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Goldmond

Goldmond

Titel: Goldmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Picard
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grimmig: »Glaubt Ihr wirklich, Ihr könntet mich davon überzeugen, ausgerechnet Euch das Siegel zu überlassen? Euer Hunger nach Macht übertrifft Euren Verstand wahrhaftig noch um so viel mehr, als selbst ich es vermutet hätte. Verschwindet, bevor ich Euch mit Worten des Lebens das letzte bisschen Magie austreibe, das Ihr noch zu besitzen scheint – und Euch damit zum Tode verdamme.«
    Der Geist schwieg eine Weile. Telarion ließ die Welle aus dunklem Licht nicht aus den Augen und gewann nach einiger Zeit den Eindruck, die Tiefe des Schattens ließe nach, der violette Rand werde zittriger und schwächer.
    Er wusste von Sanara, wie viel Kraft es kostete, ein Seelenbild zu erschaffen und es über eine längere Strecke zu entsenden. Er konnte kaum glauben, was sie gesagt hatte – dass ihr Heer so weit im Süden der Welt stand, wie er im Norden war. Eine Reise von hier zum Kantargebirge würde auf dem Landweg sicher lange Zeit in Anspruch nehmen, vielleicht konnte man sie auf dem Sorinas, der hier in der Nähe entsprang, ein wenig abkürzen.
    Ein weiter Weg für eine Seele, der man befohlen hatte, sichvom Körper zu trennen. Es wunderte ihn nicht, dass das Seelenbild schon so bald nach den ersten Worten des Gesprächs mit seiner Schwägerin zu verblassen begann.
    »Nun, seid Ihr noch nicht fort?«
    Wie Ihr wünscht. Es wundert mich nicht, dass einer wie Ihr, dem Stolz über alles geht, den Ruhm, das Siegel gefunden und zerstört zu haben, für sich behalten will. Ihr wünscht Euch wohl, dass man dereinst Lieder über Euch singt und Worte zu Balladen formt, die Eure Heldentaten preisen. Doch ich werde verhindern, dass Euer Hochmut nicht nur Euch, sondern auch die Welt zu Fall bringt.
    Telarion war des Gesprächs überdrüssig. Er hob die Hand und beschwor mit knappen Worten die Luft. Die Welle, die Flamme des Todes, musste verschwinden.
    Feine Schriftzeichen formten sich auf dem Felsen hinter Telarion und auf den Wurzeln der umliegenden Qentarstämme.
    Der Geist jammerte auf, als sich der Kreis um ihn schloss, doch Telarion achtete nicht darauf.
    »Tut, was Ihr wollt, Dari. Ich werde zu verhindern wissen, dass eine wie Ihr der Welt schadet«, sagte er, schloss die Augen und schickte seinen Wind hin zu den Symbolen, damit ihnen Leben eingehaucht wurde.
    Das Jammern des Schattens wurde zu einer lauten Wehklage, als die Zeichen aufglühten, dann verhallte der Laut sowohl in der magischen als auch in der geschaffenen Welt.
    Telarion starrte die Dunkelheit an, in der der Geist der Königin verschwunden war. Sie war ihnen dichter auf den Fersen, als er oder Morotand vermutet hatten. Sie wusste, dass Sanara das Siegel finden würde.
    Er stand vorsichtig auf, um Sanara nicht zu wecken, und verließ die Lagerstelle, um den zu suchen, der schneller als er reisen konnte.
    Es würde dem Fürsten schwerfallen, Gomaran nicht mehr in seiner Nähe zu wissen. Aber es schien, als sei mehr zu bedenken, als nur das Siegel zu finden, wenn er der Welt helfen wollte.
    Etwas Schützendes war neben ihr. Es gehörte zu ihr und war doch etwas Eigenes. Sie wollte es an sich ziehen, es deutlicher spüren, doch wie ein Luftzug ließ es sich nicht fassen. Als es sie dennoch an der Schulter fasste und sanft rüttelte, erwachte sie.
    »Du musst aufstehen«, wisperte eine Stimme in ihr Ohr, dann war die Präsenz verschwunden.
    Sie blinzelte den Schlaf aus den Augen und schlug die Decke zurück. Als sie die dicht verwobene Wolle berührte, griffen ihre Finger auf Eis. Raureif hatte sich in der Nacht darauf gelegt. Sie waren jetzt schon so weit oben im Gebirge, dass kaum noch Bäume wuchsen. Nur noch wenig Gesträuch und Gräser gab es zwischen den Felsen, weniger Kräuter, Knollen oder Beeren, die Sanara tagsüber sammeln konnte. Nachts wurde es kälter, die Luft dünner.
    Ihrem Begleiter machte die Kälte nur wenig aus. Er trug sie in sich, wie Sanara wusste, denn der Hauch Wind in ihr war ebenfalls kalt und ließ sie die niedrigen Temperaturen leichter ertragen. Trotzdem war Telarion an diesem Morgen offenbar schon in der Dunkelheit aufgestanden, denn er hatte Feuerholz gesammelt, und nun waren die Flammen, die in der Nacht zu Glut heruntergebrannt waren, wieder aufgelodert. Ein kleiner Kessel hing bereits darüber, in dem man kleine Mengen Eintopf oder Tee kochen konnte. Gerade häufte er noch eine Handvoll Schnee hinein. Dampf kräuselte sich dicht darüber. Das Wasser kochte bereits.
    Erst jetzt bemerkte Sanara, dass sie nicht in Raureif,

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