in Indien, über den Traumstrand von Goa nach Bali und von dort weiter nach Thailand. Dann wurden Roxys Spuren in der Sahara sichtbar und verloren sich schließlich in den unendlichen Weiten der Wüste. Delba trat an den Tisch heran, auf dem ihre Herrin die Karte ausgebreitet hatte, und betrachtete den Verlauf der Reiseroute. »Wie konnte Maries Mutter das alles finanzieren?«, fragte sie mehr sich selbst als ihre Gebieterin. »Und warum endet der Weg mitten in der Wüste? Bedeutet das, sie ist dort gestorben?« Die Feenkönigin richtete sich auf und rieb mit der Hand ihren Rücken, der seit Tagen schmerzte. Das geschah immer, wenn sie sich um eines ihrer irdischen Schäfchen besonders sorgte und nicht wusste, wie sie ihm helfen konnte. »Es kann auch bedeuten, dass wir an dieser Stelle ihre Seele verloren haben und Nergal das Regiment übernommen hat. Zu seinen Machenschaften gehört natürlich auch, die Spuren all jener zu verwischen, die er in seiner Gewalt hat. Ich denke, es ist allerhöchste Zeit, ihm einen Besuch abzustatten.« Delba schnappte hörbar nach Luft. »Wollt Ihr das wirklich tun?«, fragte sie entsetzt und überlegte, wie sie ihre Herrin von diesem gefährlichen Plan abbringen konnte. »Ihr könnt doch nicht einfach zu ihm gehen und ihn bitten, Euch zu sagen, wo er Maries Mutter versteckt hält. Wenn er sich überhaupt dazu herablässt, mit Euch zu reden, wird er Forderungen stellen. Und Nergal ist berühmt-berüchtigt für seine abscheulichen Methoden des Tauschhandels.«
Nun stand die Feenkönigin kerzengerade im Raum und faltete die Karte zusammen. Sie sagte: »Zeiten ändern sich!« Dann verließ sie grußlos das Zimmer. Delba ließ sich seufzend auf den goldenen Schemel ihrer Herrin sinken. Als hätte sie nicht schon genug damit zu tun, auf Erden in diesem Laden auszuhelfen und damit ihrer großen Liebe Jayden so nahe wie schon lange nicht mehr zu sein. Vor Jahren hatte sie ihn an eine Frau namens Odelia verloren. Delba wünschte, sie hätte nie in die klugen, warmen Augen seines Sohns Dylan blicken müssen, die sie nachts kaum schlafen ließen. Was, wenn er ihr gemeinsamer Sohn gewesen wäre? Was, wenn ihre Liebe auf Erden eine Chance gehabt hätte? Warum hatte sie damals nur den Fehler gemacht, sich in einen Menschen zu verlieben, anstatt unter ihresgleichen zu bleiben und sich mit ihrer himmlischen Existenz zu bescheiden. Was Jayden wohl gedacht haben mochte, als sie von einem Tag auf den anderen aus seinem Leben verschwunden war? Sie würde es wohl nie erfahren …
45. Marie Goldt
(Samstag, 17. Dezember 2011)
Ich schnappte nach Luft und wäre beinahe mal wieder in Ohnmacht gefallen, als Julia anrief und in verschwörerischem Tonfall »Auftrag erledigt« meldete. »Wie hast du das denn geschafft?«, fragte ich atemlos. Jule lachte und war anscheinend bestens gelaunt. »Ich sage nur eins: Manchmal ist es gut, Leute zu kennen, die gewisse Tricks draufhaben.« Mein Herz geriet total aus dem Takt. »Erinnerst du dich noch an Jojo, den smarten Skater, der früher auf unsere Schule ging?« »Hmm, ich weiß gar nicht, ob ich mich an ihn erinnern will«, antwortete ich und das Herz schlug mir bis zum Hals. Mir schwante Böses. Jojo war schon früher für jedes Abenteuer zu haben gewesen. »Jedenfalls schuldete Jojo mir noch einen Gefallen, also habe ich ihn gefragt, ob er mir bei dieser Sache helfen kann. Ich behaupte jetzt nicht, dass es ganz einfach war, in Dylans Wohnung zu kommen, aber schlussendlich hat es geklappt. Und glaub mir: Du willst nicht wirklich alle Details wissen …«
»Du kannst echt von Glück sagen, dass ihr nicht erwischt worden seid«, stammelte ich verwirrt. Jule kicherte nun dermaßen albern, dass ich fast wütend wurde, anstatt mich über ihre Hilfe zu freuen. »Und was hast du mit der Spange gemacht?«, fragte ich ungeduldig. »Das ist mein Geheimnis und wird es auch für immer bleiben. Versprich mir, dass du mir in allem, was ich getan habe, vertraust, okay?«
»Okay«, seufzte ich, auch wenn es mir schwerfiel.
Nachdem ich aufgelegt hatte, lag ich
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